Happy End in Hollywood? (German Edition)
dass niemand als Erster auf etwas kommt. Alles ist irgendwann schon mal da gewesen.“
„Aber woher wusstest du …“
„… dass es von Jack ist? Dazu brauchte ich nur einen Kalender.“
„Nein, ich meine …“
„Ach so. Du dachtest, ich wüsste nichts von euch beiden.“
„Genau.“ Cece schämte sich. Sie hatte allen die Wahrheit verschwiegen, aber Lillian hatte sie durchschaut. „Du musst mich für einen furchtbaren Menschen halten.“
„Nein“, sagte Lillian überzeugt. „Du warst damals in einer verfahrenen Situation. Und ein Kind alleine großzuziehen erfordert Mut. Ich hätte mich das nicht getraut.“
„Jetzt lass mich nicht zu billig davonkommen.“ Cece war froh, endlich jemanden zu haben, mit dem sie über all das reden konnte. Bisher hatte nur ihre Mutter die Wahrheit gekannt, und die war keine große Hilfe gewesen. Sie hatte immer nur auf die Männer im Allgemeinen und auf Jack im Besonderen geschimpft.
„Aber Cece … du musst Jack die Wahrheit sagen.“
„Nein. Das kann ich nicht. Er wäre fuchsteufelswild.“
Lillian zog eine Augenbraue hoch.
„Aber du verstehst doch, warum ich es ihm nicht erzählt habe? Vater sein … das ist so ziemlich das Letzte, was Jack will.“
„Hat er dir das gesagt?“
„Nein, nicht direkt“, gab Cece zu. „Aber wie hätte ich ihn auch fragen sollen? So etwas kann man ja nicht unauffällig in ein Gespräch einfließen lassen.“
An diesem Morgen hätte sie die Gelegenheit dazu gehabt. Aber das wollte sie vor Lillian natürlich nicht zugeben.
„Außerdem kenne ich seine Einstellung“, fuhr sie fort. „Als Jack und ich damals zusammen waren, hat er mir deutlich gemacht, dass er keine feste Beziehung und keine Verantwortung wollte.“
Lillian runzelte die Stirn. „Ja. Jack war immer der Meinung, dass Ehe und Familie für ihn nicht das Richtige sind. Kein Wunder, wenn man an die Ehe seiner Eltern denkt. Und daran gebe ich Charles und mir eine Mitschuld.“
„Jetzt hör aber auf“, protestierte Cece. „Das kann doch nicht dein Ernst sein.“
„Oh doch.“ Lillians Stimme zitterte. „Jacks Leben wäre völlig anders verlaufen, wenn er seine Mutter nicht so früh verloren hätte. Das Gleiche gilt für seine Schwester Charlotte. Wenn nur unser Sohn David ein besserer Vater und Ehemann gewesen wäre …“
Lillian vollendete den Satz nicht, obwohl die Details der Geschichte Cece brennend interessiert hätten. Es war allgemein bekannt, dass die Ehe zwischen David und Ava eine Katastrophe gewesen war. Es hieß, dass David – der jüngere von Charles’ und Lillians beiden Söhnen – Ava Cassettes nur wegen ihres Geldes geheiratet hatte. Weil er es leid war, im Schatten seines älteren Bruders zu stehen, wollte er seine eigene Produktionsfirma aufziehen. Wenn die Gerüchte stimmten, kam ihm Ava, die Tochter eines schwerreichen Diplomaten, da natürlich gerade recht. Aber die Ehe hatte sie beide unglücklich gemacht.
Nach Avas Tod hatten Lillian und Charles Jack großgezogen. Seine jüngere Schwester Charlotte wuchs bei ihren Großeltern mütterlicherseits auf. Soweit Cece wusste, hielten beide Geschwister aus nachvollziehbaren Gründen nichts von der Ehe.
Als Lillian weiter schwieg, merkte Cece leise an: „Ich habe dich noch nie etwas über Ava sagen hören. Es muss für alle furchtbar gewesen sein.“
„Du kommst ja selbst aus einem nicht gerade intakten Elternhaus“, kommentierte Lillian. „Daher weißt du aus eigener Erfahrung, wie es ist, auf einem Kriegsschauplatz aufzuwachsen.“
„Das stimmt“, gab sie zu. Dennoch sah sie die Beziehung ihrer Eltern anders als die von David und Ava. Sie wollte nichts beschönigen, aber all die Streitereien ihrer Eltern hatten immer etwas Spielerisches gehabt. Sie heirateten und ließen sich scheiden wie Liz Taylor und Richard Burton in ihren besten Tagen – und waren ebenso bekannt dafür.
Sicher, es gab viel Geschrei, und gelegentlich flog Geschirr, aber hinter all den Streitereien verbarg sich trotzdem echte Zuneigung. Sie war überzeugt davon, dass ihre Eltern sich immer geliebt hatten, nur eben sehr lautstark. Für sie selbst wäre so eine Beziehung nichts, aber zu ihren hitzköpfigen Eltern passte sie.
Bei David und Ava hingegen war nach ihrem Empfinden sehr viel mehr Bösartigkeit im Spiel gewesen.
„Auf jeden Fall haben meine Eltern sich geliebt“, sagte sie zu Lillian. „Sie konnten eben beide gut austeilen und einstecken. Ich fühlte mich jedenfalls nie …“ Sie suchte
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