Happy End in Virgin River
später nachkommen?“, fragte er seine Schwester.
„Nein“, antwortete sie und riss sich aus Mikes Armen los. „Ich fahre mit euch. Bin gleich da.“ Als Jack sie wieder allein ließ, beugte sie sich vor, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab Mike einen Kuss auf die Wange. Einen Moment lang hielt er sie an der Taille fest und schloss die Augen. Aber dann entzog sie sich seiner Umarmung und sagte: „Ich werde dich vermissen.“ Mit diesen Worten drehte sie sich von ihm weg und folgte ihrem Bruder.
„Nicht einmal ansatzweise so sehr, wie ich dich vermissen werde“, flüsterte er ihr nach.
Ein paar Tage später wachte Jack morgens auf, weil David jammerte, aber anders als sonst konnte er nicht hören, wie seine Frau beschwichtigend mit ihm summte und gurrte. Stattdessen vernahm er ein ganz anderes Geräusch. Ein sehr unerfreuliches Geräusch. Sie übergab sich. Jack stand auf, fand seine Boxershorts auf dem Boden, schlüpfte hinein und ging ins Kinderzimmer, um seinen Sohn aus dem Bettchen zu heben. „Morgen, Kumpel“, begrüßte er ihn und legte ihn auf den Wickeltisch, um ihm die Windel zu wechseln. „Puh. Das müssen ja mindestens zehn Liter Pipi sein. Wie machst du das bloß?“ Nachdem er David den Popo abgewischt und ihm eine frische Windel umgelegt hatte, nahm er ihn mit zur Badezimmertür.
Mel kniete vor der Toilette und hielt sich mit einer Hand das Haar aus dem Gesicht.
Jack setzte sich David auf die Hüfte, feuchtete einen Waschlappen an, drückte ihn aus und reichte ihn ihr. „Nun komm schon, Melinda. Du kannst es doch nicht länger leugnen. Wir wissen doch beide, dass du schwanger bist.“
„Ugh“, antwortete sie, nahm das kühle, feuchte Tuch und drückte es sich an Gesicht, Stirn und Hals. Mehr hatte sie nicht zu sagen.
Aber Jack wusste Bescheid. Die Tränen, die Erschöpfung, die Übelkeit. Mit feuchten Augen sah sie ihn an. Achselzuckend stellte er fest: „Du hast das Stillen reduziert, ein Ei produziert, und ich habe es getroffen.“
Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen, ganz so, als wollte sie ihm damit zu verstehen geben, dass ihr diese Erklärung gar nicht gefiel. Er hielt ihr die Hand hin, um ihr beim Aufstehen zu helfen. „Du wirst David abstillen müssen“, fuhr er fort. „Dein Körper kann zwei Kinder nicht komplett ernähren. Es wird dich schwächen. Du bist jetzt schon ganz erschöpft.“
„Ich will nicht schon wieder schwanger sein“, erwiderte sie. „Die letzte Schwangerschaft habe ich doch gerade erst hinter mir.“
„Verstehe.“
„Nein, du verstehst nicht. Du kannst es nicht verstehen, weil du niemals schwanger warst.“
Er nahm an, dass dies wahrscheinlich kein guter Zeitpunkt war, um ihr zu erklären, dass er es sehr gut verstand, denn schließlich hatte er mit einer schwangeren Frau zusammengelebt und all ihren Klagen aufmerksam zugehört. „Am besten, wir fahren mal gleich zu John raus, dann kannst du feststellen lassen, wie weit genau du bist.“
„Seit wann hast du schon den Verdacht?“, fragte sie ihn.
„Keine Ahnung. Vielleicht ein paar Wochen. Diesmal war es ein bisschen härter …“
„Ach ja?“
„Also, ja. Schließlich hast du deine Periode nicht mehr bekommen, seit ich das erste Mal mit dir geschlafen habe. Gott, für eine angeblich sterile Frau bist du aber wirklich fruchtbar.“ Er grinste, denn er wusste genau, dass er sich damit eine Ohrfeige eingehandelt hätte, wenn er nicht das Baby auf dem Arm gehalten hätte.
Abrupt drehte sie sich von ihm weg und ging nach nebenan, wo sie sich aufs Bett setzte. Sie schlug die Hände vors Gesicht und fing an zu weinen. Nun, etwas anderes hatte er nicht erwartet. In letzter Zeit weinte sie sehr oft, und ihm war klar gewesen, dass sie alles andere als begeistert sein würde. Er setzte sich neben sie, legte ihr einen Arm um die Schulter und zog sie an sich. David klopfte ihr auf den Kopf. „Es wird alles in Ordnung sein“, tröstete er sie. „Aber diesmal werde ich es nicht zur Welt bringen. Ich möchte, dass das klar ist.“
„Versuch gar nicht erst, reizend zu sein“, sagte sie unter Tränen. „Ich glaube, mir tut jetzt schon der Rücken weh.“
„Kann ich dir etwas bringen? Ein Soda? Cracker? Arsen?“
„Sehr witzig.“ Sie drehte den Kopf, um ihn anzusehen. „Regt es dich nicht auf?“
Jack schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, dass es so schnell gegangen ist. Leid für dich, denn ich weiß ja, dass du dich manchmal ganz schön unwohl dabei fühlst. Und ich
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