Happy End in Mailand
wusste nicht, was er tun sollte.
Schließlich hatte Bella seine Tante ausgenutzt. Daran hatte sich nichts geändert. Weshalb dachte er also anders über sie? „Wenn Grace aufwacht, bekommen wir es mit. Auch wenn die getönten Scheiben sie vor unseren Augen verbergen.“
„So, wie du alles vor anderer Leute Augen verbirgst“, brach es aus Bella hervor. „Du trägst ja ständig Masken.“
„Tue ich das?“ Er umfasste ihre Handgelenke, ließ sie jedoch im nächsten Augenblick wieder los, als habe er sich die Finger verbrannt. „Ich weiß doch, dass du irgendwas sagen willst. Warum schweigst du dann? Wenn du darüber nachdenkst, wie du mir meine Tochter wegnehmen kannst, dann warne ich dich … Grace gehört zu mir, und ich werde sie nie wieder verlassen.“
„Grace ist in der Obhut einer Kinderfrau aufgewachsen. Und als sie ihre Einsamkeit nicht mehr ertragen konnte, ist sie fortgelaufen.“ Bella stemmte die Hände in die Hüften. „Was soll ich davon halten, Luchino?“ Sie hob das Kinn. „Viele Jahre lang hast du sie offensichtlich nicht haben wollen.“
„Du hast doch gar keine Ahnung …“ Genau das Gegenteil war der Fall gewesen. Graces Mutter hatte ihm sein Kind vorenthalten und das Mädchen benutzt, um mehr Geld aus ihm herauszupressen und ihm wehzutun. Diese Wahrheit konnte er Bella jedoch nicht preisgeben, ohne Dinge über Grace zu verraten, die er niemals offenbaren durfte.
„Ich weiß, dass du sie im Stich gelassen hast. Die Gründe interessieren mich nicht.“ Bella zitterte vor Zorn. „Du hast sie verlassen, wie meine Eltern Chrissy, Sophia und mich verlassen haben. Du hast sie im Stich gelassen und dich keinen Deut für ihr Wohlergehen interessiert.“
Verzweifelt schüttelte Luchino den Kopf. „Ich kann dir nur versichern, dass ich sehr an ihr hänge.“ Mehr durfte er ihr nicht sagen.
Doch Bellas Offenbarung verriet so viel über sie selbst. „Du hast mir erzählt, deine Eltern seien viel verreist. Dabei haben sie euch ganz allein gelassen. Und jetzt misst du mich an ihrem Verhalten, stimmt’s?“ Allein der Gedanke, dass ihre Eltern Bella wehgetan hatten, zerriss ihm das Herz.
„Ich messe dich an deinem eigenen Verhalten“, berichtigte ihn Bella. Freudlos lachte sie auf. „Niemals werde ich Verständnis dafür aufbringen, dass du dein eigenes Kind verlassen hast. Möglich, dass du dich jetzt anständig um Grace kümmerst. Vielleicht wirst du sogar ihr Vertrauen zurückgewinnen. Aber ich vertraue dir nicht. Niemals werde ich dir vertrauen.“
7. KAPITEL
Eine Woche verging, und Bellas Anspannung ließ nicht nach. Als sie ins Flugzeug von Melbourne nach Sydney stieg, wusste sie nicht, wie sie mit Luchinos Nähe umgehen sollte. Sie waren auf dem Weg zu ihrem letzten gemeinsamen Mode-Event. Immerhin ging der Verkauf voran, und jeden Tag gab es mehr Anfragen. Sie und Luc hatten drei weitere Veranstaltungen besucht, doch ein unbefangener Umgang miteinander war ihnen noch nicht gelungen.
Auf der einen Seite war Bella wütend auf ihn, auf der anderen Seite fühlte sie sich magisch zu ihm hingezogen. Und denselben Zwiespalt las sie in seinem Blick. Sie verschränkte die Finger ineinander und sah aus dem Fenster. Sie wünschte, sie wäre irgendwo anders auf der Welt. Nur nicht bei ihm.
„Hast du Angst vorm Fliegen?“, wollte Luc wissen. „Statistisch gesehen ist Fliegen eine sehr sichere Art zu reisen.“
Selbst jetzt klang er besorgt und nett. Wie sollte sie damit umgehen?
„Es macht mir nichts aus, im Flugzeug zu sitzen.“ Es machte ihr nur etwas aus, neben Luc im Flugzeug zu sitzen.
Seit dem Abend im „Papa’s Piazza“ hatte Bella versucht, gedanklich mit Lucs einstigem Verhalten Grace gegenüber und seinem jetzigen klarzukommen. Wenigstens hatte sie inzwischen akzeptiert, dass er Grace liebte und sie nicht noch einmal im Stich lassen würde.
Dass sie ihm gegenüber weich wurde, kam ihr jedoch nicht entgegen. Es wäre so viel einfacher, wenn sie ihn einfach verabscheuen könnte. Doch so leicht konnte sie es sich nicht länger machen. Er war nicht der skrupellose Schuft, für den sie ihn gehalten hatte, und je mehr Zeit sie mit ihm verbrachte, desto mehr gute Seiten entdeckte sie an ihm. „Ich verlasse Melbourne einfach nur ungern, das ist alles.“
Das stimmte sogar, auch wenn es ihr jetzt nichts mehr ausmachen sollte, zu verreisen. „Obwohl meine Schwestern mich nicht mehr wirklich brauchen. Sie sind erwachsen und selbstständig.“
Dennoch war es ein
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