Happy End in Seattle (German Edition)
Familie über den Kopf wuchsen.“
„Die Vorstellung hat etwas Romantisches, nicht wahr?“ Donnalee klang berührt.
Er schien sie nicht gehört zu haben. „Nach meiner Scheidung schickte mein Großvater mich hier hinaus“, fuhr er versonnen fort. „Ich sollte eine Woche bleiben. Ich blieb zwei Monate. In den ersten vier Wochen arbeitete ich bis zum Umfallen am Haus und im Garten. Die schwere körperliche Arbeit tat mir gut. Sie hielt mich davon ab, ins Grübeln zu verfallen.“
„Und in den restlichen Wochen?“
„Da habe ich gelesen und geschlafen und versucht, über meinen Kummer hinwegzukommen. Als ich zu meiner Familie zurückkehrte, hatte ich einige wichtige Entscheidungen getroffen. Ich eröffnete meinen Eltern, dass ich nicht aufs College zurückgehen wollte – was eine gewaltige Enttäuschung für meinen Vater war.“
„Du hast geschickte Hände. Da erscheint es doch sinnvoll und logisch, dass du dich für einen handwerklichen Beruf entschieden hast.“
„Ich bin zufrieden damit, aber meine Eltern konnten sich nur schwer mit meiner Entscheidung abfinden. Sie hatten andere Pläne für mich. Sie sahen mich bereits als Anwalt. Es dauerte lange, bis sie meine Tätigkeit akzeptierten.“
„Dass du mit deinem Beruf rundum zufrieden bist, allein das zählt. Und mir scheint, du hast die richtige Wahl für dich getroffen.“
„Das glaube ich auch.“ Er blickte auf seinen Teller hinab. „Aber zum ersten Mal in fünfzehn Jahren beginne ich die zweite Entscheidung, die ich in jenem Sommer traf, in Frage zu stellen. Nachdem meine Ehe gescheitert war, beschloss ich, nie wieder eine Frau zu lieben. Ich weiß, das klingt pathetisch, aber es war mir ernst damit. Und nicht ein einziges Mal in all den Jahren war ich versucht, meinen Entschluss umzustoßen.“ Er hielt inne. Eindringlich blickte er sie an. „Bis jetzt.“
Donnalee hatte ihr Frühstück noch nicht angerührt. Und sie würde auch keinen Bissen davon herunterbekommen, das wurde ihr bei seinen letzten Worten klar. Die Kehle war ihr wie zugeschnürt. Von Gefühlen überwältigt, stand sie auf und ging auf die Veranda hinaus. Mit gesenktem Kopf stand sie da und starrte auf die Holzplanken hinunter.
„Donnalee …“ Todd war ihr nach draußen gefolgt. Seine Stimme klang rau, fast traurig. „Entschuldige. Ich hätte das nicht sagen dürfen.“
„Hast du es ernst gemeint?“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
„Ja.“
Einen ganzen Tag hatten sie miteinander verbracht, und nicht ein einziges Mal hatte er auch nur den Versuch unternommen, sie zu küssen. Am Abend hatte er sie ins Gästezimmer hinaufbegleitet, ihr eine gute Nacht gewünscht und sich dann sofort zurückgezogen.
„Stört dich, was ich gesagt habe?“ fragte er.
„Nein. Es macht mich … froh.“
Daraufhin legte er die Arme um sie und zog sie an sich. Eine ganze Weile standen sie so da. Und dann küsste Donnalee ihn.
Es war ein zögernder, zarter Kuss, der jedoch keinen Zweifel an ihrem brennenden Verlangen ließ. Am ganzen Körper zitternd, hielt sie sich an Todd fest, als hätte sie Angst, von einem tobenden Sturm mitgerissen zu werden. Als sie in ihrer Leidenschaft leise aufstöhnte, vermochte sie ihre eigene Stimme nicht wiederzuerkennen.
„Weißt du, was du da angefangen hast?“ sagte Todd rau. „Bist du dir über die Konsequenzen im Klaren?“
Sie spürte, welche Anstrengung es ihn kostete, die Beherrschung zu wahren. Jeder Muskel in seinem Körper war angespannt.
„Ja“, flüsterte sie.
Er strich zunächst nur mit der Zunge über ihre Lippen. Als er ihren Mund zu erforschen begann, durchzuckte es sie wie ein elektrischer Schlag. Und als er seinen Kuss vertiefte, wäre sie fast in Ohnmacht gefallen.
Ein Kuss, ein einziger leidenschaftlicher Kuss, und sie glaubte in Flammen zu stehen. Und es ging nicht nur ihr so. Deutlich spürte sie Todds Begehren. Es pulsierte ebenso in seinem Körper wie in ihrem. Die Intensität ihrer Leidenschaft machte ihr Angst. Es ging alles viel zu schnell. Sie waren doch gerade erst einen Tag zusammen.
Sie küssten sich, bis Donnalee meinte, sterben zu müssen, wenn er sie nicht liebte. Als er sich von ihr löste, ihr seine Lippen entzog, gab sie ihm mit wehmütigem Stöhnen zu verstehen, dass er weitermachen sollte.
„Entweder wir hören jetzt sofort auf, oder … oder wir machen weiter“, flüsterte er, und seine Stimme klang rau vor Begehren.
Donnalee blickte ihm in die Augen. Er hätte sie in diesem Moment
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