Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler
die Schauspielerinnen Anouschka Renzi und Judy Winter, die Millionärsgattin Tatjana Gsell, Ralph Siegels Ex-Frau Dagmar Siegel und Maja Prinzessin von Hohenzollern überzeugen können, bei meiner Show mitzumachen. Die wunderhübsche Prinzessin hatten Dieter und ich kurz zuvor beim Abendessen bei unserem Lieblingsitaliener getroffen. Auf einmal war der Kellner mit einer Visitenkarte an unserem Tisch erschienen und sagte, die Dame drei Tische weiter wolle uns kennenlernen. Wir hatten uns verwundert umgesehen und siehe da: Es war die Prinzessin höchstpersönlich.
Das Publikum war nicht weniger illuster. Langjährige Freunde wie Romy Haag und die Fürstin von Urach waren wie immer mit von der Partie. Aber auch viele »Neue« waren dabei: Tini Gräfin von Rothkirch, die blaublütige Direktorin des Dorint-Hotels am Gendarmenmarkt, der Intendant des Friedrichstadtpalasts Alexander Iljinskij und Sänger Udo Lindenberg zum Beispiel. Und natürlich Klaus Wowereit, seit einigen Monaten der Regierende Bürgermeister Berlins.
Klaus Wowereit hatte auch den Job übernommen, »Lollo« und mich am roten Teppich von der Limousine abzuholen, und es war kaum zu übersehen, dass ihn meine Mode eher am Rande interessierte. Er entpuppte sich sofort als glühender Lollobrigida-Fan. Mich begrüßte er kurz und höflich, aber als er Gina einen Handkuss geben durfte, strahlte er wie ein kleiner Junge zu Weihnachten: »Frau Lollobrigida, es ist mir ein außerordentliches Vergnügen, Sie endlich einmal kennenzulernen!«
In der Backstage herrschte an diesem Abend mit den vielen prominenten Models eine spezielle Atmosphäre. Ich geriet in einen temperamentvollen Tumult, als ich vor der Show nach dem Rechten sehen wollte: Die bekannten Damen prügelten sich beinahe um die Kleider. Sie bemühten sich zwar, Fassung zu wahren, rissen sich aber die Teile dann doch fast aus den Händen. Irgendwie bleiben auch erwachsene Frauen ein Leben lang kleine Mädchen: Immer das Kleid, das sich eine andere gerade ausgesucht hat, scheint das jeweils hübscheste zu sein.
Anouschka Renzi war ein bisschen zu spät gekommen und extrem unsicher, weil sie ein Kleid mit sehr ausladendem Dekolletee trug und sich zunächst »zu sexy« fand. Dieter und ich mussten ihr mehrfach versichern, dass sie wirklich ganz wunderbar aussah. Das entsprach auch der Wahrheit – immerhin war das Kleid genauso pompöös wie die anderen und Anouschka eine schöne Frau. Ich mag Anouschka sehr. Ich sehe sie als ein sehr empfindsames Wesen, leicht verletzlich. Sie ist eine angenehme Gesprächspartnerin und loyale Freundin. Das schätze ich sehr.
Dann schaute ich mich suchend nach Brigitte Nielsen um. Doch sie war nirgendwo zu sehen. Ich bahnte mir einen Wegzwischen den diskutierenden Damen und den Anziehhilfen hindurch, schob Kleiderständer und Schuhkartons zur Seite, und plötzlich hörte ich ganz leise Brigittes Stimme: »Schatz, suchst du mich? Ich bin hier, ich bin schon fertig.« Und dann saß sie ganz bescheiden und still in einer Ecke in ihrer wunderschönen Robe aus schwarzem Tüll mit goldenen Schleifen und der roten Korsage darüber und lächelte mich an. Eine wahrhaftige Königin.
Ich erlebe es immer wieder, dass gerade die internationalen Stars viel unkomplizierter sind und außerdem sehr perfektionistisch. Je bekannter, desto akribischer. Die möchten sich vorbereiten und bieten an, einen Tag früher zu kommen und zu proben. Auch Brigitte löcherte mich am Vortag und wollte wissen: Soll ich lachen, weinen, schauspielern? Einige deutsche Prominente scheinen unterschwellig die Haltung zu haben: Ich bin ein Star, ich muss nicht proben. Vielleicht ist es aber auch nur eine gewisse typisch deutsche Passivität, die sie auf Anweisungen warten lässt. Denn als einige meiner deutschen Starmodels mitbekamen, dass Brigitte am Vortag bereits da gewesen war, hieß es plötzlich: »Hättest du doch was gesagt! Ich wäre doch auf jeden Fall zur Probe gekommen!«
Nach der Show stehe ich im Saal noch mit Gina Lollobrigida und Klaus Wowereit zusammen. Wowereit hatte sich beim Schlussapplaus nicht beherrschen können und war auf den Laufsteg gehüpft, um noch einmal Gina fest zu umarmen. Aber auch mir gegenüber ist der Politiker jetzt viel aufgeschlossener: »Sie machen ja ganz schicke und tragbare Mode, Herr Glööckler! Toll!« Während wir plaudern, scheint im Foyer nebenan plötzlich der Ausnahmezustand auszubrechen. Es johlt und pfeift wie in einer Striptease-Bar. »Einen Moment,
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