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Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler

Titel: Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Stella Harald;Bongertz Glööckler
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herausholen konnten.
    Der Teilhaber wollte mittlerweile nicht nur die angeblich vereinbarte Miete, sondern insgesamt Millionen zurück. Ebenalles, was er in unsere Firma gesteckt hatte – in Wirklichkeit hatte er allerdings nur Bürgschaften erbracht, um vorab seine Investitionen steuerlich geltend machen zu können. Und natürlich hatten wir nicht annähernd so viel Geld, um die verlangten Phantasiesummen zu bezahlen.
    Dieter und ich sitzen nervös auf der Anklagebank. Schweren Herzens habe ich auf mein gewohntes Styling verzichtet: kein Barock-Mantel, keine Sonnenbrille, kein Schmuck. Stattdessen trage ich einen schlichten schwarzen Anzug. Sieht auch gut aus, bin ich aber nicht. Der Staatsanwalt betritt den Saal. Als ich sehe, dass er einen Stapel Boulevardzeitschriften unter dem Arm hat, schwant mir, was jetzt kommt.
    »Herr Glöckler«, fängt er an, »Sie sagen also, Sie hätten kein Geld, um die Forderungen des Klägers zu begleichen. Nun …«
    Er nimmt die Zeitschriften, blättert provozierend langsam darin herum und legt sie schließlich aufgeschlagen vor Dieter und mir auf den Tisch. Die Artikel, auf die er zeigt, sind Fotoberichte vom Frankfurter Opernball im vergangenen Februar. Auf den Bildern sitze ich zusammen mit Gina Lollobrigida an einem der festlich geschmückten Tische und lächle in die Kamera. Eine der Überschriften lautet: »Stargäste des Abends waren Gina Lollobrigida und Modezar Harald Glööckler.«
    Es waren bezaubernde Fotos: Gina und ich waren in indischen Outfits erschienen und sahen aus wie Maharadschas mit unseren Roben und dem üppigen Schmuck. Gina trug eine Diamantenkette mit unzähligen großen Diamanten und einem taubeneigroßen Smaragd. Auf weiteren Bildern sah man Catherine Deneuve, Gérard Depardieu und Engelbert Humperdinck, die ebenfalls auf dem Opernball waren. Am Abend zuvor hatte ich Engelbert Humperdinck bereits bei einem Essen kennengelernt. Er ist nicht nur ein Ausnahmekünstler, sondern auch ein wunderbarer Mensch und eine faszinierende Persönlichkeit.
    Der Staatsanwalt sagt: »Ich habe mal spaßeshalber ein bisschen recherchiert. Ein Tisch bei diesem Ball kostet 10000 Deutsche Mark. Wenigstens vor ein paar Monaten waren Ihre finanziellen Mittel ja offenbar noch nicht ganz so knapp. Erklären Sie mir das bitte einmal.«
    Wie macht man einem skeptischen Staatsanwalt und einem ebenso skeptischen Richter begreiflich, dass für einen Modedesigner, dessen Kundenstamm sich vorwiegend aus den sogenannten Oberen Zehntausend speist, solche Anlässe nicht nur Vergnügen, sondern Pflichttermine sind? Gelegenheiten, bei denen man sich zeigen muss? Und dass für geladene Gäste und Stars der reguläre Einrittspreis nicht gilt – sondern dass der Veranstalter im Gegenteil dankbar ist, wenn man sich zeigt? Antwort: Man kann es dem Staatsanwalt nicht erklären. Das stellte ich jedenfalls fest, als ich es jetzt versuchte. Für ihn und den Richter war ich der exaltierte Modefritze, der das Geld zum Fenster hinauswirft, aber seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommt. Punkt.
    Weil uns nun der Showroom fehlte und wir ja irgendwo zumindest auf kleiner Flamme weiterarbeiten wollten, mieteten wir uns in der Zwischenzeit einen relativ günstigen Raum in einem Industriegebiet bei Sindelfingen. Unser Plan war, aus eigener Kraft mit neuen Kollektionen auf den Markt zu kommen, ganz unabhängig. Die alte Weberstadt schien uns ein guter Standort zu sein, vor allem, weil dort einige große Modefirmen ansässig waren.
    Eines Morgens wollte ich vor der Arbeit am Kiosk bei uns um die Ecke ein paar Zeitschriften besorgen, da sagte der Besitzer: »Herr Glööckler, hams scho gesehen?« Ich zuckte zusammen und warf einen Blick auf den Zeitungsständer neben mir. Vorn auf der Titelseite einer großen deutschen Zeitung, in dem Feld, das für die lokalen Top-News reserviert war, las ich:
    IST POMPÖÖS JETZT GANZ ARM DRAN?
    Ich legte das Blatt hastig zu meinem Zeitschriftenstapel, mir graute schon davor, den Artikel oben in der Wohnung genauer durchzulesen. Und natürlich stand drin, was ich mir schon anden Fingern einer Hand hatte abzählen können: Dass man munkelte, wir stünden vor der Pleite.
    Als Dieter hereinkam und den Artikel sah, musste er sich erst mal setzen. »Was machen wir denn bloß, Harald?«, sagte er deprimiert.
    Ich antwortete: »Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder hauen wir ab – irgendwohin, wo uns keiner kennt, nach Spanien oder was weiß ich, und fangen da von

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