Happy End in Seattle (German Edition)
verzichtete sie in diesem Fall darauf.
„Diese Zeit der Trennung war für uns beide gut“, fuhr sie fort. „Sie hat mir die Möglichkeit gegeben, meine Gedanken zu ordnen.“
„Das sollte jeder hin und wieder tun“, warf er ein. „Alles Nebensächliche eliminieren und sich allein auf das konzentrieren, was wichtig ist.“
„Genau.“ Jetzt musste sie ihm bloß noch beibringen, dass sie ihn nicht mehr wichtig fand. Unschlüssig, wie sie das bewerkstelligen sollte, versuchte sie die Sache auf Umwegen anzugehen. „Habe ich dir gefehlt, als ich weg war?“
„Gefehlt?“ Er klang überrascht. „Nun, vermutlich ja. Aber du warst doch nicht länger als zweiunddreißig Stunden weg, und wir kennen uns noch nicht sehr lange, Hallie. Die Bedeutung der Abwesenheit einer Person bemisst sich nach der Zeitspanne, über die zwei Menschen einander ausgesetzt waren, in unserem Fall also nur wenige Wochen.“
„Sechs“, murmelte Hallie und verfluchte sich im Stillen dafür, dass sie diese Sache so ungeschickt anpackte.
„Genau das meinte ich.“
„Wenn du bis jetzt nicht genau weißt, was du für mich empfindest …“
„Was sollte ich für dich empfinden? Ich kenne dich doch kaum! Erwartest du einen Heiratsantrag von mir? Versuchst du mich unter Druck zu setzen? Das verfängt bei mir nicht, Hallie. Ich habe mich noch nie unter Druck setzen lassen.“
Heiratsantrag? Du lieber Himmel! Wie konnte ihre Unterhaltung auf ein derartig falsches Gleis geraten? „Ich habe keinen Heiratsantrag erwartet“, erklärte sie ihm, „sondern ganz im Gegenteil nach einem diplomatischen Weg gesucht, dir zu sagen, dass ich es für das Beste halte, wenn wir uns andere Partner suchen.“
Nachdem sie dies verkündet hatte, herrschte erst einmal betretenes Schweigen. „Du meinst, du willst unsere Bekanntschaft abbrechen?“ Er klang schockiert, fast entsetzt.
„Ja“, sagte sie kleinlaut. „Ich möchte deine Gefühle nicht verletzen“, fügte sie hastig hinzu. „Ganz sicher wartet irgendwo die perfekte Partnerin auf dich.“
„Das hat die letzte Frau auch gesagt“, bemerkte er barsch.
„Es tut mir Leid, aber … es gibt keine Funken zwischen uns.“
Daraufhin wurde es still in der Leitung. Dann hörte sie ihn sagen: „Wenn du Funken suchst, dann würde ich dir vorschlagen, es mal mit einem elektrischen Zaun zu versuchen.“ Mit diesen Worten hängte er auf.
„Adieu, Larry. Ich wünsche dir auch alles Gute“, sagte Hallie sarkastisch. Dann legte sie kopfschüttelnd den Hörer auf.
19. KAPITEL
E r erträgt es mannhaft
Wenige Minuten nachdem Hallie das Gespräch mit Larry – oder vielmehr umgekehrt – beendet hatte, tauchte Meagan an Hallies Küchentür auf. Sie wirkte irgendwie verstört. Immer wieder warf sie einen Blick über die Schulter, als erwartete sie, dass jeden Moment ihr Bruder oder ihr Vater hinter ihr herkommen könnten.
„Hallo, Meagan“, begrüßte Hallie sie überrascht. „Ist etwas passiert?“ Sie hatte Meagan selten so aufgeregt gesehen, es sei denn, sie hatte sich über ihren kleinen Bruder geärgert. Meistens jedoch war Steves Tochter heiter und ausgeglichen.
Meagan blickte unruhig zum Haus ihres Vaters hinüber. „Kann ich hereinkommen?“
„Sicher.“
Sie half Hallie zunächst dabei, die Schachteln und Tüten ins Schlafzimmer hinüberzutragen. Doch dann sprudelten die Worte aus ihr heraus, als hätten sie sich das ganze Wochenende in ihr aufgestaut. „Oh, Hallie, ich habe Angst um meinen Dad!“
Hallie runzelte die Stirn. Steve war doch nicht etwa krank? „Was fehlt ihm?“ fragte sie besorgt.
Wieder trat dieser panische Ausdruck in den Blick des Kindes, und irgendwie hatte Hallie das Gefühl, dass Steve nicht der einzige war, dem es schlecht ging. „Mom will Kip heiraten.“
Hallie erschrak. Es war gar keine Frage, dass diese Neuigkeit einen vernichtenden Schlag für Steve bedeutete. „Und dein Vater weiß es noch nicht?“
„Nein“, sagte Meagan. „Mom will es ihm heute Abend sagen, wenn sie Kenny und mich abholen kommt.“
„Oje“, flüsterte Hallie und setzte sich aufs Bett. Steve hatte nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er eine Versöhnung mit Mary Lynn anstrebte. Seine ganze Zukunft hatte er darauf ausgerichtet.
„Mein Dad liebt meine Mom noch immer.“
Meagans Stimme war immer leiser geworden. Hallie sah, wie sich die Augen des Kindes mit Tränen füllten. Es war ganz klar, dass auch Meagan sich eine Versöhnung ihrer Eltern gewünscht hatte. Dass die
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