Happy End in Virgin River
Brie.“
Sie zog die Beine hoch und massierte sich mit den Fingerspitzen die Schläfen.
„Kopfschmerzen?“, fragte er.
„Nur eine kleine Verspannung. Das gibt sich wieder.“ Dann lachte sie ein wenig. „Ich hatte mal geplant, wieder hierherzukommen, um mir ein Vergnügen zu gönnen. Vor dieser Sache hatte ich mir nämlich ganz viele Möglichkeiten ausgedacht, wie ich dein Herz brechen könnte.“
Er neigte den Kopf zur Seite und lächelte sie an. „Ach, wirklich? Das klingt ja interessant. Dann habe ich jetzt etwas, worauf ich mich freuen kann.“
„Meine Vorstellung war eher, dich am Boden zu zerstören. Fix und fertig hätte ich dich gemacht.“
„So, so. Willst du mir nicht ein paar Einzelheiten erzählen?“
„Auf keinen Fall.“
„Dann bin ich schon jetzt völlig am Boden zerstört.“ Mike stand auf, ging in die Küche, durchforstete den Kühlschrank und kam mit zwei Flaschen Bier zurück, die er gleich öffnete. Er reichte ihr eine und zog sich mit der anderen Flasche wieder auf seine Seite der Couch zurück. Dabei hoffte er, dass seine Miene nicht erkennen ließ, welche Freude, welcher Genuss es für ihn war, sie in dem schwachen Licht des Feuers auch nur anzuschauen. Das Haar noch ganz zerzaust vom Bett, die Wangen von der Angst gerötet, saß sie dort mit nackten Füßen und raubte ihm beinahe den Atem. Er wusste, dass die Gegenwart von Männern sie nervös machte, und zwar bis zu dem Punkt, dass sie nicht mal in ein gemischtes Fitnessstudio ging, um zu trainieren. Dabei gab er sich nicht der Illusion hin, davon ausgenommen zu sein, auch wenn sie inzwischen so viel Zeit miteinander verbracht hatten. Oh, im Moment vielleicht schon, solange er nur den Abstand von gut einem halben Meter auf der Couch zwischen ihnen wahrte. Sollte er aber versuchen, sich ihr jetzt zu nähern, würde sie ausflippen. Wegrennen. Zusammenbrechen.
„Vielleicht solltest du mal in Erwägung ziehen, wieder zu arbeiten“, sagte er.
„Darüber habe ich schon nachgedacht, aber mein Interesse, Verbrecher zu verfolgen, habe ich verloren. Damit meine ich nicht mein Interesse an der Juristerei insgesamt, aber ich weiß noch nicht, auf welchem Gebiet. Meine Erfahrungen liegen alle im Bereich der Kriminalität, und ich habe einfach keine Lust, mich in irgendeiner Form wieder mit dem Strafrecht zu beschäftigen.“
„Könnte nicht eine Arbeit mit Vergewaltigungsopfern für dich infrage kommen?“
Brie seufzte tief. „Momentan versuche ich gerade, mich nicht mehr als Vergewaltigungsopfer zu fühlen. Ich will das hinter mir lassen, auch wenn mir klar ist, dass mir etwas davon ewig bleiben wird.“ Sie schüttelte den Kopf und fügte hinzu: „Jahrelang habe ich mich bemüht, Vergewaltigungsopfern Mut zu machen, und jetzt bin ich selbst eins. Ich will nicht in diesem Kreislauf gefangen sein. Gott, ich will da raus, wenn ich es denn schaffe!“
„Das ist nur verständlich. Vielleicht besteht ja auch die Möglichkeit, deine Sachkenntnis in der Strafverfolgung auf die eine oder andere Art auf der Verteidigungsseite einzusetzen.“
Brie wirkte regelrecht geschockt. „Nie und nimmer werde ich in der Lage sein, einen Kriminellen zu verteidigen. Vor allem jetzt nicht.“
„Irgendetwas wird es schon geben“, meinte er. „Menschenrechte? Fälle von Diskriminierung? Die Equal Employment Opportunity Commission? Frauenrechte? Die American Civil Liberties Union?“
Sie zuckte mit den Achseln.
„Du bist daran gewöhnt, eine Aufgabe zu haben, dich gegen irgendeine Ungerechtigkeit einzusetzen. Immer hast du hart gearbeitet, und ich bin mir nicht sicher, ob es gut für dich ist, so lange Zeit zu grübeln.“
Sie streckte die Beine aus und legte die Füße auf die alte Truhe, die als Couchtisch diente, um sie vor dem glühenden Feuer zu wärmen. Auch Mike legte die Beine hoch, sorgfältig darauf achtend, sie nicht zu berühren. Und Brie fragte sich, nicht zum ersten Mal, ob er für alle Frauen, die er hinterher so schwer enttäuscht hatte, anfangs ein so guter Freund gewesen war wie für sie. Hatte er auch mit ihnen monatelang Stunde um Stunde bei langen einfühlsamen, zurückhaltenden Gesprächen verbracht, bevor er dann Sex mit ihnen hatte, sie heiratete und anschließend betrog? Es hätte ihn viel Zeit gekostet, eine gewaltige Investition. Davon abgesehen fragte sie sich auch, ob sie selbst wie diese Frauen von ihm hereingelegt werden könnte. Sie trank einen Schluck Bier.
„Wenn Mel und Jack wieder hier sind und du es
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