Happy End in Virgin River
Seitenwaffe. Irgendwie ging es ihr gleich besser, weil er diese Waffe dabeihatte. Dadurch fühlte sie sich ernst genommen, so als könnte ihre Angst, auch wenn sie eigentlich unbegründet war, doch irgendwie auch wieder berechtigt sein.
„Gott“, sagte sie und sank dankbar an seine Brust. „Ich fürchte mich vor nichts!“
„Mach dir nichts draus“, beruhigte er sie und streichelte sanft ihren Rücken. Er hielt sie einen Augenblick, wobei er sehr genau darauf achtete, sie nicht zu fest an sich zu drücken. „Diese Dinge brauchen Zeit.“
„Ich komme mir so dumm vor.“
„Also, dafür gibt es überhaupt keinen Grund. Es ist so verständlich, dass es beinahe schon vorhersehbar war.“ Er trat einen Schritt von ihr weg, ließ die Hände jedoch auf ihren Oberarmen. „Ist es die erste Nacht, die du allein bist?“
„Ja, und ganz ehrlich, damit hatte ich nicht gerechnet. Seit meiner Ankunft hier ging es mir so gut. Nie habe ich besser geschlafen.“
„Soll ich im Haus noch einmal nachschauen?“
„Ja, obwohl ich es selbst schon gemacht habe“, antwortete sie und nickte. „Vielleicht auch vorsichtshalber noch draußen.“
„Das mache ich gerne. Setz du dich hin, atme tief durch und versuche, dich zu entspannen.“
Er sah die Waffe auf dem Tresen liegen und befühlte den Griff. Er war noch immer warm. Solche Angst hatte sie gehabt, dass sie nicht in der Lage gewesen war, sie aus der Hand zu legen.
Dann machte er die Runde durchs Haus bis zum Dachboden hinauf, wobei er jedes Mal das Licht ein- und wieder ausschaltete. Anschließend holte er seine Taschenlampe aus dem Wagen, um das Gelände draußen abzusuchen, konnte allerdings nichts Auffälliges entdecken – keine Fußspuren, keine geknickten Gräser oder Büsche. Als er wieder ins Haus zurückkehrte, verschloss er die Tür hinter sich, schnallte das Halfter mit der Seitenwaffe ab und legte es neben ihre Waffe auf den Tresen. Dann zog er sich die Jacke aus, hängte sie über einen Küchenstuhl und ging in das winzige Wohnzimmer, wo er sich vor den kalten Kamin hockte. Er legte ein paar Holzscheite über einige Kiefernzapfen, die zum Anzünden dienten, entfachte ein Feuer und beobachtete, wie die Flammen aufstiegen. Einen Augenblick lang rieb er sich die Hände vor dem Feuer warm und ging dann hinüber, um sich neben sie aufs Sofa zu setzen.
„Danke“, sagte sie kleinlaut.
„Keine Ursache, Brie. Du musst dich sicher fühlen, damit du gut auf David aufpassen kannst. Das ist alles, worauf es ankommt.“
„Aber ich habe dich mitten in der Nacht angerufen. Du musst doch total sauer sein.“
Großzügig grinste er sie an. „Brie, es ist nicht mal zehn.“
„Lieber Himmel! Dann habe ich nicht mal eine Stunde geschlafen!“
Er lachte in sich hinein und bückte sich, um seine Stiefel auszuziehen. „Jetzt wirst du die ganze Nacht gut durchschlafen. Ich werde hierbleiben.“
„Oh.“ Sie wurde sichtlich nervös. „Ich glaube nicht, dass das wirklich eine so gute Idee ist …“
„Entspann dich, mija. Als ob ich nicht genau wüsste, was du gerade durchmachst, um dein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Du kannst doch nicht ernsthaft annehmen, dass ich etwas tun würde, wodurch du dich bedroht fühlen könntest.“
„Nun …“
„Bitte keine Beleidigung“, unterbrach er sie. „Es stimmt, ich habe vieles getan, das unverzeihlich ist, aber noch nie habe ich mich einer Frau gegenüber unfreundlich verhalten. Ich bin ein Gentleman. Und du brauchst Schlaf.“
Sie brauchte keine Sekunde, um darüber nachzudenken. „Mir ist vollkommen klar, wenn du gehst, drehe ich durch. Um Himmels willen, wann nimmt das endlich mal ein Ende?“
„Das kann ich dir nicht genau sagen, aber irgendwann wird es so weit sein, das weiß ich. Was heute passiert ist, bedeutet doch nur, dass es eben noch ein wenig zu früh für dich ist. Und du hast keinerlei Grund, deswegen verlegen zu sein. Wir werden niemandem etwas davon sagen. Niemand wird bemerken, wann ich komme oder gehe. Kein Mensch beobachtet dieses Waldhaus, um festzustellen, wessen Wagen vor der Tür steht.“
Brie seufzte und ließ sich in die Kissen der Couch zurückfallen. „Ich hasse es, was das aus mir gemacht hat. Immer dachte ich, dass ich ganz gut beieinander wäre.“
„Meine Güte, nun mach dich doch nicht auch noch selbst fertig“, sagte Mike. „Was dir passiert ist, ist schlimm genug, auch ohne dass du das noch dazugibst. Es ist keine Kleinigkeit, mit der du da fertigwerden musst,
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