Happy End in Seattle (German Edition)
sie nicht ständig um mich zu haben.“
Todd beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Tisch. „Du erwähnst Mary Lynn überhaupt nicht mehr in letzter Zeit. Seht ihr zwei euch noch?“
„Natürlich sehen wir uns.“ Steve wusste selbst, dass er defensiv klang. „Jede Woche, wenn sie die Kinder bringt. Und ab und zu ruft sie mich an.“ Meistens dann, wenn ihr das Geld ausging und sie einen Vorschuss auf die nächste Unterhaltszahlung brauchte. Die Rosen, die er ihr zum Geburtstag schicken ließ, hatte sie nie erwähnt. Als er sie schließlich danach fragte, hatte sie sich lächelnd – und recht gleichgültig, wie ihm schien – bedankt. Es war ihm fast so vorgekommen, als wäre es ihr unangenehm gewesen, dass er ihr Rosen geschickt hatte. Ihre Reaktion hatte ihn enttäuscht, und er versuchte nicht daran zu denken, wie wenig Erfolg er in den letzten Monaten mit seinen Versöhnungsgesten gehabt hatte.
„Ich habe sie neulich gesehen“, bemerkte Todd beiläufig – zu beiläufig.
Steve horchte auf. Todds Ton hatte sofort sein Misstrauen geweckt. Er beschloss, es seinem Freund leicht zu machen. „Vermutlich mit irgendeinem Kerl.“
Seine Reaktion überraschte Todd, das sah er ihm an. „Ja, sie war tatsächlich mit jemandem zusammen.“
„Das war bestimmt Kip.“ Steve versuchte die Information mit einem Schulterzucken abzutun, obwohl es ihm wahrlich keine Freude bereitete, mit der Tatsache konfrontiert zu werden, die er seit Monaten ignorierte. Mary Lynn war also noch immer mit diesem oberflächlichen Autoverkäufer zusammen.
„Ist das derselbe Typ, mit dem sie sich schon Anfang des Jahres traf?“ wollte Todd wissen.
„Ja, das nehme ich an.“ Nur widerstrebend beantwortete Steve die Frage seines Freundes. Seit Monaten wartete er darauf, dass Mary Lynn irgendwann genug von diesem Kerl hatte und ihn wieder abschob. Aber bis jetzt hatte sich in dieser Richtung nichts getan. „Wie sieht er aus?“ Die Antwort auf diese Frage, die er seinen Kindern nicht stellen konnte, interessierte ihn schon lange. Eines wusste er mit Sicherheit: Kip holte sich bei der Arbeit bestimmt keine schmutzigen Fingernägel.
Todd zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht, wie ich ihn beschreiben soll. Er trug einen Anzug. Geschniegelt sah er aus.“
„Wie der Moderator einer Talk-Show?“ Genauso stellte Steve sich den Geliebten seiner Ex-Frau vor – aalglatt und wendig und von übertriebener Liebenswürdigkeit, eben der Typ Mann, der Mary Lynns gewandeltem Geschmack entsprach.
„Ja.“ Todd nickte zustimmend. „So könnte man ihn beschreiben.“
Steve hätte mit den Zähnen knirschen können vor Erbitterung. Nur mühsam verbarg er seinen Grimm. „Wo waren sie?“
„Im Einkaufszentrum. Ich musste zu Sears, um einen Schraubenschlüssel zu besorgen, als ich zufällig Mary Lynn sah. Die beiden sahen aus, als hätten sie einen Großeinkauf gemacht. Kip war mit Paketen beladen.“
Steve schnaubte verächtlich. „Dann hat sie also endlich einen Mann gefunden, der gern einkaufen geht. Damit hat er auf jeden Fall gute Karten bei ihr. Ich halte es nicht länger als höchstens eine Viertelstunde in einem Einkaufszentrum aus, egal wie viele Discount-Läden es dort geben mag. Die Kinder waren wochenlang hinter mir her, dass ich mit ihnen in diese Super-Mall in Auburn fahre. Du hättest die Menschenmassen dort sehen sollen. Es war verrückt.“ Er hoffte, dass der Themenwechsel nicht allzu offensichtlich war. Er wollte nicht über Mary Lynn sprechen, und von diesem Kip wollte er schon gar nichts hören.
Doch anscheinend waren seine Bemühungen um ein anderes Thema nicht offensichtlich genug gewesen, denn Todd sagte: „Du scheinst dich mit der Tatsache abgefunden zu haben, dass Mary Lynn einen Freund hat.“
Steve seufzte. „Mitnichten.“ Es fiel ihm immer schwerer, diese Farce aufrechtzuerhalten. Jedes Mal, wenn er sich seine Ex-Frau mit einem anderen Mann vorstellte, musste er die Zähne zusammenbeißen. Als er von ihrer Affäre mit Kip erfuhr, hatte er sie nicht unter Druck gesetzt, weil er fürchtete, sie damit seinem Nebenbuhler erst recht in die Arme zu treiben. In der sicheren Annahme, dass es nicht lange dauern konnte, bis ihr Interesse an diesem Mann erlahmte, hatte er sich in Geduld gefasst. Jetzt wurde ihm klar, dass er sich verkalkuliert hatte. Aber noch war es nicht zu spät, seine Taktik zu ändern. Er würde sofort damit beginnen. Auf der Stelle.
Er stand auf und warf einen 10-Dollar-Schein auf den
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