Happy End in Seattle (German Edition)
auch geschehen mochte, immer auf ihn zählen konnten.
„Eigentlich nicht“, meinte Kenny, den Blick auf den Bildschirm geheftet. „Sie ist schon oft mit Männern ausgegangen.“
„Wie bitte?“ Was sein Sohn da sagte, war neu für ihn.
„Erst kam Paul, dann George.“
Steve runzelte die Stirn. Fehlt nur noch Ringo, dachte er mit einem Anflug von Galgenhumor.
„Sie war nicht lange mit ihnen zusammen“, klärte Meagan ihn auf.
„Und Kip?“ Kaum dass er sie ausgesprochen hatte, hätte Steve die Worte am liebsten zurückgeholt.
„Mom mag Kip wirklich gern“, erklärte Kenny.
„Und du?“ Auch diese Frage hätte er eigentlich nicht stellen dürfen, doch Steve konnte nicht anders. Es war der Freund seiner Frau – okay, seiner Ex-Frau –, über den sie da sprachen, und das betraf schließlich auch seine Kinder.
„Kip ist okay.“ Kenny zuckte die Schultern. „Aber von Baseball versteht er nicht viel.“
Gut, dachte Steve zufrieden. Kip hatte Mary Lynn also zu einer Weinprobe eingeladen. Steve wusste einen guten Wein ebenfalls zu schätzen, aber er trank ihn lieber, anstatt dass er ihn ausspuckte – und das tat man doch auf einer Weinprobe, oder? Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, etwas Derartiges mit Mary Lynn zu unternehmen. Aber sie hatte ihm auch nie gesagt, dass solche Dinge sie interessierten. Eines war sicher: Wenn es ihm helfen konnte, seine Ex-Frau zurückzugewinnen, dann würde er auch Wein ausspucken.
Als er einen Wagen vorfahren hörte, sprang er auf und lief zur Haustür. Draußen stieg Mary Lynn gerade aus ihrem Auto. Mit Betroffenheit registrierte Steve ihren glücklichen Gesichtsausdruck. Er ging ihr entgegen. Die Freude schwand aus ihren Zügen, als sie seiner ansichtig wurde. Er schluckte die vorwurfsvolle Bemerkung herunter, die ihm auf der Zunge lag. Mary Lynn wusste selber, dass sie zu spät gekommen war. Sie daran zu erinnern würde die Kluft zwischen ihnen nur vergrößern. Er wollte Brücken schlagen, nicht sie niederreißen.
„Hattest du einen schönen Nachmittag?“ erkundigte er sich.
„Ja, wunderbar. Und du?“
„Ich auch. Aus Kenny wird einmal ein guter Baseballspieler werden.“
Mary Lynn lächelte. „Genau wie sein Vater.“ Sie blickte an ihm vorbei zum Haus. Meagan und Kenny standen bereits an der Tür. „Seid ihr soweit?“ rief sie den Kindern zu.
„Warum kommst du nicht einen Moment herein?“ fragte Steve. „Du hast noch nicht gesehen, wie ich die Wohnung eingerichtet habe.“
„Was du Einrichtung nennst …“, entgegnete Mary Lynn lachend.
„He, ich besitze inzwischen eine Couch und einen Sessel. Sogar einen Esstisch samt Stühlen habe ich mir angeschafft.“
„Wie schön für dich. Dann hast du die Gartenmöbel also endlich rausgeworfen. Du machst Fortschritte.“ Sie winkte Meagan und Kenny zu sich, die, ihre Taschen über der Schulter, an ihm vorbeitrotteten.
Nachdem er sich mit einem Kuss von den Kindern verabschiedet hatte, beobachtete Steve, wie seine Familie ins Auto stieg. Als sie losfuhren, winkte er ihnen noch einmal zu. Die Hände in die Hosentaschen vergraben, blickte er dem Wagen nach, bis er verschwunden war. Dann ging er in sein leeres Haus zurück.
Donnalee war nervös. Weil sie davor zurückschreckte, Sanford ausfindig machen und ansprechen zu müssen, war sie eine halbe Stunde zu früh in dem Restaurant erschienen, das sie als Treffpunkt mit ihm verabredet hatte. Auf diese Art und Weise, so hoffte sie, würde sie ihn erst einmal unauffällig in Augenschein nehmen können, ehe sie sich zu erkennen gab.
Nach dreizehn Jahren war Donnalee endlich bereit, wieder zu heiraten. Aber das bedeutete, Männer aufzutun, sich mit ihnen zu verabreden, sich auf das ganze Drum und Dran des Kennenlernens einzulassen – und das womöglich mehr als einmal. Bis auf einige unverbindliche Bekanntschaften hatte Donnalee seit ihrer Scheidung keine richtige Beziehung mehr zu einem Mann gehabt. Wenn sie sich noch einmal verlieben wollte, dann musste sie den Schutzwall abbauen, den sie um sich errichtet hatte. Doch damit wurde sie verletzbar, und das machte ihr die meiste Angst bei der ganzen Sache.
Von ihrem Tisch aus hatte sie den Eingang im Auge. Unauffällig musterte sie jeden Mann, der das Restaurant betrat. Das Foto, das Sanford ihr geschickt hatte, zeigte einen attraktiven dunkelhaarigen Mann mit markanten, klassischen Zügen. Aber, wie Donnalee wusste, Porträtaufnahmen konnten gewaltig täuschen.
Das mexikanische Restaurant in der
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