Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler
uns für die Detail-Gespräche zurückzogen. Danach besuchten wir noch das Außengelände.
Im Platanengarten hatte ich dann – ich weiß nicht, woher sie kam – spontan die Assoziation eines lauschigen Haremsgartens. Ich dachte an bunte, opulente Kleider mit Schleiern und Schleppen. An zarte, fließende, durchscheinende Gewebe, aber auch an schwere orientalische Stoffe.
Ich hatte einige private Kunden in Dubai, vornehmlichPrinzessinnen. Von den Reisen in das Emirat hatte ich mir jede Menge tolle Stoffe mitgebracht, von denen ich bisher nicht so genau gewusst hatte, wofür ich sie verwenden wollte. Aber als ich sie kaufte, hatte ich es im Gefühl gehabt, dass der Tag bald kommen würde. Und zu diesem Anlass passten sie nun tatsächlich perfekt.
Ich schwelgte in Phantasien von Tausendundeiner Nacht. Mir schwebte ein Modemärchen vor, natürlich modern und ein bisschen verrückt interpretiert – damit wollte ich eine ähnliche Spannung erzeugen, wie sie zwischen dem alten Museumsbau und Libeskinds »Raumschiff« bestand. Ich wusste auch schon den Namen der Show: L’Haarem , natürlich französisch ausgesprochen.
Professor Siebenhaar fand meine Idee wunderbar, und die Vorbereitungen begannen. Für den Abend wurde kein üblicher Laufsteg errichtet. Stattdessen gab es einen silbernen umlaufenden Catwalk, der im Karree zwischen den Platanen hindurch und zum Teil um das Publikum herum führte, das an Tischen dazwischen saß. Die silberne Verkleidung war ein Verweis auf die metallene Oberfläche des neuen Museumsgebäudes.
Ich kümmerte mich um die Entwürfe und deren Umsetzung, daneben überlegte ich zusammen mit dem US-amerikanischen Lichtdesigner Robert Wilson, wie man den Abend effektvoll in Szene setzen könnte. Das war besonders reizvoll, weil die Bäume und ihre Schatten in die Show einbezogen werden konnten, je nachdem, wo man die Scheinwerfer platzierte und welche Farben man aussuchte. Man konnte einen richtigen Märchenwald aus den Platanen machen. In vielen Punkten ähnelte die facettenreiche Arbeit meiner für den Friedrichstadtpalast, weil ich nicht für alles allein verantwortlich war, sondern mit anderen Künstlern zusammenarbeitete.
Als Musik wollte ich neben orientalischen Klängen und Mendelssohns Komposition zu Shakespeares Sommernachtstraum unter anderem Mozarts Entführung aus dem Serail verwenden. Mozarts Oper passte perfekt zur Grundidee der Geschichte: Zwei Männer dringen in den Harem ein und bringen Unruhe in die verschworene Gemeinschaft der Haremsdamen, die daraufhin ausschwärmen und dabei ihre sinnlichen Gewänder zeigen, die sonst fast nie jemand zu Gesicht bekam.
Das Konzept ging auf. Die Gäste ließen sich in der Nacht vollkommen verzaubern von der kleinen Inszenierung – und das, obwohl es zwischendurch sogar leicht zu nieseln angefangen hatte. Das hatte aber keinen einzigen Besucher dazu veranlasst, ins Trockene zu fliehen. Der Atmosphäre tat der leichte Regen keinen Abbruch, im Gegenteil, der zarte, feuchte Schleier, der in der Luft hing, brach das Licht der bunten Scheinwerfer: Alles sah mit einem Mal ganz geheimnisvoll aus. Richtig märchenhaft! Es war ein grandioser Erfolg.
Derweil lief die Teleshopping-Geschichte weiter. Als ich mal wieder in München war, rief mich Dr. Hilbers in sein Büro. Ich hatte einen neunstündigen Studiomarathon hinter mir und wollte eigentlich nur noch nach Hause. Ermattet ließ ich mich aufs Ledersofa in seinem Büro fallen.
»Ich muss Sie leider bitten, sich zu beeilen, ich will den Flieger zurück nach Berlin bekommen.«
Hilbers lächelte und sagte: »Keine Sorge, Herr Glööckler, ich gebe Ihnen nur einen Vorschlag mit, über den Sie auf dem Flug nachdenken können.« Er holte Luft. »Sagen Sie, was halten Sie davon, ein Pompöös-Parfum zu komponieren?«
Ich war skeptisch. »Ein Parfum? Und das dann übers Fernsehen verkaufen? Wie soll das funktionieren? Das kann man doch am Bildschirm nicht riechen.«
Er erklärte, dass Parfums sich bei HSE24 erfahrungsgemäß sehr gut verkauften. Die Kundinnen und Kunden achteten vor allem auf das Image, das mit einem Parfum und dessen Flakon transportiert werde. »Außerdem kann man auch in Wortenden Charakter eins Parfums beschreiben.« Mich überzeugte schließlich das Argument, dass ja auch auf Weinetiketten ein Wein in seinen speziellen Noten recht akkurat umrissen werden konnte.
Im Grunde kam Hilbers’ Idee genau zur rechten Zeit: Es gab bereits ein ganz tolles Parfum, das ich vor ein
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