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Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler

Titel: Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Stella Harald;Bongertz Glööckler
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Glööckler, Sie müssen aufpassen, die Chinesen verstehen da keinen Spaß.« Er hielt mir eine der großen Tageszeitungen Hongkongs vor die Nase. Ich konnte die chinesische Schlagzeile natürlich nicht lesen, aber die komplette Titelseite zeigte ein Bild eines meiner Models. Im ersten Moment dachte ich: Was regt der Mann sich so auf? Ist doch großartig, wenn wir auf der Titelseite sind. Dann sah ich noch mal genauer hin. Das Model trug einen kurzen Petticoat, der weit ausgestellt war. Und darunter – nichts.
    Bei einer Show in Europa wäre das nicht weiter aufgefallen, aber weil die chinesischen Journalisten alle um einen Meter dreißig groß waren, konnten sie dem Mädchen genau unter den Rock gucken und fotografieren. Ich konnte nun nichts machen, als mit den Schultern zu zucken und dem Messeboss zu sagen: »Es tut mir leid, aber ich kann meinen Models nicht einzeln unter den Rock gucken, um zu kontrollieren, ob sie darunter etwas anhaben.«
    Bei den sechs weiteren Shows im Convention Center auf der Messe achteten wir allerdings darauf, dass alle Models untendrunter züchtig verhüllt waren. Doch natürlich hatte sich die Nachricht von dem »nackten« Model in Windeseile verbreitet, und alle Fotografen stürzten wie die Wahnsinnigen zum Rand des Laufstegs, als das Mädchen mit seinem Auftritt an der Reihe war. Als sie bei der Meute angelangt war, machte sie einen koketten Knicks, wedelte mit dem Zeigefinger und sagte: »Non, non, non!«, als seien die ganzen Männer zu ihren Füßen ungezogene kleine Jungs. Die waren ganz enttäuscht, dass sie diesmal nichts zu sehen bekamen.
    Alle Shows hatten eine ähnliche Resonanz wie die erste im Grand Hyatt. Wir wurden von Fernsehteams und Zeitungsjournalisten aus aller Welt belagert. Nur aus Deutschland waren nur ganz wenige Journalisten dabei. Die Journalisten bestürmten uns mit den unterschiedlichsten Fragen, aber eine stach immer heraus: »Sie sind doch aus Deutschland, und dort gibt es mit der Igedo die größte Modemesse der Welt. Sie machen so außergewöhnliche Mode, aber wir haben Sie noch nie dort gesehen! Wieso sind Sie denn dort nicht vertreten?« Dieter und ich konnten darauf leider nur schulterzuckend entgegnen: »Dazu muss man eingeladen werden – aber uns hat bisher niemand gefragt.« Wie es der Zufall so wollte, war auch eine weltbekannte Modejournalistin zugegen. Und sie entrüstete sich: »Das ist ja ein Unding! In drei Tagen findet die asiatische Igedo in Shanghai statt, da werde ich die Geschäftsführung mal darauf ansprechen.«
    Hongkong selbst war natürlich ein Erlebnis für Dieter und mich. Man weiß gar nicht, wo man hinschauen soll. Soll man den Kopf in den Nacken legen, um die schwindelerregenden Wolkenkratzer im Dunst verschwinden zu sehen, oder aufs Meer hinaus, wo uralte Dschunken mit Lampions als Bordbeleuchtung neben modernsten Yachten liegen? Auf die alte Frau, die aus einer Kühlbox Cola verkauft, und die armselige Hütte dahinter oder die hektischen Anzugträger, die durch die Straßen hetzen?
    Schon mit verbundenen Augen und Ohrstöpseln würde man in Hongkong merken, dass man nicht in Europa ist – wegen der fremdartigen Gerüche. So ganz wird die Stadt allerdings dabei ihrem Namen, der übersetzt »Duftender Hafen« bedeutet, nicht gerecht. Zwar riecht man fremdartige Gewürze und Düfte aus den Straßenküchen. Aber es liegt auch viel Gestank und einiges, was man einfach nicht zuordnen kann – und auch nicht wirklich zuordnen will –, in der Luft.
    Arm und Reich leben in Hongkong auf engerem Raum nebeneinander als woanders, hier habe ich auch zum ersten Mal von den »Cage People« gehört: Menschen, die nicht nurvorübergehend in winzigen Käfigen leben. Da drängen sich dann mehr als vierhundert Leute auf der Fläche unseres damaligen Showrooms, das ist etwas mehr als ein Quadratmeter pro Person. Kinder und Erwachsene, die sich eine größere Bleibe nicht leisten können. Wenn ich so etwas mitbekomme, möchte ich eigentlich nur eines: sofort helfen. Nicht ohne Grund engagiere ich mich einen großen Teil meiner Zeit für Charity-Projekte.
    Auf der anderen Seite gibt es dann diesen unglaublichen Luxus in den großen Hotels, in dem auch ich so gern schwelge. Man munkelte, dass es in unserem Hotel sogar »Hochstapler-Kontrollen« gab: Da sollten angeblich Hotelangestellte prüfen, ob die Luxus-Limousine nur gemietet ist und ob die Garderobe in den Schränken von Billigmarken stammt.
    Ich liege in der Wanne. Die

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