Happy End in Seattle (German Edition)
mehr zügeln konnte. Ungeduldig begann er an den Knöpfen ihrer Bluse herumzufummeln.
„Ich glaube, das ist keine gute Idee“, flüsterte sie, ohne ihm jedoch Einhalt zu gebieten.
„Im Gegenteil. Es ist definitiv eine meiner besseren Ideen. Die beste seit Monaten.“
Sie legte ihre Hand auf seine. „Nicht, Steve.“
Er ließ die Hand sinken, hörte jedoch nicht auf, ihren Hals zu küssen. Er wusste, solange sie sich seine Küsse gefallen ließ, nahmen seine Chancen, sie ins Bett zu locken, stetig zu. Und genau dort wollte er sie haben – im Bett, ihren weichen, geschmeidigen Körper unter sich. Ihre Liebe sollte den Schmerz der Einsamkeit von ihm nehmen. Und danach würden sie miteinander reden.
„Ich möchte dich küssen“, flüsterte er. Seine Stimme klang rau vor Begehren. Er bat nicht oft um etwas, aber er tat es jetzt. Er durfte Mary Lynn nicht verlieren. Er liebte sie. Er brauchte sie. Er brauchte seine Familie.
„Ich … muss ins Haus zurück.“
„Wir gehen beide hinein“, flüsterte er. Ihr Gesicht zwischen seine Hände nehmend, beugte er sich über sie. Ihr Widerstand war schwach, ein halbherziges Bemühen, das ihm Hoffnung gab. Sie mochte es nicht zugeben, aber sie begehrte ihn ebenso, wie er sie begehrte.
Sein Kuss war hart und ungestüm, ein Ventil für all seine aufgestaute sexuelle Energie. Es dauerte nicht lange, da erwiderte Mary Lynn seine Leidenschaft. Plötzlich schien auch sie nicht genug von ihm kriegen zu können. Nur um Atem zu schöpfen, brachen sie den Kuss schließlich ab. Und beide taten es sichtlich widerstrebend.
„Hast du vergessen, wie gut es immer zwischen uns war?“ flüsterte Steve. „Komm, lass uns hineingehen.“
Mary Lynn erwiderte nichts. Schwer atmend barg sie das Gesicht an seiner Schulter.
Steve stand auf und zog sie zu sich hoch. Er war schon fast an der Haustür, als sie ihn zurückhielt.
„Wir können nicht hineingehen.“
„Warum nicht?“ Sollten die Kinder noch wach sein, würden sie sie ins Bett schicken und dann selbst das Schlafzimmer ansteuern.
Als Mary Lynn ihm keine Antwort gab, machte er einen weiteren Schritt zur Tür hin. Da riss sie sich plötzlich von ihm los.
„Nein!“ rief sie.
Überrascht hielt er inne. „Nein? Warum?“
Sie straffte die Schultern. „Kip ist da“, flüsterte sie. „Er ist vorm Fernseher eingeschlafen. Ich hatte ihn zum Essen eingeladen.“
Steve konnte es nicht glauben. Hatte er sich verhört? Da saß Mary Lynn mit ihm auf der Veranda und ließ sich von ihm küssen, während im Haus ein anderer Mann auf sie wartete?
„Du hättest nicht herkommen sollen“, flüsterte sie heftig. „Du solltest solche Besuche in Zukunft unterlassen. Wir sind geschieden, Steve. Kannst du das nicht endlich begreifen?“
18. KAPITEL
T ante Hallie
Ich muss verrückt sein, dachte Hallie. Wie hätte sie sich sonst darauf einlassen können, zwei Tage lang ihre sechs Monate alte Nichte zu versorgen, während ihre Schwester und ihr Schwager an der Küste zelten gingen? Eigentlich hatte ihre Mutter auf Ellen aufpassen wollen, doch Lucille hatte sich eine Erkältung zugezogen und fürchtete, das Baby anzustecken.
In Tränen aufgelöst, weil der sehnlichst erwartete Trip mit Jason nun ins Wasser fallen würde, hatte Julie ihre Schwester angerufen. Und, derart überrumpelt, hatte sich Hallie spontan erboten, Ellen übers Wochenende zu sich zu nehmen. Wie viel Arbeit kann ein sechs Monate altes Baby schon machen? fragte sie sich forsch. Schließlich schliefen Babys doch den ganzen Tag, oder?
Die ersten Zweifel kamen ihr in dem Moment, als sie den Hörer auflegte. Selbst wenn sie Kinder liebte, so hatte sie doch wenig Erfahrung mit ihnen. Nur höchst selten hatte sie als Teenager Babysitter gespielt. Doch dann sagte sie sich, dass sie als erwachsene Person eigentlich keine Schwierigkeiten mit dem Job haben dürfte. Zwei Minuten später rief sie Steve an, um sich zu vergewissern, ob Meagan am Wochenende zur Verfügung stehen würde.
Am nächsten Tag, als Julie mit einer Wagenladung Babysachen – inklusive Reisebettchen, Plastikbadewanne und einer gigantischen Windeltasche – bei ihr eintraf, ergriff Hallie die dunkle Ahnung, dass sie dieser Sache nicht gewachsen war.
„Ellen ist ein liebes Baby und ganz pflegeleicht“, versicherte ihr Julie. „Du brauchst keine Angst zu haben.“
„Wie schön“, meinte Hallie. Außerdem wohnte ihre Mutter ja ganz in der Nähe. Wenn sie mit Ellen nicht zurechtkam, konnte sie jederzeit
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