Happy End in Seattle (German Edition)
Schachtel Papiertücher verbraucht, und noch immer wollten ihre Tränen nicht versiegen.
„Kannst du mir dann vielleicht erklären, warum du weinst?“ erkundigte sich Hallie.
„Ich weiß es selber nicht“, seufzte Donnalee. „Vielleicht weil es zu schön war. Oh, Hallie, ich kann dir gar nicht beschreiben, wie schön.“
„Wie gesagt, mit meinem Mitgefühl darfst du nicht rechnen.“
Donnalee lachte, um im nächsten Moment wieder aufzuschluchzen. „Ich habe solche Angst.“
„Wovor?“
Donnalee holte tief Luft. „Ich liebe ihn. Lach mich nicht aus, Hallie, bitte. Ich könnte es nicht ertragen, wenn meine beste Freundin mir Vorhaltungen über meine Dummheit macht.“
„Ich würde dich niemals auslachen, Donnalee.“
„Das weiß ich ja.“ Sie schwiegen beide einen Moment. „Ich liebe ihn“, sagte Donnalee schließlich noch einmal. „Ich weiß, es ist schwer zu begreifen, nachdem ich kaum Zeit hatte, ihn richtig kennen zu lernen. Aber ich bin mir meiner Gefühle absolut sicher. Und jetzt habe ich wahrscheinlich alles kaputtgemacht.“
„Weil du mit ihm geschlafen hast?“
„Ja. Ich habe mich noch nie einem Mann so spontan hingegeben, und jetzt habe ich Angst, ihn zu verlieren.“
„Warum? Wie kommst du darauf, du könntest ihn verlieren?“
„Auf der Heimfahrt hat er kaum ein Wort mit mir gesprochen.“ Sie waren beide davor zurückgeschreckt, über ihre Gefühle zu sprechen. Donnalee hatte keine Ahnung, welchen Verlauf ihre Beziehung nehmen würde – falls sie überhaupt irgendeinen Verlauf nahm.
„Du hast keinen Grund, dir Sorgen zu machen“, erklärte Hallie.
„Wie willst du das beurteilen können?“ Nur zu gern hätte Donnalee ihrer Freundin geglaubt. Aber sie wagte es nicht.
„Ich habe gesehen, wie er dich beim Essen angestarrt hat“, murmelte Hallie. „Er hat dich mit Blicken geradezu verschlungen – obwohl er mit mir verabredet war.“
„Oh, Hallie, es tut mir ja so Leid.“
„Es braucht dir nicht Leid zu tun. Ich habe nur Spaß gemacht. Beruhige dich, ich bin nicht scharf auf Todd. Es wird sich schon alles, wie vom Schicksal gewollt, fügen.“
„Du scheinst dir da sehr sicher zu sein.“
„Das bin ich auch.“
„Jetzt weiß ich, warum ich Sanford nicht geheiratet habe.“ Donnalee knüllte das feuchte Papiertuch in der Hand zusammen. Wie ein böser Traum kehrte der Trennungsschmerz in ihr Bewusstsein zurück.
Hallie führte den Gedanken für sie zu Ende. „Du hast Sanford nicht geheiratet wegen Todd. Weil dein Herz wusste, dass es einen anderen für dich gibt. Jemand, der sich dasselbe wünscht wie du. Und das Beste daran ist“, schloss sie eifrig, „dass es jemand ist, den du schon kanntest!“
„Das möchte ich ja auch gern glauben, aber ich wage es nicht – nicht nach diesem Wochenende.“ Donnalee konnte sich lebhaft vorstellen, was Todd von ihr dachte, nachdem sie so leichtfertig mit ihm ins Bett gehüpft war. Bevor sie ihm begegnete, hätte sie nie geglaubt, dass sie eines solchen Verhaltens fähig war.
„Nun, liebste Freundin, bald wirst du Ehemann und Kind haben“, erklärte Hallie fröhlich. „Oh, Donnalee, mach dir keine Gedanken. Es wird schon alles gut werden.“
Zum ersten Mal, seit sie nach Hause gekommen war, lächelte Donnalee. Es ging ihr wirklich besser. Sie unterhielt sich noch ein paar Minuten mit Hallie und hängte dann auf.
Ich muss mich beschäftigen, überlegte Donnalee. Dann würde sie ganz bestimmt auf andere Gedanken kommen. Es gab genug im Haus zu tun. Wenn sie sich mit Hausarbeit ablenkte, die alltäglichen kleinen Dinge erledigte, würde das Leben wieder seinen normalen Lauf nehmen.
Sie stopfte eine Ladung Schmutzwäsche in die Waschmaschine und schuf Ordnung in ihrem Kühlschrank. Dann holte sie ihren Staubsauger hervor. Sie wollte ihn gerade anstellen, als sie zufällig einen Blick aus dem Fenster warf. Ihr Herzschlag drohte auszusetzen. Todds Wagen parkte vor ihrem Haus. Sie vermochte sich nicht vom Fleck zu rühren. Erstarrt beobachtete sie, wie er aus dem Auto stieg, auf ihre Haustür zuging, dann plötzlich stehen blieb und wieder kehrtmachte.
Die Erstarrung fiel von ihr ab. Sie rannte zur Tür und riß sie auf – um ihm direkt gegenüberzustehen. Sprachlos starrten sie sich an. Todd steckte die Hände in die Hosentaschen. Stumm wandte er den Blick ab.
Es ist aus! schoss es Donnalee durch den Kopf. Er war gekommen, um ihr zu sagen, dass er sie nicht mehr sehen wollte. Als ihre Ehe damals zerbrach, hatte
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