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Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt

Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt

Titel: Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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Trommel ruhig auf meine Rückkehr gewartet. Nur einer der vier Trockner lief. Ich stopfte die Wäsche in die Tasche und ging zu meiner Wohnung zurück.
    Das dicke Mädchen lag in meinem Bett und schlief wie ein Murmeltier. Sie schlief so tief und fest, dass ich im ersten Augenblick fürchtete, sie könnte tot sein, doch als ich mein Ohr zu der Schlafenden neigte, hörte ich sie leise atmen. Ich legte ihr die trockene Wäsche neben das Kopfkissen und stellte die Kuchenschachtel neben der Stehlampe ab. Am liebsten wäre ich neben sie ins Bett gekrochen, um gleich einzuschlafen, aber das ging nicht.
    Nachdem ich in der Küche ein Glas Wasser getrunken und dann, es fiel mir plötzlich ein, pinkeln gegangen war, setzte ich mich auf einen Küchenstuhl und sah mich um. Es gab alle möglichen Geräte, Instrumente, Einrichtungsgegenstände: Wasserhahn, Gasboiler, Küchenabzug, Gasherd, Töpfe in allen Größen, Wasserkessel, Kühlschrank, Toaster, Geschirrschrank, Messerblock, eine große Brooke-Bond-Teedose, Elektrokocher, Kaffeemaschine. Man spricht einfach von »Küche« und meint doch eine komplexe Vielfalt von Geräten und Gegenständen damit. Beim neuerlichen ruhigen und sorgsamen Betrachten der Küche spürte ich die Stille, die der der Weltordnung eigenen Rätselhaftigkeit innewohnt.

    Als ich in diese Wohnung zog, hatte ich noch eine Frau gehabt. Das war nun schon acht Jahre her; damals hatte ich oft spät nachts allein an diesem Küchentisch gesessen und gelesen. Meine Frau hatte auch einen sehr leisen Schlaf gehabt, sodass ich manchmal fürchtete, sie läge tot im Bett. Auf meine Weise hatte ich sie geliebt, nicht vollkommen vielleicht, aber ich hatte sie geliebt.
    Nun wohnte ich also schon acht Jahre hier. Vor acht Jahren waren wir zu dritt gewesen, meine Frau, unsere Katze und ich. Zuerst ging meine Frau, dann die Katze. Jetzt war ich an der Reihe. Ich rauchte eine Zigarette, benutzte dabei als Aschenbecher eine alte Kaffeetasse, deren Untertasse nicht mehr da war. Dann trank ich noch etwas Wasser. Ich wunderte mich, dass ich ganze acht Jahre hier verbracht hatte. Die Wohnung gefiel mir gar nicht besonders, und die Miete war keineswegs niedrig. Von Westen bekam sie zu viel Sonne, und der Hausmeister war unfreundlich. Und seit ich hier wohnte, war mein Leben auch nicht gerade heiterer geworden: zu viel Bevölkerungsschwund.
    Wie auch immer. Alles ging aufs Ende zu.
    Ewiges Leben – ging es mir durch den Kopf. Unsterblichkeit.
    Ich sei im Begriff, unsterblich zu werden, hatte der Professor gesagt. Das Ende sei kein Tod, sondern eine Verwandlung, in der neuen Welt könne ich ich selbst sein und würde alles, was ich je verloren hätte und zu verlieren im Begriff sei, wiederfinden.
    Ich hatte die Worte des Professors nicht angezweifelt, keines davon. Das alles war nur zu abstrakt, zu nebulös. Ich war, schien mir, auch jetzt zur Genüge ich selbst, und die Frage, wie ein Unsterblicher seine Unsterblichkeit empfindet, überstieg mein Vorstellungsvermögen bei weitem. Dasselbe galt für die Einhörner und die hohe Mauer: Selbst der Zauberer von Oz kam mir realistischer vor.
    Was hatte ich denn eigentlich verloren? Ich kratzte mich nachdenklich am Kopf. Ich hatte, in der Tat, vieles verloren. Wenn ich alles haarklein aufschriebe, könnte ich wahrscheinlich einen ganzen Notizblock füllen. Ich hatte Dinge verloren, denen ich keine große Bedeutung beigemessen und deren Verlust mich erst später geschmerzt hatte – und umgekehrt. Ich hatte Dinge verloren, Menschen und Gefühle. Die Tasche des Mantels, der mein Leben war, hatte ein fatales Loch, das sich mit keiner Nadel und keinem Faden stopfen ließ. Gesetzt den Fall, jemand steckte den Kopf bei mir zum Fenster herein und schrie: »Dein Leben ist Null!« – was könnte ich ihm schon entgegnen? Nichts, absolut nichts.
    Und doch, wollte mir scheinen, würde ich mein Leben, hätte ich es noch einmal zu führen, wieder auf dieselbe Weise leben. Denn dieses verlustreiche Leben war ich. Für mich gab es keinen anderen Weg, als ich selbst zu werden. Wie sehr ich die Leute oder die Leute mich missachteten, welch schöne Gefühle, überragende Qualitäten und Träume auch zerrinnen mochten, ich würde doch nie etwas anderes werden können als ich selbst.
    Früher, als ich jünger war, hatte ich gedacht, vielleicht etwas anderes als ich selbst werden zu können. Hatte sogar gedacht, dass es keineswegs unmöglich wäre, in Casablanca eine Bar aufzumachen und Ingrid Bergman

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