Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Titel: Happy End für Anfänger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
Vom Netzwerk:
näher rücke, kannst du genau das tun.«
    Er stöhnte leise, dann murmelte er: »Das ist die reinste Folter.«
    »Selber schuld«, versetzte ich mit gespielter Lässigkeit und nahm fachmännisch mein dampfendes Krabbenhäppchen. Weniger fachmännisch ließ ich es auf dem Weg zu meinem Mund fallen. Es platschte in ein Schälchen mit etwas Braunem, das mein gesamtes Kleid sprenkelte. Ich hatte mich für einfarbig entschieden: ein cremefarbenes Kleid, dazu schwarze Strumpfhose und High Heels. Jetzt sah ich aus wie eine friesische Kuh.
    Charlie lachte, doch seine Augen trübten sich leicht. »Ich muss dir sagen, dass ich dich am liebsten auf der Stelle nehmen würde«, sagte er, ohne sich die Mühe zu machen, sich vorzubeugen.
    »Hm, da wirst du wohl noch warten müssen. Außerdem haben wir uns noch gar nicht unterhalten«, entgegnete ich unerbittlich. Ein Mann von derart blendendem Aussehen, der mich um Sex anflehte, war die beste Therapie, die ich mir wünschen konnte. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal in Gegenwart eines Mannes begehrt gefühlt hatte. Bei Michael war das … nun, normal geworden, schätze ich.
    Charlie hielt die Hände hoch. »Na schön. Lass uns reden. Worüber möchtest du denn sprechen? Wie wär’s mit der Parlamentswahl? Wer wird gewinnen? Siehst du? Ich kann mich auch über schlaue Sachen unterhalten.«
    »Ähm, die Konservativen?«, erwiderte ich zweifelnd.
    »Ich hoffe nicht, aber es sieht ganz danach aus. Hm. Wie schnell kommst du in der 69er-Stellung?«
    »Charlie!«, rief ich und errötete wieder. Er war unmöglich. Ich versuchte, meine Erregung zu verbergen, und nahm einen großen Schluck von meinem Cocktail. In dem Versuch, auch noch den letzten Tropfen in meine Kehle rinnen zu lassen, klopfte ich gegen den Boden des Glases. Ein Klumpen Passionsfruchtsamen landete auf meinem Schoß. Ich erstarrte. »Mist.« Charlie lehnte sich vor und starrte darauf. »Charlie! Ich sehe aus, als hätte ich gerade gelaicht!« Ich blickte ihn flehentlich an. »Was soll ich nur tun?«
    Er stand auf und ging um den Tisch herum. »Du entfernst das einfach, das ist alles«, sagte er, nahm eine Serviette und wischte die Samen vorsichtig ab. Dabei rieb er mir den Stoff in eine ganz bestimmte, froschlaichfreie Zone. Ich schnappte nach Luft. Er betrachtete mich mit zusammengekniffenen Augen.
    Nein, nein, nein. Nein. Ich würde nicht mit einem Mann schlafen, der versuchte, mich mitten in einem Restaurant mit einer Serviette, verschmiert mit Passionsfruchtsamen, zum Orgasmus zu bringen. Nicht ohne Mühe schob ich seine Hand beiseite. »Hör auf damit. Sofort. Setz dich wieder hin.«
    »Natürlich. Entschuldige.« Er setzte sich. »Ehrlich, Fran, es tut mir aufrichtig leid. Ich bombardiere dich viel zu sehr mit all diesem Sex-Zeug. Lass uns plaudern und essen, okay? Es ist bloß so ungewöhnlich für mich, dass ich auf jemanden stehe, den ich gleichzeitig mag . Ich bin fast ein wenig überfordert.«
    Ich spähte ihm prüfend ins Gesicht, und plötzlich kam er mir so ernst, so ungekünstelt vor, dass ich mich vorbeugte und ihn küsste. »Das ist schön«, sagte ich. »Sollen wir noch einmal von vorn anfangen?«
    Er nickte bereitwillig und schien erleichtert. »Ja! Danke. Also: Ich bin Charlie. Ich arbeite in der Musikbranche und bin siebenunddreißig Jahre alt. Und jetzt erzähl mir von dir. Von Anfang an!«
    Als wir mit dem Essen fertig waren und eine Flasche Wein, drei Baijiu, chinesischen Wodka, und einen weiteren Cocktail an der Bar getrunken hatten, war ich stockbetrunken. »Lass uns tanzen gehen!«, schrie mir Charlie ins Ohr, um sich bei dem Gekreische all der schönen Menschen um uns herum Gehör zu verschaffen.
    »Okay! Aber erst muss ich mich umziehen«, sagte ich und deutete auf mein soja- und samenbekleckertes Kleid. »Vielleicht könnten wir in einen Club irgendwo in Camden gehen, dann kann ich schnell zu Hause reinspringen und etwas anderes anziehen«, schlug ich vor. Er nickte und bezahlte die Rechnung. Ich fühlte mich total euphorisch: Ich war mit dem heißesten Mann von ganz London unterwegs, der nicht nur schnell mit mir ins Bett wollte, sondern tatsächlich auf mich stand. Michael und ich waren nie tanzen gegangen: Er hatte stets behauptet, er fände Tanzen ein bisschen peinlich und geschmacklos.
    Im Taxi knutschten Charlie und ich, als würde die Welt untergehen. Er war ein außergewöhnlich guter Küsser und hatte eine Art, mich zu behandeln, die mich schwach werden

Weitere Kostenlose Bücher