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Happy End in Seattle (German Edition)

Happy End in Seattle (German Edition)

Titel: Happy End in Seattle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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überraschte.
    Die Lichter gingen aus, und die Aufführung begann. Steve merkte schnell, dass es sich mitnichten um ein Theaterstück handelte. Es war eine Oper. Jeder Satz wurde gesungen. Er warf einen Blick auf den Programmzettel. Die Oper hatte einen deutschen Namen, so viel vermochte er zu erkennen. Ansonsten war ihm die Materie fremd. Steve hatte nichts gegen klassische Musik. Aber hier handelte es sich nicht um Mozart, sondern um einen Komponisten, von dem er noch nie etwas gehört hatte und von dem er auch nichts hören wollte.
    Hallie starrte gebannt auf die Bühne, wo sich Dramatisches abzuspielen schien. Es herrschte ein ständiges Hin und Her, und es wurde viel gestorben.
    Gegen Ende des ersten Aktes begann Steves Aufmerksamkeit abzuschweifen. Er betrachtete die prächtigen Kristalllüster, die von der Decke herabhingen, wobei er sich fast den Kopf verrenkte, um sie einer eingehenderen Prüfung zu unterziehen. Das Theater war vor kurzem renoviert worden, und er fand die Verbesserungen, die man vorgenommen hatte, beeindruckend.
    „Steve?“ Mit gerunzelter Stirn blickte Hallie ihn an. „Was ist los mit dir?“
    „Ich habe mir nur die neuen Leuchter angesehen“, flüsterte er laut. „Ich frage mich, ob sie wirklich aus Kristallglas sind. Du weißt es nicht zufällig, oder?“
    „Nein, ich weiß es nicht.“
    „Die Bestuhlung ist auch neu.“
    „Hm.“
    Mit den Schultern abwechselnd gegen die Rückenlehne stoßend, testete er die Polsterung seines Sitzes. Dabei nickte er anerkennend und hob zur Bekräftigung seines Urteils beide Daumen.
    Hallie schlug die Augen gen Himmel und konzentrierte sich dann wieder auf die Vorgänge auf der Bühne. Bis Steve sie mit der Bitte um einen Kugelschreiber erneut ablenkte.
    Als sie sich vorbeugte, um in ihrer Handtasche zu kramen, gewährte sie ihm einen tiefen Einblick in ihr Dekolletee. Er hatte Recht gehabt. Sie trug keinen BH.
    Leicht ungeduldig, wie ihm schien, drückte sie ihm gleich darauf den Kugelschreiber in die Hand. Gelangweilt begann er seinen Programmzettel mit geometrischen Mustern zu bekritzeln. Irgendwann fiel ihm auf, dass seine Muster Rundungen angenommen hatten und – er mochte es sich kaum eingestehen – einer Reihe weiblicher Brüste ähnelten. Eigentlich sah es ganz hübsch aus, was er da zeichnete. Er wunderte sich selbst, wie begabt er war.
    Weil ihm das Motiv so gut gefiel, begann er es auszuschmücken, malte einen Torso, den er mit vier Brüsten ausstattete. Er widmete sich gerade mit Hingabe den Details, als Hallie ihm den Kopf zuwandte, um zu sehen, was er da machte. Ein Blick auf sein Werk, und sie riss ihm den Programmzettel aus der Hand. Während sie ihn mit einem strafenden Seitenblick zurechtwies, zerknüllte sie den Zettel.
    Okay, okay, er hatte verstanden. Steve wandte sich wieder dem Geschehen auf der Bühne zu. Er versuchte sich wirklich zu konzentrieren, aber er hatte selten etwas Langweiligeres gesehen. Opern hatten ihm noch nie gelegen. Walküren, die Helme trugen, aus denen Hörner wuchsen, und die mit Speeren bewehrt wie Krieger über die Bühne stürmten, konnte er nichts abgewinnen.
    Nach einer Weile, als er sicher sein konnte, dass Hallie wieder in die Handlung vertieft war, stahl er ihren Programmzettel und faltete ein Flugzeug daraus. Er hatte nicht vor, es fliegen zu lassen, doch Hallie schien ihm diese Absicht zu unterstellen. Ihr Blick war vernichtend.
    „Was ist?“ flüsterte er.
    „Da musst du noch fragen?“ zischte sie.
    Die Hände im Schoß gefaltet, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Bühne zu. Diesmal war er entschlossen, sich mustergültig zu betragen. Aber bald fielen ihm die Augen zu, und er nickte ein. Sekunden später kam er mit einem Ruck wieder zu sich. Er gähnte laut. Und weil es so schön war, gähnte er gleich noch einmal. Ein drittes Gähnen unterdrückte er, weil Hallie ihm wieder mal einen von ihren strafenden Seitenblicken zuwarf.
    Danach sah er verstohlen auf die Uhr und versuchte sich auszurechnen, wie lange er diese Marter noch ertragen musste. Eine weitere Stunde – das ließ sich zur Not machen. Aber das war wirklich das höchste der Gefühle. Zwei Stunden kamen nicht in Frage.
    Der Vorhang fiel, und die Lichter gingen an. Pause. Befreit sprang Steve von seinem Sitz auf. „Ich hole uns etwas zu trinken“, verkündete er und war schon halb im Gang, als Hallie den Arm ausstreckte, um ihn zurückzuhalten.
    „Was ist nur mit dir los?“ zischte sie.
    Ihr Ton verhieß nichts

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