Happy End in Seattle (German Edition)
durch die Tür. „Bleibst du heute Abend wieder länger?“
„Ich bin gleich fertig“, erwiderte Steve, ohne von seinen Papieren aufzusehen. „Geh nur, ich schließe dann ab.“
„Wie wär’s mit einem kalten Bier?“ schlug Todd vor. „Es macht mir nichts aus, eine Weile zu warten. Ich habe selbst noch ein paar Dinge zu erledigen.“
Ein kaltes Bier – das klang gut. Es war ein langer Tag gewesen, und mit dem Stapel Papiere auf dem Schreibtisch würde er noch länger werden. „Okay“, sagte er. „Ein Bier wäre nicht schlecht.“
Die Aussicht auf ein Bier spornte ihn an, seine Arbeit mit erneuter Energie in Angriff zu nehmen. Eine Stunde später war er fertig. Er ging in die Werkstatt, um Todd Bescheid zu sagen, worauf sie mit getrennten Autos zu einer Bar fuhren. Obwohl sie beste Freunde waren, unternahmen Steve und Todd in ihrer Freizeit nicht viel zusammen. Warum auch, wenn sie sich fünf Tage in der Woche von morgens bis abends sahen? Die Freundschaft mit Todd hatte Steve während seiner Scheidung und in den Wochen danach sehr geholfen. Damals war Todd sein engster Vertrauter gewesen.
In letzter Zeit hatte er wenig von Mary Lynn gehört. Steve fand diese Funkstille beunruhigend. Die Kinder erwähnten Kip kaum noch, was jedoch nicht heißen musste, dass Mary Lynn den Kerl nicht mehr sah.
„Es ist eine Ewigkeit her, seit wir zuletzt zusammen hier waren“, bemerkte Todd, als die Bedienung schwungvoll einen Krug Bier und zwei Gläser vor sie hinstellte. Country-Musik plärrte aus der Jukebox. Eine näselnde Frauenstimme sang von einem Mann, der seiner Frau Unrecht getan hatte und nun den Preis dafür zahlen musste.
Todd hatte Recht. Während Steve die Gläser füllte, überlegte er, dass es tatsächlich sieben oder acht Monate her war, seit sie sich zuletzt in einer Bar gegenübersaßen. Manchmal erschrak er, wenn er daran dachte, wie schnell die Zeit verflog. Er konnte sich noch gut erinnern, wie er Meagans Windeln gewechselt hatte. Wie gestern kam es ihm vor. Und jetzt war seine Tochter schon bald ein Teenager.
Der Gedanke an Babys und Windeln erinnerte ihn an Hallie. Sie hatte besorgt bei ihm angerufen, um sich zu erkundigen, ob Meagan am Wochenende zur Verfügung stehe. Anscheinend hatte Hallie ihrer Schwester versprochen, Babysitter für ihre sechs Monate alte Nichte zu spielen, und sich deshalb vergewissern wollen, dass Meagan ihr im Notfall helfen konnte. Steve wagte sich nicht auszumalen, was bei dem Unternehmen alles schiefgehen konnte. Deshalb hatte er beschlossen, sich sicherheitshalber selbst bereit zu halten, falls Hallie ihn brauchen sollte.
Steve wäre gern noch einmal Vater geworden. Doch als er Mary Lynn vor einigen Jahren zu überreden versuchte, hatte sie keinerlei Interesse an einer weiteren Schwangerschaft gehabt. Damals hatte ihre Reaktion ihn enttäuscht. Aber nach allem, was zwischen ihnen passiert war, musste er froh sein, dass Mary Lynn sich damals weigerte, noch ein Kind zu bekommen.
„Wie laufen die Dinge bei dir?“ wollte Todd wissen.
„Gut“, erwiderte Steve. „Und bei dir?“
„Bestens. Ich bin fast jedes Wochenende am See und arbeite an meinem Haus. Du solltest mal mit den Kindern vorbeikommen. Du würdest staunen, wie sich alles verändert hat.“
„Das mache ich bestimmt“, versprach Steve. Todd hatte das Wochenendhaus von seinen Großeltern geerbt. Wenn er sich recht erinnerte, lag es draußen bei Key Center. Hin und wieder brachte Todd ihm frische Austern mit. Steve hatte noch nie bessere gegessen.
„Dann ist also alles in Ordnung?“
„Klar. Habe ich dir eigentlich erzählt, dass Meagan Zeichenunterricht nehmen will? Sie hat meine Nachbarin in ihrer Agentur besucht und daraufhin den Entschluss gefasst, Grafikerin zu werden.“
„Tatsächlich?“
„Ja. Anscheinend hatte sie einen Einfall, den Hallie verwenden konnte, und jetzt ist Meagan der festen Überzeugung, ihre Berufung gefunden zu haben.“ Steve musste jedes Mal lachen, wenn er daran dachte. Nicht, dass er Meagan das künstlerische Talent absprechen wollte. Aber es überraschte ihn, welchen Einfluss dieser eine Tag bei Hallie auf seine Tochter gehabt hatte. Und er war Hallie dankbar, dass sie Meagan in ihren Bestrebungen ermutigte.
Hallie … Er musste lächeln, als er daran dachte, wie sie ihm neulich die Schuld daran geben wollte, dass sie ein paar Pfund mehr auf die Waage brachte. Es war vor zwei Wochen gewesen, an einem Sonntag. Er war gerade dabei, seinen Wagen zu waschen,
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