Happy End fuer Rachel
kerngesund geworden. In der Schule prahlte sie nun mit ihrer Kopfnarbe und erfand alle möglichen Schauergeschichten, um sich wichtig zu machen. Nur von ihrem Vater sprach sie nicht viel. Das hatte Rachel aus den Gesprächen mit Daisys Freundinnen herausgehört.
Dankbar gingen ihre Gedanken zurück zu dem großzügigen Arzt, der es ihr ermöglicht hatte, kostenlos im Zimmer neben Daisy zu wohnen. Jedenfalls hatte Dr. Gonzales Rachel im Glauben an seine Großmut gelassen.
Früher als von Rachel erwartet, kündigte die Lautsprecherdurchsage die Station Westlea an. Howard wollte sie eigentlich vom Bahnhof abholen, aber sie konnte ihn nirgendwo entdecken. Schließlich nahm sie ein Taxi.
Während der Fahrt dachte Rachel immer wieder mit Freude an das Lob für ihre Arbeit. Daneben wanderten ihre Gedanken zurück nach Miami Beach und zu Dr. Gonzales. Jeden Gedanken an Joe verbot sie sich.
„Da wären wir, Madam“, hörte sie den Taxifahrer sagen. Sie zahlte, stieg aus und sah zum Haus der Schwiegereltern. Dort parkte ein fremder Wagen. Etwa ein Arzt? Vielleicht ist etwas geschehen, und Howard konnte mich deshalb nicht abholen, dachte Rachel erschreckt. Dann lief sie los.
Evelyn öffnete die Tür. „Liebste!“, rief sie mit strahlendem Lächeln, „rate mal, wer bei uns ist.“
15. KAPITEL
In dieser wie auch in den vergangenen Nächten hatte Rachel kaum Schlaf gefunden. Am Morgen stand sie schon um sechs Uhr im Bademantel an der Kaffeemaschine. Ihre Gedanken kreisten um das Gespräch mit Steve.
Warum musste er wegen eines kleinen Streits mit Lauren ein derartiges Theater veranstalten? Dann machte sie sich klar, wie wenig sie das kümmern durfte. Schließlich war es sein gutes Recht, bei seinen Eltern aufzutauchen.
Sie war weit davon entfernt, Steve zu bedauern. Immer noch schmerzte die Erinnerung daran, wie er sie und Daisy von einem auf den anderen Tag verlassen hatte, weil er sich in Lauren verliebt hatte.
Das mürrische „Morgen, Mum“ ihrer Tochter riss Rachel aus ihren Gedanken. Daisy trug noch ihren Pyjama. Auch sie wirkte nicht sonderlich ausgeschlafen.
„Darf ich auch einen Kaffee?“, fragte sie knapp und stieg unendlich langsam auf einen der Barhocker am Küchentresen.
Überrascht sah Rachel zu ihrer Tochter. „Guten Morgen. Seit du bei deinem Dad und Lauren warst, trinkst du zu viel Kaffee, mein Schatz.“
„Das wird sich wieder ändern“, versprach Daisy gähnend. Schläfrig stützte sie die Ellenbogen auf den Tresen und ließ das Kinn in die Handflächen sinken.
Währenddessen musterte Rachel ihre Tochter wachsam. „Daisy, irgendetwas stimmt doch nicht mit dir. Willst du es mir nicht sagen?“
Das Mädchen antwortete nur zögernd. „Wenn Dad nun hierbleibt, muss ich dann manchmal auch bei ihm wohnen?“, fragte sie schließlich stockend.
Schnell ging Rachel zu ihrer Tochter und nahm sie in die Arme. „Niemand wird dich zu etwas zwingen, mein Schatz!“, beruhigte sie das Mädchen.
Dankbar und prüfend zugleich sah Daisy zu ihr hoch. „Aber du siehst auch nicht besonders gut aus, Mum. Und nicht nur heute. Du wirst doch hoffentlich nicht krank?“
„Keine Sorge, mit mir ist alles in Ordnung“, versicherte Rachel hastig. Dabei wusste sie genau, wie wenig das stimmte. Seit der Nacht in Bahia Mar war sie innerlich nicht mehr zur Ruhe gekommen. Aber davon konnte sie Daisy schließlich nichts erzählen.
Während Rachel Eier verquirlte und Frühstücksspeck in die heiße Pfanne legte, fragte sie: „Wie kommst du überhaupt darauf, bei deinem Vater wohnen zu müssen, mein Liebling?“
Unsicher berichtete Daisy, dass Evelyn ihr ausgemalt habe, wie wunderschön jetzt alles werden würde: die Eltern mit dem Sohn und dem Enkelkind, alle unter einem Dach.
Rachel stand schon am Herd und konzentrierte sich mit Mühe auf die Pfanne mit dem brutzelnden Speck. Dann goss sie die verquirlten Eier in eine zweite Pfanne, schaltete die Hitze niedriger und fragte: „Was möchtest du, Daisy? Das allein ist wichtig.“
„Bei dir bleiben, Mum!“, rief das Mädchen wie aus der Pistole geschossen. Mutter und Tochter klammerten sich in einer engen Umarmung aneinander.
„Nichts und niemand wird uns jemals auseinanderbringen“, versprach Rachel und wischte sich eilig ein paar Tränen der Rührung aus den Augen. „Jetzt wollen wir erst einmal frühstücken, Süße.“
Ihr fiel auf, wie lustlos Daisy an ihrem Toast und den Eiern mit Speck kaute.
„Da ist doch noch etwas, Daisy, oder?“
„Ja,
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