Happy End in Seattle (German Edition)
anderen Frau verlassen. Die Sache hatte Donnalee einen schweren Schlag versetzt, und sie hatte zehn Jahre gebraucht, um ihr Selbstvertrauen wiederzufinden. Wer weiß, vielleicht hatte die Enttäuschung sogar einen bleibenden Schaden hinterlassen. Jedenfalls konnte Hallie die Ängste und Zweifel ihrer Freundin verstehen.
„Aber diesmal ist es doch anders“, versuchte sie Donnalee Mut zu machen. „Du bist kein junges Mädchen mehr, das sich von seinen Hormonen beherrschen lässt.“
„Nein, ich bin dreiunddreißig und lasse mich von meinen Hormonen beherrschen.“
Beide lachten, und dann holte Donnalee tief Luft. „Okay. Sanford ist sechsunddreißig und in leitender Position bei einer Versicherungsgesellschaft tätig. Keine Vorgeschichte.“
„Keine Vorgeschichte? Du meinst, er hat kein Vorstrafenregister?“ Na, das wäre ja noch schöner gewesen!
„Ich meine, dass er noch nie verheiratet war. Dateline hat einen eigenen Jargon, musst du wissen.“
„Oh, wie interessant.“
„Wir konnten nicht aufhören zu reden“, fuhr Donnalee fort. „Sanford ging es wie mir. Er hat sich in derselben Woche wie ich mit Dateline in Verbindung gesetzt, und er war genauso skeptisch. Über eine halbe Stunde haben wir miteinander telefoniert, und das am Arbeitsplatz. Es war, als würden wir uns schon ewig kennen. Er lebt auf einem Hausboot, was ich schon immer wahnsinnig romantisch fand. Er liebt mexikanisch-texanisches Essen, geht in jeden Film mit Emma Thompson und liest mit Vorliebe Romane von Steve Martini. Genau wie ich. Kannst du das glauben? Ich weiß, das sind alles Nebensächlichkeiten. Aber damit haben wir zumindest eine Menge, worüber wir uns unterhalten können.“ Ein strahlendes Lächeln flog über ihr Gesicht. „Er war genauso angenehm überrascht wie ich, nachdem er mit mir gesprochen hatte. Es fiel uns schwer, auf Wiedersehen zu sagen.“
„Er wohnt auf einem Hausboot?“ fragte Hallie. Dieser Typ begann auch ihr zu gefallen. Wenn aus den beiden nichts wurde, konnte Donnalee den Mann vielleicht ihr vorstellen.
„Verstehst du jetzt, warum ich so aufgeregt bin?“
Hallie nickte. Wäre sie in der Situation, sie wäre nicht weniger aufgeregt gewesen.
„Er klingt zu gut, um wahr zu sein“, stöhnte Donnalee. „Wenn wir uns dann sehen, kommt bestimmt die große Enttäuschung.“
„Das kannst du nicht wissen.“ Hallie bemühte sich zwar um einen zuversichtlichen Ton, teilte jedoch im Grunde genommen die Zweifel ihrer Freundin. Der Typ musste doch irgendeinen Fehler haben.
„Zuerst wunderte ich mich, dass ein dermaßen erfolgreicher und charmanter Mann noch nie verheiratet war“, sagte Donnalee nachdenklich. „Aber sein Brief erklärte alles.“ Auf Hallies fragenden Blick hin erzählte sie, dass Dateline den Unterlagen einen Brief beigelegt hätte, in dem Sanford sich vorstellte. „Er schrieb, dass er mit dem Heiraten gewartet hätte, weil er erst sein College-Darlehen zurückzahlen wollte. Finanzielle Sicherheit sei ihm wichtig. Ich respektiere das. Dateline pflegt die Kreditwürdigkeit seiner Kunden zu überprüfen. Wenn jemand Schulden hat, wird er nicht angenommen.“
Dann habe ich keine Chance, dachte Hallie. Wenn Dateline ihre Kreditkartenabrechnungen zu sehen bekam, war es aus. Sie wollte Donnalee ihre Befürchtung gerade mitteilen, als das Telefon klingelte. Hallie nahm den Hörer ab. Durchs Küchenfenster sah sie, wie Steve Marris seinem Sohn zeigte, wie man einen Baseball hielt. „Hallo?“ sagte sie.
Es war Rita. „Ich hoffe, du weißt meine Bemühungen zu schätzen“, fing sie ohne Umschweife an.
„Welche Bemühungen?“
„Ich habe einen Mann für dich gefunden. Bist du interessiert?“
4. KAPITEL
E rst Paul, dann George
Steve konnte nicht aufhören, immer wieder nervös auf die Uhr zu sehen. Es war Sonntagnachmittag, fünf Uhr, und Mary Lynn kam zu spät, um die Kinder abzuholen. Damit war für Steve der Fall klar. Mary Lynn war mit diesem Kip zusammen.
Steve hatte seiner Ex-Frau so lange mit Fragen zugesetzt, bis sie zugab, einen Freund zu haben. Jetzt wusste er, weshalb sie ihn aus ihrem Bett verbannt hatte. Durch seine Beharrlichkeit in die Enge getrieben, vermochte sie es nicht zu leugnen. Womit sich als Nächstes die Frage stellte, ob sie mit diesem Kip schlief. Mit Rücksicht auf seinen Seelenfrieden wollte Steve der Überlegung lieber nicht nachgehen. Wenn Mary Lynn es mit diesem Kerl trieb, dann wollte er nichts davon wissen.
Seine geniale Idee, Mary Lynn als
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