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Happy End in Virgin River

Happy End in Virgin River

Titel: Happy End in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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erzählt?“, fragte sie.
    „Nein.“ Wieder lachte er. „Sie hat es meinen Brüdern erzählt. Sie hat ihnen gesagt: ‘Wenn Miguel mir auch nur mit einem einzigen blauen Fleck nach Hause kommt, setzt es erst mal von mir eine Tracht Prügel, dann von eurem Vater.’“
    „Na, das ist ja ziemlich brutal“, meinte Brie.
    „Die alte Welt. Traditionen.“ Er grinste. „Keine Sorge, Brie. Es wurde viel mehr damit gedroht, als dass wir wirklich verprügelt wurden. An Schläge kann ich mich gar nicht erinnern. Mein Vater hat uns zwar schon mal mit dem Gürtel den Hintern versohlt, uns aber niemals dabei verletzt. Bei meiner Mutter war es der Kochlöffel. Und das war nicht so ein Weichei-Kochlöffel, wie ihr Gringos ihn kennt, sondern ein Löffel, so lang wie ihr Arm. Lieber Himmel, wenn er die Gürtelschnalle öffnete oder sie den Löffel aus dem Regal nahm, sind wir wie der Teufel gerannt. Die nachfolgende Generation der Valenzuelas hat diese Art der Kindererziehung aufgegeben. Übrigens, sie wurde auch nicht in Mexiko erfunden. Es war diese Generation. Damals verstieß es nicht gegen das Gesetz, sein Kind zu schlagen, wenn es etwas angestellt hatte.“
    Einen Augenblick lang sagte sie nichts. Dann fragte sie: „Waren es lateinamerikanische Frauen, die du geheiratet hast?“
    Gespannt sah er sie an. „Ja. Beide Male. Nun, eher Misch-Mexikanerinnen.“
    „Diese Kultur zieht dich an … sehr sogar …“
    „Ich liebe die Traditionen meiner Familie, aber ich glaube nicht, dass das etwas mit meinen Ehen zu tun hat. Ich war mit vielen Frauen zusammen, die keine lateinamerikanischen Wurzeln hatten. Und meine Ehen waren nur kurze Verirrungen meiner Jugend.“
    „Wie kam es dazu?“
    „Nun, das erste Mal war ich zu jung, und sie ebenfalls. Ich war bei den Marines, und sie arbeitete für meinen Vater. Ich schrieb ihr Briefe und heiratete sie bei einem Heimaturlaub. Als ich nach meiner Pflichtrunde wieder nach Hause kam, musste ich feststellen, dass sie an einem anderen jungen Mann interessiert war. Ich hätte Grund gehabt, entrüstet zu sein, aber die Wahrheit ist, auch ich war ihr nicht treu. Mit einundzwanzig war ich dann schon verheiratet gewesen und wieder geschieden. Meine Mutter hat sich total für mich geschämt.“
    „Und die zweite Frau?“
    „Das war nur wenige Jahre später. Eine Angestellte beim LAPD. Disponentin.“
    Er kicherte. „Eine althergebrachte Tradition – die Cops und die Disponentinnen. Es dauerte sechs Monate, und danach hatte meine Mutter alle Hoffnung in mich verloren.“
    „Es scheint, du hast dich nicht an alle Traditionen gehalten …“
    „Weißt du, welche meiner Familientraditionen ich wirklich vermisse? Die Kochkunst meiner Mutter, die handwerklichen Fähigkeiten und den Einfallsreichtum meines Vaters. Das Kochen für die große Horde spielte sich bei meinen Eltern überwiegend im Patio ab. Auf dem Grill und in riesigen Töpfen auf Dauerbrennern. Mole, das alte Familienrezept, in Bananenblätter gewickelte Tamales, Enchiladas, Carne Asada. Die Salsa und Guacamole meiner Mutter würden dich umwerfen, so gut sind sie. Sie macht einen Fisch mit geschnittenen Oliven, der ist einfach unglaublich. Und über ihre Shrimps in Tomaten, Avocado und Tapatío kann man nur staunen.“
    „Tapatío?“
    „Eine scharfe Soße. Eine ziemlich scharfe Soße. Und mein Vater konnte alles. Unser Haus hat er um ein Zimmer erweitert, im Hof hat er einen Pavillon gebaut, er hat Zement gegossen und eine Mauer um den Hof gezogen, das Haus neu verkabelt, eine freistehende Garage gebaut. Und ich bin mir sicher, das alles hat er ohne Baugenehmigung gemacht, aber ich war klug genug, ihn nie danach zu fragen. Und seine Gartenanlagen waren unglaublich. Das war sein Geschäft, Landschaftsgartenbau. Mit Heckenschneiden und Rasenmähen hatte er angefangen, aber später hat er dann sein eigenes kleines Geschäft damit aufgezogen. Heute ist es ein ganz beachtliches Unternehmen mit vielen Firmenkunden. Er hat eine Million Verwandte und Söhne, da fehlt es ihm nie an Angestellten. Mein Vater ist Immigrant, aber er musste sich nie einbürgern lassen, denn meine Mutter ist Amerikanerin der ersten Generation, die in Los Angeles geboren wurde, und durch die Ehe mit ihr hatte er automatisch sein Aufenthaltsrecht. Aber interessanterweise ist sie diejenige, die in unserer Familie die alten Traditionen hochhält. Er wollte sich nur ganz schnell in den Vereinigten Staaten akklimatisieren und das Vermögen machen, von dem

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