Happy End in Seattle (German Edition)
die Schlange vor dem Tresen einreihte, um ihre Pizzen zu bestellen und die Getränke zu holen, steuerte Hallie mit den Kindern einen der wenigen freien Tische an.
Steve gesellte sich fünf Minuten später mit alkoholfreien Getränken für Meagan und Kenny, zwei Bier sowie einer Handvoll Kleingeld zu ihnen. Kenny strahlte, als sein Vater die Münzen auf den Tisch warf. Eifrig beugte er sich vor, um sich einige davon zu nehmen. „Zwölf Münzen für jeden“, sagte Steve in bestimmtem Ton. Mit strengem Blick musterte er seinen Nachwuchs. „Mehr gibt es nicht. Wenn sie weg sind, sind sie weg, verstanden?“
„Verstanden.“
Nachdem die Kinder mit ihren Münzen zu den Automaten gerannt waren, setzte sich Steve zu Hallie an den Tisch. Umständlich breitete Hallie eine der rot-weiß karierten Papierservietten auf dem Schoß aus. Es verunsicherte sie ein wenig, mit Steve allein zu sein. „Es war nett von Ihnen, mich einzuladen“, meinte sie schließlich. Zu ihrer Überraschung musste sie den Eindruck, den sie anfangs von ihm gehabt hatte, revidieren. Er sah wirklich sehr gut aus. Komisch, dass ihr das bisher nicht aufgefallen war. Und dass er ihr gestern so bereitwillig aus der Patsche geholfen hatte, machte ihn noch sympathischer.
„He, ich freue mich über die Gesellschaft. Früher pflegte ich mit Mary Lynn und den Kindern einmal im Monat herzukommen. Wenn es nach Meagan und Kenny ginge, würden wir das auch weiterhin tun. Aber ich komme mir albern vor, wenn ich allein hier herumsitze.“
„Sie könnten doch mit den Kindern die Videospiele ausprobieren“, schlug Hallie ihm vor.
„O nein, das wäre ein Übergriff in ihre Domäne. Die Kinder wollen mich nicht dabeihaben. Ich habe es einmal versucht und wurde sofort wieder nach draußen zu den anderen Eltern verbannt.“
Hallie lächelte. Ihre Befürchtung, er würde sie über diesen unglückseligen Abend mit Marv ausfragen, war offenbar unbegründet gewesen. Sie war ihm dankbar, dass er ihr Missgeschick nicht erwähnte. Sie sprachen über ihre Arbeit und übers Wetter und boten sich schließlich das Du an. Und dann, nach kurzem, jedoch nicht unangenehmem Schweigen, stellte Steve ihr doch eine persönliche Frage.
„Ich nehme es dir nicht übel, wenn du mir sagst, es geht mich nichts an“, begann er. „Aber wie gerät ein Mädchen wie du an einen solchen Schwachkopf?“
Hallie seufzte. Dann beschloss sie, offen zu ihm zu sein. Nachdem er nun schon so viel mitbekommen hatte, konnte er auch alles erfahren. „Es ist dir ja wohl nicht entgangen, dass ich versuche, einen Mann kennen zu lernen“, fing sie an. „Ich … habe den Entschluss gefasst, in diesem Jahr zu heiraten.“
Er hob den Kopf. Mit zusammengekniffenen Augen blickte er sie an. „Frauen beschließen so etwas?“
„Nicht alle Frauen. Aber in meinem Fall ist es so, dass ich im April dreißig werde und …“
„Dreißig ist doch nicht alt“, unterbrach er sie.
„Ich weiß. Aber ich frage mich, wo die letzten zehn Jahre geblieben sind, wenn du verstehst, was ich meine. Ich war glücklich und zufrieden, und meine Arbeit füllte mich aus. Und dann wachte ich eines Tages auf und merkte, dass alle meine Freundinnen verheiratet waren, manche sogar schon zum zweiten Mal. Mein Vater ist vor kurzem gestorben, und meine jüngere Schwester ist gerade Mutter geworden.“ Sie suchte nach den richtigen Worten. „Irgendwie sehe ich mein Leben plötzlich mit anderen Augen. Meine Prioritäten haben sich verschoben. Jahrelang habe ich nur für meine Arbeit gelebt. Jetzt will ich mehr. Ich wünsche mir jemanden, mit dem ich all das, was ich erreicht habe, teilen kann.“
„Und deshalb glaubst du, heiraten zu müssen.“
„So ungefähr.“ Hallie zuckte die Schultern. „Seit meinem sechzehnten Lebensjahr gehe ich mit Männern aus, und in all den Jahren ist mir nicht ein einziges Mal jemand wie Marv begegnet. Die Auswahl ist wirklich erschreckend dürftig geworden. Aber wenn ich mir meine Freundin Donnalee ansehe … Bei ihr ging alles so einfach.“ Vielleicht hatte Donnalee Recht, vielleicht sollte sie sich doch an Dateline wenden.
„Ist das die Freundin, die neulich an einem Samstag bei dir war? Die mit den langen … die Große?“
Männer hatten gewöhnlich keine Schwierigkeiten, sich an Donnalee zu erinnern. „Ja, genau die. Sie hatte schon nach einer einzigen Verabredung ihren Traummann gefunden.“
„Und? Hat sie ihn geheiratet?“
„Noch nicht. Sie ist diejenige, die mir riet, zu
Weitere Kostenlose Bücher