Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
Wirkung.
»Das wirst du nicht tun!«, bellte Stefania. »Bist du völlig verrückt geworden? Option drei führt zu Ärrdbäbben und Däsaster, Frances.« Sie nahm die Brandy-Flasche von meinem Nachttisch, war aber nicht schnell genug, um sich rechtzeitig auch das Glas zu schnappen.
»Hör auf damit, Stefania«, knurrte ich gereizt.
Ich fing an, Michaels Freundesliste durchzugehen. Es waren viel zu viele Mädchen darunter, alle attraktiv und sexy und clever. »Schlampen«, nuschelte ich im Flüsterton.
Ich scrollte weiter nach unten. Vor ein paar Wochen war ganz bestimmt noch keine Nellie unter seinen Freunden gewesen, das wusste ich genau. Doch jetzt war da eine Nellie. Verdammt. Da hatte ich sie. Nellie Daniels. Langes, glänzendes braunes Haar, ein schwarzes Kleid, ein Glas Champagner in der Hand, lachte sie über irgendetwas, das hinter der Kamera geschah. Um ihre Schultern lag der Arm eines Mannes. Der von Michael? Mir wurde elend. »Verdammt. VERDAMMT . Stefania, ich habe sie schon gefunden. Sie ist eine seiner Facebook-Freundinnen!«
Stefania kam zu mir ans Bett geschlendert. »Bleib von diesem Computer wägg«, schimpfte sie und entriss mir den Laptop. »Sie könnte sonst wärr sein. Nur weil sie auf Facebook miteinander befreundet sind, heißt das noch lange nicht, dass er sie nackt gesehen hat. Du ziehst voreilige Schlüsse!« Sie stapfte mit meinem Laptop davon und stellte es aus irgendeinem unerfindlichen Grund in den Ofen.
Ich stürmte auf die Toilette, Tränen der Panik stiegen in mir auf. Ich musste sie auf meiner Seite wissen. Es war wichtig, dass sie verstand, wie verängstigt ich war. Ich hatte gedacht, ich hätte den absoluten Tiefpunkt bereits erreicht: Die Möglichkeit, dass es noch weiter abwärts gehen könnte, trieb mich an den Rand einer Ohnmacht. Ich kam einfach nicht damit zurecht, dass Michael eine Freundin namens Nellie Daniels hatte. Vor meinem inneren Auge sah ich, wie er mit seiner Hand über ihren Rücken und ihre glänzende braune Mähne strich, und hätte mich fast übergeben.
Mein Gesicht im Spiegel sah aus wie ein gekochter Knödel, total verquollen und aufgedunsen vom Weinen, verschmiertes Make-up von gestern unter den Augen. An meinem Mund bildete sich eine Fieberblase. Hätte ich mich zwischen Nellie-dem-verfluchten-Champagner-Girl und mir selbst entscheiden müssen, hätte ich vermutlich ebenfalls Erstere gewählt.
»Etwas Yoga würde dir guttun«, befand Stefania, als ich ins Wohnzimmer zurückkehrte. »Du siehst aus, als würdest du Wärrbung für die Klinik für Geschlächtskrankheiten in Camden machen.«
Ich setzte mich aufs Sofa und kippte zwei gute Fingerbreit Brandy. »Ach, rutsch mir doch den Buckel runter! Ich will nicht zum Yoga. Ich will über Nellie Daniels reden.« Stefania schüttelte den Kopf und stellte den Fernseher an. Obwohl sie immer so tat, als sei das Fernsehen der Feind der Menschheit, vergaß sie sich oft selbst und hockte stundenlang wie hypnotisiert vorm Bildschirm. »Na schön. Wir gucken Färrnsähn. Du musst wissen, was auf der Wällt passiert.«
Sie hatte einen schlechten Moment erwischt. Denn dort, lächelnd vor seiner Haustür, den Arm um seine teutonische Frau gelegt, stand Nick, der Mann, mit dem meine Mutter seit siebzehn Jahren heimlich eine Affäre hatte. Unten im Bild war der Slogan »Nick Bennett unterstützt die Wahlkampagne der Tories« eingeblendet.
Erschrocken zuckte ich zusammen und ließ mich aufs Sofa fallen. Das war nicht gut. Gar nicht gut. Ich warf einen unbehaglichen Blick auf mein Handy.
»Ich hasse diesen Mann! Er sieht aus, als würde er sich ein paarmal am Tag einen runterholen!«, zeterte Stefania.
Ich lächelte schwach und wünschte, ich könnte ihr die Wahrheit über Nick und meine Mutter sagen. Aber natürlich konnte ich das nicht.
Kurz darauf stand Stefania auf und ging zu ihrem Schuppen, um Mittagessen zu machen, nicht ohne mir mehrfach zu drohen, sie würde mich umbringen, sollte ich nicht endlich unter die Dusche gehen und etwas Produktives mit meinem Tag anfangen.
Ich kroch zurück ins Bett und grübelte. Nicks Gesicht wiederzusehen, gab mir zu denken.
Am Tag, bevor Michael mich abserviert hatte, hatte ich ihm erzählt, ich wolle Hugh bitten, mich für das Wahlberichterstattungsteam in Betracht zu ziehen.
Michael hatte eine Augenbraue hochgezogen. »Wirklich? Ob das eine gute Idee ist? Du wirst fünfzehn Stunden am Tag arbeiten müssen, Fran«, gab er zu bedenken. Duke Ellington starrte ihn von der
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