Happy End in Seattle (German Edition)
versonnen. „Was es doch ausmacht, sich einen Tag lang zu verwöhnen.“ Einen Moment blickte sie auf das Lichtermeer herab. „Als ich die Verlobung löste, war mir klar, dass es schmerzhaft sein würde. Aber ich ahnte ja nicht, wie einsam, wie leer ich mich hinterher fühlen sollte.“
Hallie bewunderte Donnalee dafür, dass sie sich auf keinen Kompromiss eingelassen hatte, dass sie an ihrem Traum festhielt und darauf vertraute, irgendwann einem Mann zu begegnen, der dasselbe wollte wie sie. Einem Mann, der das Warten wert gewesen war.
Am nächsten Morgen schliefen sie lange, frühstückten im Hotel und traten am frühen Nachmittag widerstrebend die Rückfahrt nach Seattle an. Das Wochenende war eine angenehme Unterbrechung ihres Alltagslebens gewesen. Jetzt kehrten sie erfrischt und mit neuem Mut in ihren Alltag zurück. Hallie war entschlossen, an ihrem Optimismus festzuhalten.
Kurz nachdem sie über die Grenze gefahren waren, begann es zu regnen. Hallie bemühte sich, darin kein schlechtes Zeichen zu sehen.
„Erinnerst du dich, wie du zu mir sagtest, das Schicksal würde schon den richtigen Mann für mich bereithalten, auch nach Sanford?“ Donnalee lächelte weich. „Ich fühle mich jetzt stark genug, nach ihm Ausschau zu halten.“
„Das freut mich. Dann gehst du also zu Dateline zurück?“
Donnalee ließ sich einen Moment Zeit mit ihrer Antwort. „Ich glaube nicht.“
Überrascht blickte Hallie ihre Freundin an. „Warum nicht?“
„Es gibt keine logische Erklärung dafür, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich meinem zukünftigen Mann nicht durch eine Partnervermittlung begegnen werde.“
Sekundenlang war Hallie versucht, Donnalee daran zu erinnern, dass sie diejenige gewesen war, die ihr Dateline angepriesen hatte. Aber sie unterließ es. Denn eigentlich durfte sie sich nicht beklagen. Dateline hatte ihr bereits eine ganze Reihe potenzieller Partner vermittelt. Zwei von ihnen, Mark und Larry, hatte sie in Betracht gezogen. Mark war eine schwere Enttäuschung gewesen. Und Larry … nun, sie war Larry vermutlich ebenso gleichgültig wie er ihr.
Während sie über all das nachgrübelte, bemerkte Hallie, dass Donnalee von der Autobahn abgebogen war. In wenigen Minuten würde sie zu Hause sein. Sie freute sich richtig, als Donnalee in ihrer Einfahrt anhielt. Zufrieden betrachtete sie ihren kleinen Garten, die Büsche, die Hängepflanzen auf der Veranda, die weiße Haustür. Es sah alles so einladend und vertraut aus. Sie nahm ihr Gepäck und ihre neu erworbenen Schätze aus dem Kofferraum, winkte Donnalee noch einmal zu und wartete, bis die Freundin abgefahren war.
Nachdem sie ihre Sachen ins Haus gebracht hatte, warf sie einen Blick auf ihr Telefon. Sie sollte Larry anrufen und ihm sagen, dass sie heil zurückgekommen war. Unschlüssig stand sie einen Moment da. Würde es ihn überhaupt interessieren, wie es ihr ergangen war? Sie fürchtete, dass sie die Antwort auf diese Frage bereits wusste.
Ehe sie sich ihr Vorhaben ausreden konnte, ging sie zum Telefon und nahm den Hörer ab. Die Handtasche hing ihr noch über der Schulter, und ihre Schachteln und Tüten standen mitten im Wohnzimmer.
„Hallo?“ meldete sich Larry ohne jede Begeisterung. Aus seinem Ton war deutlich herauszuhören, dass ihm der Anruf lästig war.
„Ich bin’s, Hallie.“
„Wie war es in Kanada?“ fragte er in demselben trockenen, gleichgültigen Ton. Hallie fragte sich oft, wie seine Studenten sich seine Vorlesungen anhören konnten, ohne dabei einzuschlafen.
„Kanada?“ wiederholte sie, als sie merkte, dass er auf ihre Antwort wartete. „Fantastisch. Wunderbar.“
„Gut.“
Stille.
„Larry … diese zwei Tage gaben mir die Möglichkeit, Abstand zu gewinnen und nachzudenken.“ Sie war ein Feigling, diese Sache übers Telefon abzuwickeln, das wusste sie sehr wohl. „Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, wie sehr ich dich bewundere“, fuhr sie fort. Den Blick an die Zimmerdecke geheftet, betete sie, dass Gott ihr diese Lüge verzeihen möge. Sie wollte Larrys Gefühle nicht verletzen. So schonend wie möglich wollte sie ihm beibringen, dass sie keine weiteren Verabredungen mehr mit ihm wünschte.
„Ich kann mir gut vorstellen, dass jemand wie du einen Mann mit meiner Bildung und meines Standes beeindruckend findet.“
Hallie überhörte das „jemand wie du“. Unter normalen Umständen hätte sie eine Erklärung dafür verlangt. Aber um das Unvermeidliche nicht unnötig hinauszuzögern,
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