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Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler

Titel: Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Stella Harald;Bongertz Glööckler
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bitte!«, entschuldige ich mich bei meinen Gesprächspartnern. Dann renne ich zur Tür, um nachzusehen, was passiert ist.
    Im Blitzlichtgewitter steht Brigitte Nielsen und lächelt. Die Fotografen um sie herum drücken wie verrückt auf ihre Auslöser. Dabei brüllensie »Brigitte, Brigitte!« und schubsen sich gegenseitig so heftig, dass sie fast vornüber auf den Teppich fallen. Brigitte trägt nun nicht mehr das königliche Kleid aus der Modenschau, sondern eine andere Pompöös-Abendkombination: einen Rock aus gold-schwarzem Brokatstoff mit langem Schlitz und eine schwarze Seidenkorsage als Oberteil. Doch aus irgendeinem Grund haben die Anziehhilfen die Schleife vergessen, die an den Ausschnitt gehört. Ohne das verhüllende Accessoire quillt Brigittes üppiger Busen wie reifes Obst aus dem engen Oberteil. Es sieht fast so aus, als hätte sie gar nichts an. Ich lotse sie so schnell wie möglich von den Reportern weg und in den Umkleideraum hinter der Bühne. »Brigitte, wo ist die Schleife?«, flüstere ich, während ich neben ihr herlaufe. Erst jetzt versteht sie, dass da wohl was schiefgelaufen ist: »Oh, Harald, ich habe mich schon gewundert, aber ich dachte, das muss so.«
    Ich drapierte kurzerhand einen Chiffonschal um sie herum. Ich hatte ihn um ihren Hals geschlungen und dann einmal kreuz und quer über ihren Busen. So verbrachte sie den Rest des Abends in einer ganz neuen Pompöös-Kreation. Es sah sehr stylisch aus.
    Kurz bevor in einem Separee das mehrgängige Menü von Karlheinz Hauser kredenzt wurde, kam es zu den nächsten Eifersüchteleien. Plötzlich wollte jeder, der die Show gesehen hatte, auch an unserem Essen teilnehmen. Einige verloren in der Hotellobby vollkommen die Contenance und empörten sich lautstark, als sich an der Einlasskontrolle herausstellte, dass nur bestimmte Einladungskarten fürs Dinner galten. Als gebe es irgendwie ein Recht darauf, zu meinen privaten Gästen zu gehören. Ich verfolgte aus der Entfernung, wie eine Dame im roten Abendkleid die Security in eine fast verzweifelte Diskussion verwickelte.
    Die Erklärung für die emotionalen Ausbrüche lieferte am darauffolgenden Montag der Spiegel . Dort war zu lesen, dass diejenigen, die es geschafft hatten, eine Einladung zu HaraldGlööcklers After-Show-Dinner im Adlon zu ergattern, sich zur neuen Berliner Gesellschaft zählen konnten – eine Art medialer Ritterschlag für Pompöös. In der Berliner Zeitung fand ich dagegen eine charmante Notiz über Brigittes Korsagen-Missgeschick: »So ein Dekolleté hat Berlin schon lange nicht mehr gesehen.« So oder so, eins konnte man auf alle Fälle sagen: Wir hatten unser Ziel, mit der Show ein Zeichen zu setzen, erreicht.
    Einige Tage nach Neujahr erhielten wir eine Anfrage von Alexander Iljinskij, dem Intendanten des Friedrichstadtpalasts, Europas größtem Revue-Theater. Er hatte unsere Show im Adlon gesehen und wollte nun, dass ich die traditionelle Weihnachtsrevue für das Jahr 2002 mit Pompöös ausstattete. Ich sollte sage und schreibe dreihundertfünfzig Kostüme für das Ballett des Friedrichstadtpalasts entwerfen!
    Das war eine Aufgabe ganz nach meinem Gusto. Es hatte mir vor ein paar Jahren schon sehr viel Spaß gemacht, die Ausstattung einer kleinen Aufführung des Renitenztheaters in Stuttgart zu übernehmen, aber das hier verhielt sich dazu wie der Luxusdampfer Queen Mary zu einem Ruderboot. Nicht nur eine große Ehre, sondern auch eine professionelle Herausforderung. Schließlich ist es etwas anderes, ein überschaubares Ensemble von Schauspielern und Kleinkünstlern auszustatten, als ein sechzigköpfiges Ballett in Kostüme zu kleiden, in denen akrobatisch getanzt und gesprungen werden sollte.
    Auch sonst wartete der Neue Friedrichstadtpalast mit einigen Superlativen auf. Ich wusste, dass das Haus über die größte Theaterbühne der Welt verfügte. Und die zweiunddreißig Tänzerinnen des Tanz-Ensembles bildeten jeden Abend die längste »Girl-Reihe« der Welt. Auch das Innere des Gebäudes faszinierte mich mit seinen klaren geometrischen Formen und Farben in einer Art Neo-Jugendstil. Ich war bisher nur einmal dort gewesen, hatte aber sofort die breiten Treppenaufgänge undEmporen und die bunten Fenster aus Glasbausteinen bewundert. Ohne lange zu überlegen, teilte ich Iljinskij mit, dass er mit mir rechnen konnte.
    Ich glaube, Ingrid Böttcher war not amused . Als mir Alexander Iljinskij die Kostümbildnerin des Hauses vorstellte, spürte ich sofort, dass sie sich

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