Happy End in Hollywood? (German Edition)
nach einem Wort, das Jacks Gefühlslage widerspiegelte.
„… verlassen“, schlug Lillian vor.
Cece runzelte die Stirn. „Das trifft es wohl. Ich glaube, Jack kam sich immer so vor, als hätte man ihn im Stich gelassen. Die Ehe seiner Eltern muss bei ihm tiefe seelische Wunden hinterlassen haben.“
Als sie aufblickte, sah sie Tränen in Lillians Augen schimmern. „Ach, wenn ich damals nur …“
Schnell ergriff sie die Hand der alten Dame. „Lillian, um Himmels willen. Du hast keinen Grund, dir Vorwürfe zu machen.“
„Doch. David war immer ein schwieriges Kind. Eigensinnig und lebhaft. Und auch sehr launisch. Charles und ich haben ihn zu sehr verwöhnt. Nach der Geburt von Markus sagten uns die Ärzte, dass wir keine Kinder mehr bekommen könnten. Als dann David geboren wurde, kam es uns wie ein Wunder vor. Wer weiß, wenn wir strenger mit ihm gewesen wären … vielleicht wäre er dann seiner Verantwortung mehr gerecht geworden.“
„Lillian, ich glaube kaum, dass …“
„Lass es gut sein. Du brauchst mich nicht reinzuwaschen. Wenn eine Frau im Angesicht des Todes ihr Leben Revue passieren lässt, sollte sie ehrlich mit sich selbst sein.“
Cece wusste nicht, was sie sagen sollte.
„Eigentlich bin ich zufrieden, wenn ich zurückblicke“, fuhr Lillian fort. „Ich wünschte nur, das mit Ava wäre nicht passiert. Und es macht mich unendlich traurig, dass Jack immer noch unter dem Versagen seines Vaters leiden muss. Ich liebe den Jungen wie meinen eigenen Sohn. Er hätte ein bisschen Glück verdient.“
„Ja … sicher.“
„Worauf wartest du dann noch?“
„Was, ich?“, fragte Cece entgeistert. „Ich bin doch wohl kaum für sein Glück verantwortlich.“
„Nein …? Du liebst ihn doch schon seit Jahren.“
„Ich …“
„Jetzt streite es bloß nicht ab, so eine gute Schauspielerin bist du nun auch wieder nicht. Außerdem ziehst du seinen Sohn groß, und Jack könnte wirklich eine Familie gebrauchen, die ihn liebt.“
„Aber wenn er die doch gar nicht will?“
„Papperlapapp. Natürlich will er sie.“
„Selbst wenn – sobald er die Wahrheit über Theo erfährt, wird er stinksauer sein.“
„Na und?“
„Er wird mir das nie verzeihen.“
„Als Charles und ich uns kennenlernten, dachte er, ich wäre eine Nazikollaborateurin, und ich hielt ihn für einen Spion. Das nenne ich Verwicklungen. Aber wir haben es hingekriegt. Da dürfte euer Problem doch ein Kinderspiel sein.“
„Bei dir hört sich alles immer so einfach an.“
„Ist es ja auch.“
Cece wollte Lillian so gern glauben. Aber Jack war ihr Enkel. Natürlich sah sie ihn im günstigsten Licht, so gehörte es sich für eine Großmutter. Doch ihre größten Befürchtungen, was Jack betraf, wollte Cece ihr lieber nicht anvertrauen.
In Wirklichkeit ging es nicht darum, ob Jack ihr verzeihen könnte. In Wirklichkeit ging es um Theo.
Sie wusste: Wenn Jack die Wahrheit erfuhr, würde er rasen vor Wut. So gut kannte sie ihn. Er wäre dann auch wütend genug, ihr Theo wegnehmen zu lassen – unabhängig davon, ob er überhaupt Lust hatte, den Vater zu spielen. Und da die Hudsons eine der reichsten und mächtigsten Familien in Hollywood waren, wollte sie es lieber nicht auf eine gerichtliche Auseinandersetzung ankommen lassen. Sicher, sie selbst war auch nicht gerade mittellos. Aber wie würde sich ein – vielleicht jahrelanger – Gerichtsstreit auf Theos zarte Seele auswirken? Nein, es war das Risiko nicht wert.
Sie konnte Lillian nicht in die Augen sehen.
„Versprich mir, dass du Jack die Wahrheit sagst.“
„Ich werde darüber nachdenken.“ Das war nicht einmal gelogen. Sie dachte ja unablässig darüber nach, schon seit ihrer Schwangerschaft. Lillian brauchte nicht zu wissen, dass sie sich schon längst dagegen entschieden hatte. Egal, wie oft sie noch darüber nachdachte.
Beruhigt legte Lillian sich zurück. „Sag es ihm bald. Man hat immer weniger Zeit, als man denkt.“
Nach diesen Worten schloss sie die Augen, und kurz darauf war sie eingeschlafen.
Man hat immer weniger Zeit, als man denkt. Wie wahr. Lillian war eine weise Frau, aber logischerweise sah sie ihren geliebten Enkel mit anderen Augen als Cece, die von ihm verlassen worden war. Letztendlich ging es auch gar nicht darum, wer Jack richtig beurteilte. Es ging darum, was für Theo das Beste war.
All die Jahre hatte sie sich gesagt, dass sie nur für Theo so handelte. Sie hatte Schuld auf sich geladen, aber nur, um ihren Sohn zu schützen.
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