Happy End in Virgin River
hungrige Jungs in Mexiko träumen. Und er hat es geschafft, auch wenn er hart dafür arbeiten musste.“ Mike fuhr bis ins Zentrum von Folsom, fand dort einen Parkplatz und ging um den Wagen herum, um ihr die Tür zu öffnen.
„Erzähl mir, wie du aufgewachsen bist.“
„Das ist nicht annähernd so interessant wie bei dir“, wehrte sie ab.
„Lass mich das doch entscheiden“, bat er und führte sie am Ellbogen über die Straße zu einem Geschenkeshop.
Während er sie durch die Geschäfte, Galerien, Antiquitätenläden und Bäckereien steuerte, erzählte sie ihm von ihrem Leben mit drei älteren Schwestern, die sie wie ein Baby behandelten, und Jack, der einen riesigen Wirbel um sie machte, bis sie ungefähr sechs war, und anschließend immer dann, wenn er im Urlaub nach Hause kam. Bei ihr schien es daheim nicht sehr viel anders zugegangen zu sein als bei ihm, abgesehen davon, dass ihre Mutter nicht im Freien kochte und übergroße Kochtöpfe und Küchengeräte benutzte und ihr Vater ein Genie in Bezug auf Zahlen und Investitionen war anstatt Bauten und Landschaftsgärtnerei. Ansonsten war ihre Kindheit ähnlich wie seine. Beide stammten sie aus großen Familien voller Lärm und Lachen, Loyalität und heißen Auseinandersetzungen unter den Geschwistern. „Die Mädchen haben wie die Tiere miteinander gekämpft“, erzählte sie. „Aber mit mir haben sie sich niemals angelegt. Ich war das Baby. Und Jack hatte man den sicheren Tod in Aussicht gestellt, falls er jemals ein Mädchen schlagen sollte, also stürzten sie sich mit versammelter Kraft auf ihn, denn sie wussten ja, dass er hilflos war.“
„Gibt es davon nicht vielleicht irgendwo noch ein Video?“, fragte er lachend.
„Wenn es eins gab, dann dürfte Jack es inzwischen vernichtet haben. Sie waren scheußlich zu ihm. Es ist erstaunlich, dass er sie heute liebt. Natürlich hat er sich in kleinen Dingen an ihnen gerächt. Ständig hat er ihnen irgendwelche Streiche gespielt, aber man muss ihm hoch anrechnen, dass er sie nie geschlagen hat. Zurückgeschlagen hat, sollte ich wohl sagen. Ich glaube, er hat sich gewünscht, sie wären tot, bis er nach seinem ersten schweren Einsatz bei den Marines wieder nach Hause kam.“
Mike blieb vor einem Ecklokal stehen und sah auf die Uhr. „Ich wette, du hast allmählich Hunger.“
„Da hinten auf der Straße gibt es ein mexikanisches Restaurant“, schlug sie vor.
„Nein, es gibt kein mexikanisches Restaurant auf der Welt, das mich zufriedenstellen kann. Ich bin ein Muttersöhnchen. Wie wär’s mit einem Hamburger?“, fragte er.
Sie lächelte. „Sicher. Es war alles viel leichter, als ich erwartet hätte.“
„Wir gehen es ja auch ganz locker und langsam an, außerdem warst du durch das Gespräch abgelenkt.“
„Du klingst so professionell“, bemerkte sie, als sie das Lokal betrat. „Und ich habe mir eingebildet, es würde dir Spaß machen.“
Mike lachte. „Sicher hast du jetzt gerade bemerkt, dass es mir total schlecht dabei geht. Natürlich macht es mir Spaß, aber ich verfolge auch eine Mission. Dich nach draußen zu bringen. Wenn ich selbst zufällig dabei auch noch Spaß habe, umso besser.“
Er führte Brie an einen Ecktisch und dirigierte sie auf einen Platz, von dem aus sie das ganze Restaurant überschauen konnte, damit sie sich nicht angreifbar fühlte. Dann forderte er sie auf, sich ein Bier oder ein Glas Wein zu bestellen. Es waren nur wenige Gäste im Lokal, sodass sie problemlos alle im Auge behalten konnte, die dort zu Mittag aßen. Sie bestellten ihre Hamburger und setzten ihr Gespräch fort. Inzwischen waren sie bei ihren Teenagerjahren angelangt. Sie sprachen über ihre Schulnoten, erste Lieben, Probleme, mit denen sie sich herumgeschlagen hatten. Und hier unterschieden sie sich. Brie war eine außergewöhnlich gute Schülerin gewesen, hatte zwei sehr höfliche Freunde gehabt und war nie in Schwierigkeiten geraten. Mike dagegen hatte sich nicht konzentrieren können, bis er über zwanzig gewesen war, hatte sich mit jedem Mädchen verabredet, das ihn haben wollte, und steckte ständig in der Klemme. Dazu gehörten auch Probleme mit der Polizei, die ihn mehr als einmal spät nachts nach Hause gebracht und seine Eltern geweckt hatte. Als sie ihre Hamburger ungefähr zur Hälfte verzehrt hatten, wurde es laut im Lokal. Ein Mann schrie den Kellner an: „Das ist inakzeptabel!“
Brie riss die Augen auf, und Mike warf einen Blick über die Schulter. Am anderen Ende des Raumes
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