Happy End in Seattle (German Edition)
nicht gefunden hat, müssten noch welche da sein.“
„Gut, dann sollst du dein Dinner haben.“
Es war erstaunlich, welches kulinarische Wunderwerk Hallie aus einer Büchse Chili und ein paar Salatblättern zu zaubern vermochte. Und er musste zugeben, dass ihm das Abendessen in ihrer Gesellschaft sehr viel besser schmeckte als allein.
Nach dem Essen ging Steve wieder in seine Wohnung hinüber, um sich umzuziehen. Als er den verhassten Anzug anzog, erinnerte er sich plötzlich, wann er ihn zum letzten Mal getragen hatte – vor Gericht, an dem Tag, als seine Scheidung ausgesprochen wurde. In der Jackentasche steckte noch die Karte seines Anwalts. Schnell warf er sie in den Mülleimer.
Während er sich die Krawatte umband, dachte er an diesen fürchterlichen Tag zurück. Die alte Wunde drohte wieder aufzureißen und seine Stimmung zu überschatten, doch es gelang ihm, den Schmerz zurückzudrängen. Mary Lynn hatte wieder geheiratet, und er hatte es überlebt. Sein Leben war weitergegangen. Nicht so, wie er es sich gewünscht hätte, doch allmählich fand er wieder Gefallen an seinen früheren Freuden und entdeckte sogar neue.
Als er zu Hallie hinüberging, um sie abzuholen, hätte es ihm fast den Atem verschlagen. In einem dunkelblauen Cocktailkleid öffnete sie ihm die Tür. Wie ein Futteral umschloss das enge, seidig schimmernde Gebilde ihren Körper. War das wirklich Hallie, die da vor ihm stand? Verdammt, warum war ihm nie aufgefallen, was für einen wohlproportionierten Körper sie besaß? Alles saß genau an der richtigen Stelle. Und wie es saß …
Ob sie wohl einen BH unter dem Kleid trägt? schoss es ihm durch den Kopf. Nicht, dass es ihn etwas anging. Er war einfach nur neugierig. Eng ihre Brüste umspannend, wurde das ärmellose Kleid im Nacken mit einem Verschluss zusammengehalten. Ja, er war fast sicher, dass sie keinen BH darunter trug. Er pfiff leise durch die Zähne.
„Gefällt es dir?“ Die Arme ausgestreckt, vollführte sie eine langsame Drehung.
Steve hätte einen zweiten Pfiff ausgestoßen, wenn er die Puste dazu gehabt hätte. Doch ihr Anblick hatte ihm den Atem geraubt. Ihr zu sagen, dass sie gut aussah, wäre eine Untertreibung gewesen. Eine gewaltige Untertreibung. Arnold war ein größerer Narr, als er vermutet hatte.
„Du siehst …“ Ihm fehlten die Worte, ihr Aussehen zu beschreiben.
„Du kannst es mir ruhig sagen. Ich sehe fett aus, nicht wahr?“ Sie streckte den Bauch heraus, wenn man die leichte Rundung als solchen bezeichnen konnte.
„Nein!“
Er war noch nie ein Schmeichler gewesen. Komplimente hatte er sich immer mühsam abringen müssen. Er besaß einfach kein Talent auf diesem Gebiet. Hallie wartete gespannt auf sein Urteil. Genauso hatte Mary Lynn ihn immer angesehen, wenn sie Zustimmung von ihm erwartete. Die Situation setzte ihn unter Druck. Plötzlich hatte er Angst, er könnte Hallie ebenso enttäuschen, wie er Mary Lynn so oft enttäuscht hatte.
„Du siehst fantastisch aus.“ Etwas Besseres fiel ihm einfach nicht ein. Jetzt wartete er, wie sie darauf reagierte.
Sie schloss die Augen und atmete langsam aus.
„Ganz fantastisch.“ Er konnte nur hoffen, dass dieser Zusatz etwas nützen würde.
„Danke.“ Sie schenkte ihm ein weiches Lächeln. „Ich werde dir nicht verraten, was dieses Kleid mich gekostet hat. Aber ich kann dir versichern, es war Liebe auf den ersten Blick. Nur so viel möchte ich dazu sagen: Die nächsten zehn Jahre werde ich mir wohl mein eigenes Lunchpaket mit ins Büro nehmen müssen.“
„Was immer es gekostet hat, es war seinen Preis auf jeden Fall wert.“
„Du kannst ein richtiger Charmeur sein, wenn du nur willst, Marris.“
Ausgerechnet er? Ein Charmeur? Bestimmt nicht. Aber wenn Hallie dieser Ansicht war, dann würde er sich hüten, ihr zu widersprechen.
Das Stück wurde in einem Theater in der Innenstadt aufgeführt. Sie hatten Sitze für den Balkon, erste Reihe, Gang. Nach einer Weile zählte Steve nicht mehr mit, wie oft er aufstehen musste, um Leute vorbeizulassen, die zu ihren Plätzen in der Mitte der Reihe wollten.
Hallie begrüßte verschiedene Leute, die, wie sie ihm erklärte, Mitglieder der örtlichen Handelskammer waren. Sie nannte ihm ihre Namen, aber er gab es irgendwann auf, sie alle zu behalten. Zwar gehörte auch er der Handelskammer an, doch seine Mitgliedschaft beschränkte sich auf die Beitragszahlungen. Hallie hingegen schien ein aktives und beliebtes Mitglied zu sein, was ihn nicht
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