Happy End fuer Harriet
völlig reglos. Ihr war nun klar, warum Augusta dem Leben mit so großer Bitterkeit begegnete. Gleichermaßen verständlich erschien ihr die schroffe Ablehnung, die der Duke seinen Töchtern zuteilwerden ließ.
“Seien Sie nicht traurig. Das alles liegt schon viele Jahre zurück.” Lord Ashby legte ihr eine Hand auf die Schulter.
“Aber es ist noch immer nicht vorbei”, flüsterte sie. “Auch Lavinia muss leiden, obwohl sie keine Schuld trifft.”
“Hören Sie mir zu”, bat Hugh, hockte sich vor Harriet hin und hielt ihre Hände fest. “Während Georges Abwesenheit und wegen der Erkrankung des Duke bin ich inoffiziell Lavinias und Piers’ Vormund. Ich werde nicht zulassen, dass einem von beiden ein Leid geschieht. Wenn Sie wollen, Harriet, können Sie mir dabei helfen.”
“Was kann ich denn tun?”
“Sie und Ihre Schwester haben bereits begonnen, etwas zu tun, indem Sie Lavinia mit nach Bath genommen und somit für ein paar Stunden abgelenkt haben.” Gedankenverloren streichelte er ihre Hände. “Lavinia hat es Zeit ihres Lebens an weiblicher Gesellschaft gemangelt.”
“Wir waren aber nicht sehr erfolgreich”, wandte Harriet ein.
“Es wird eine Weile dauern, bevor sich die Dinge zum Besseren wenden. Ich bin vollkommen sicher, dass es Ihnen gelingen wird, Lavinias Sehnsüchte in eine andere Richtung zu lenken und ihr zu helfen, einen geeigneten jungen Mann zu finden.”
“Wir können es versuchen”, stimmte Harriet zu. “Aber Lavinia darf niemals erfahren, dass Gervase der Sohn ihrer Schwester, also ihr Cousin ersten Grades ist.”
“Das ist auch meine Meinung. Die Wahrheit würde das arme Mädchen zutiefst verletzen und bis ins Mark erschüttern. Also, Harriet, ich bewundere Ihre Intelligenz und vertraue darauf, dass Sie sie weise nutzen. Machen wir künftig als Verschwörer gemeinsame Sache?”
“Welch eine seltsame Wortwahl, Sir. Aber ich werde Ihnen helfen, soweit ich kann, und das Gleiche gilt für Elizabeth. Uns ist Lavinias Zuneigung für Mr Calcott nicht entgangen, aber erst heute haben wir erkannt, dass …”
Ein warmherziges Lächeln erhellte Lord Ashbys Züge. “Grübeln Sie nicht mehr darüber nach”, riet er. “Was ist mit dem Ball in Bath in der nächsten Woche?”
“Daran haben meine Schwester und ich auch schon gedacht. Lavinia wird dort viel Spaß haben und auf andere Gedanken kommen.” Harriet hielt inne, denn ihr war gerade etwas eingefallen. “Ich habe gehört, dass Calcott ebenfalls zu unserer Gesellschaft gehören wird.”
“Mir wird schon etwas einfallen, womit ich ihn von dem Ball fernhalten kann.”
“Nein, dann wäre Lavinia den ganzen Abend über missmutig und würde unablässig Ausschau nach ihm halten. Lassen Sie ihn ruhig mitkommen. Vielleicht verliert er für Lavinia von seinem Reiz, wenn sie ihn im direkten Vergleich mit den anderen jungen Männern sieht.”
“Sie sind nicht nur klug, sondern auch noch herzensgut.” Hugh neigte den Kopf und küsste Harriets Handflächen. Unter dieser Berührung begann ihr Herz plötzlich ungestüm zu klopfen. Sie zog hastig die Hand zurück, als hätte sie sich verbrannt.
“Bitte, tun Sie das nicht”, bat sie. “Ich will nicht unhöflich erscheinen, Sir, aber nach allem, was ich heute erfahren habe, bin ich davon überzeugt, dass alle Männer Verräter sind.”
“Nicht alle, liebste Miss Woodthorpe.” Lord Ashby zog sie hoch und gab ihr einen leichten Kuss auf die Stirn. “Und nun wollen wir zu den anderen gehen.”
Sein Gesicht war so nah, dass Harriet die feinen Lachfältchen um seine Augen erkennen konnte. Plötzlich und unerwartet hatte sie das überwältigende Bedürfnis, Hugh die Arme um den Hals zu legen. Erschrocken über diese Anwandlung drehte sie sich hastig um und ging in den Salon hinüber.
7. KAPITEL
Elizabeth spürte sofort, dass sich die Beziehung zwischen Harriet und Lord Ashby verbessert hatte. Bei der Vorstellung, dass die beiden vielleicht doch noch Freunde werden würden, hätte sie vor Freude am liebsten einen Luftsprung gemacht.
Lebhaft und fröhlich beteiligte sie sich an den Gesprächen über den bevorstehenden Ball und verwickelte Lavinia in Spekulationen darüber, wen sie in Bath wohl treffen würden.
Plötzlich hielt sie inne, und Harriet fragte alarmiert: “Was hast du, Lizzie? Fühlst du dich nicht wohl?”
“Ich habe gerade überlegt, ob es wohl angebracht ist, rauschende Bälle zu feiern, während sich unsere Soldaten für uns in Todesgefahr
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