Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler
vorn an. Oder wir hauen richtig auf die Kacke und gehen in die Höhle des Löwen. Noch heute.«
Wer ein hochklassiges Mode-Label führt, kann sich jede Menge leisten, aber keine Gerüchte über eine mögliche Pleite. Nichts vertrieb zuverlässiger die Kunden, denn solche Unkenrufe ruinierten das ganze luxuriöse und prunkvolle Flair, das die Käufer mit unserer Mode verbanden und das sie ausstrahlen wollten, wenn sie unsere Mode trugen. Spanien stand nicht wirklich zur Debatte, also blieb nur die Flucht nach vorn …
An diesem Abend zog ich einen roten Seidenanzug an und behängte mich von oben bis unten mit Perlen und Schmuck, dazu schminkte ich mir ein auffälliges Glitzer-Make-up. So begab ich mich zunächst ins nobelste Restaurant am Platz, wo die ganze High Society dinierte – ganz allein, denn Dieter hatte zu viel Angst. Es war wie im Film: Als ich hereinkam, verstummten die Gespräche. Alle Blicke richteten sich auf mich, der Besitzer stürzte auf mich zu. Einen winzigen Moment lang befürchtete ich, er würde mich rauswerfen. Doch stattdessen sagte er: »Harald, ich hab’s schon gelesen. Reg dich nicht auf. Das ham se mit uns auch schon gemacht. Hier, setz dich. Ein Aperitif?«
Und so saß ich mitten auf dem Präsentierteller, speiste demonstrativ Hummer und verzog keine Miene, obwohl ich rundherum ungeniert angeglotzt wurde. Ich hatte das Gefühl, jeder Einzelne hatte die Schlagzeile heute gesehen. Anschließend bezahlte ich genauso demonstrativ, wie ich das Teuerste auf derKarte gegessen hatte. Dies war wichtig für mein Ego und es war richtig. Niemals verstecken. Wie sagt man? Angriff ist die beste Verteidigung. Und der Krieg war ja noch nicht verloren. Wenn überhaupt war es die erste Schlappe in einer Schlacht. Und durch mein souveränes Auftreten am Abend gewann ich wieder an Boden. Dieter stieß dann noch zu mir. Und um das Maß voll zu machen, gingen wir ins Hotel Maritim, dem Ort unserer Erfolge, und bestellten an der überfüllten Bar für alle ersichtlich und hörbar eine Flasche Champagner. Natürlich hatte Tout le monde die Zeitung gelesen. Alle starrten uns an, als kämen wir vom Mars. Es gab hämische Blicke, aber auch Menschen, die es gut meinten und sagten: »Macht euch nichts draus. Morgen gibt es wieder neue Schlagzeilen und die Zeitung von heute ist morgen die Zeitung von gestern.« Das tat gut.
Die Gerichts-Odyssee lief weiter. Als wir nach einem dieser frustrierenden Termine mit unserem neuen Anwalt zusammensaßen, sagte er, er sähe für den morgigen Gerichtstermin gute Chancen. Die Aussagen der Gegenseite seien erschüttert und das Gericht zweifele mehr und mehr an deren Glaubwürdigkeit.
Am anderen Morgen spürten wir Aufwind. Die Anschuldigungen der Gegenseite verloren an Gewicht.
Als Dieter und ich an diesem Tag den Gerichtssaal verließen, war noch nichts entschieden. Einerseits hatte ich das Gefühl, mir war eine Last von den Schultern genommen, auf der anderen Seite war ich extrem erschöpft. Ich hatte versucht, alles so sachlich und diskret wie möglich darzustellen, aber mein »Vortrag« ging trotzdem an die Substanz, weil er dem widersprach, wie ich sonst mit dem Leben umgehe: Normalerweise nehme ich meine Aufmerksamkeit von negativen Dingen, um ihnen keine Macht über mich zu geben. Aber jetzt war erst mal Pause. Draußen vor dem Gericht wartete schon unser Taxi zum Flughafen. Wir flogen nach Rom. Zu Gina Lollobrigida.
SCHÖNE KUNST, BELLA ITALIA UND GINA NAZIONALE
I ch habe eine liebe Freundin in Stuttgart mit dem langen und wunderschönen Namen Manuela von Cube, Fürstin von Urach, Gräfin von Württemberg. Ich hatte die Fürstin, eine ebenso glamouröse wie bodenständige Frau, als Kundin im Laden kennengelernt. Sie hat dieses vielen Aristokraten angeborene oder anerzogene Selbstbewusstsein – ohne jede Überheblichkeit. Wir hatten uns auf Anhieb gut verstanden, und sie war zu jeder meiner Shows gekommen. Vor einigen Monaten hatte sie uns dann zu einer Vernissage mit Auktion in der Villa ihres verstorbenen Vaters Albrecht Fürst von Urach, Graf von Württemberg, eingeladen. Der Fürst hatte seit den Zwanzigerjahren als Maler und Journalist gearbeitet, und es war ein Bild von ihm, das zur Auktion stand.
Der ganze »Geldadel« Stuttgarts ist erschienen, nippt am Champagner und hält Small Talk.
»Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit!«, ruft der Auktionator, ein kleiner Mann im Anzug mit sehr seriöser Ausstrahlung. Mit einem Ruck enthüllt er den Gegenstand der
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