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Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Titel: Happy End für Anfänger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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vernetzt, gelackt und stylisch, alles, was Michael nicht war. Und das, da war ich mir jetzt ganz sicher, war genau das, was ich brauchte. Außerdem schien er wirklich nett zu sein. Er war mitten in der Nacht aufgewacht und hatte mich gefragt: »Alles in Ordnung?«
    »Mmpfff«, hatte ich schlaftrunken gemurmelt. »Wieso?«
    Er küsste mich. »Weiß auch nicht. Ich wollte nur sichergehen. Konnte dich nicht atmen hören.«
    Ich lächelte. »Ich bin noch am Leben. Nur ein bisschen erschöpft. Gestern Abend ist ein Mann in mein Haus eingebrochen und hat mich geschändet, bis ich mich nicht mehr rühren konnte.«
    Charlie kicherte und küsste mich im Dunkeln. »Du bringst mich zum Lachen«, sagte er leise.
    Doch wem versuchte ich etwas vorzumachen? Es war die sexuelle Chemie zwischen uns, die mich elektrisierte, die erotische Spannung, von der ich mehr wollte. Ich hatte vergessen, wie es war, mit jemandem zusammen zu sein, der einen im wahrsten Sinne des Wortes erregte , was bedeutete, dass er einen gleichermaßen in Ekstase versetzen wie ängstigen konnte.
    Als ich elf war, gründete ich eine Band, die im Schulhof während der Pausen auftrat und die ich »Fran and the Bitches« nannte. Natürlich wusste ich nicht, dass bitches »Flittchen« oder Schlimmeres bedeutete – ich wusste nicht mal, was ein Flittchen war –, aber was ich wusste, war, dass es sich um etwas Ungezogenes handelte, etwas Schweinisches. Und ich war eine ungezogene Lead-Sängerin, eine Rampensau, die sich anstößig bewegte, dabei war mir gar nicht klar, was mit diesen anstößigen Bewegungen überhaupt gemeint war. Ich verzog in gekünstelter Leidenschaft das Gesicht und performte vor den (großteils desinteressieren) Kids auf den grünen Recycling-Containern, während meine Flittchen unter mir die Hüften schwangen.
    Daniel Ashcroft, der schönste Junge an unserer Schule, der angesagte Styling-Produkte benutzte und ein Foto von Madonna in einem Medaillon um den Nacken trug, streute das Gerücht, er wolle fest mit mir gehen, nachdem er sich einen unserer Mittagspausen-Auftritte angesehen hatte. Drei Wochen lang war ich in jenem Sommer seine Freundin. Wir küssten uns mit den Händen zwischen unseren Lippen; wir tauschten Geschenke aus (Kekse, die wir aus der Küche unserer Eltern geklaut hatten), und manchmal stahlen wir uns davon und setzten uns in den immergrünen Baum hinter der Schulküche und hörten zu, wie die Kantinenfrauen über unseren Direktor herzogen, während sie den Abwasch erledigten. Er hatte feierlich meine nicht vorhandene Brust mit der Hand umschlossen, während er geflissentlich in die Ferne blickte; ich hatte ihm unbeholfen an den Hintern gefasst, wobei ich ihm ins Gesicht starrte in der Hoffnung, er würde mich endlich ansehen. Das waren himmlische Zeiten. Jeder kannte mich: Ich war Fran-Daniels-Freundin-und-Gründerin-von-Fran-and-the-Bitches. Ich stand ganz hoch im Kurs. Dann kamen die Sommerferien, und wie es bei jeder großen Jugendliebe der Fall ist, vergaßen wir einander während dieser sechs Wochen.
    Zu meinem Pech hatte Daniel Ashcroft mich jedoch nicht nur vorübergehend vergessen: Er hatte mich ganz und gar aus seinem Gedächtnis gestrichen. Als im September die Schule wieder losging, war er zu Stella Cartwright weitergezogen, die aus einem Wohnsilo in Bermondsey stammte. Sie trug einen Ohrring, ein falsches Tattoo und Lacklederschuhe. Stella Cartwright war mindestens vierhundert Prozent cooler als ich, und Daniel wusste das.
    Meine Aktien sanken. Meine Flittchen verließen die Band, weil sie genug hatten von meiner Rampenlichtgeilheit, außerdem hatte Stella ihnen angeboten, sich bei ihr als Background-Sängerinnen für ihre neue R-&-B-Band zu bewerben, die während der Mittagspause auf dem Parkplatz probte.
    Ich war erledigt. Nachdem ich zwei Wochen lang komplett allein durch die Gegend gezogen war, musste ich notgedrungen Freundschaft mit Crispin Ghanaba schließen, einem stillen, strebsamen Ghanaer, der bei niemandem sonderlich beliebt war, einfach weil er viel zu strebsam war, um cool zu sein. Doch Crispin und ich verbrachten eine wunderbare Zeit zusammen. Wir redeten die ganze Mittagspause hindurch, malten mit den Schuhspitzen im Staub und diskutierten im zarten Alter von elf Jahren über Politik. Ich wollte die Journalistin und BBC -Nachrichtenkorrespondentin Kate Adie sein, er wollte in sein Heimatland zurückkehren und Präsident von Ghana werden. Als er im folgenden Semester auf eine Privatschule geschickt

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