Hard Man
kickte das Messer weg von Wallaces grapschender Hand und wartete ab. Ließ seine Fingerknöchel abkühlen. Es fühlte sich an, als hätte er den kleinen Finger verloren.
Das Messer lag dicht an der Fußleiste.
Wallace stand auf. »Ich brauch kein Messer«, sagte er. »Ich reiß dir den Kopf mit bloßen Händen ab.« Er hob die Hände und nahm seine Brille ab. Öffnete die Tür hinter sich und verschwand.
Pearce warf einen Blick nach dem Messer. Reichte die Zeit, um es aufzuheben? Nee. Er musste jetzt handeln. Wallace folgen. Denn bis Pearce das Messer hatte, war Wallace schon an seine Kanone gekommen. Denn da war ja immer noch die wie auch immer geringe Möglichkeit, dass die Knarre nicht entsorgt worden war, nachdem er Rog die Kniescheiben weggeschossen hatte. Scheiße.
Los!
Aber wieso hatte Wallace ihm den Rücken zugedreht? Und die Tür offen gelassen? Das war doch einfach nur scheißarrogant.
Der Typ war nicht ohne.
Pearce warf sich durch die Tür. Er sah den Schlag nicht kommen, der ihn von den Füßen holte. Es fuhr ihm durchs Rückgrat, als er auf dem Hintern landete. Er fühlte sich benommen und wusste sofort, dass er in der Scheiße steckte. Er hielt sich am Türrahmen fest und versuchte sich hochzuziehen.
Wallace stand zwei Schritte vor ihm.
»Ich kämpf nicht gerne, wo’s eng ist«, sagte er. Er legte die Brille auf ein Sideboard. Seine Lippe schwoll an. Und seine Augenbraue war rot, genau an der Stelle, wo das Blut aus dem Schnitt auf der Stirn hineingesickert war. »Steh auf. Ich hab schon ‘ne Weile keinen richtigen Gegner mehr gehabt.« Er trat weiter zurück in sein Wohnzimmer.
Pearce rappelte sich auf. Der Hieb hatte ihn auf die Wange getroffen. Hätte schlimmer kommen können. Aber es war ein massiver Schlag gewesen. Er hatte noch nicht viele einstecken müssen, die ihn derart zu Boden gebracht hatten. Er blutete im Mund. Wenigstens schmeckte es nach Blut.
Wallace stand vor seinem Sofa. Ein hübsches weißes Lederteil. Voll die siebziger. An der Seite ein Haufen Kissen auf dem Boden. Dahinter die Küche.
Wallace liebte seine Schuhe. Und er liebte seine Einrichtung.
Pearce saugte an seiner Wange und spuckte einen Batzen roten Rotz auf das Sofa. Sah zu, wie der Wichser die Fassung verlor.
Scheiße, war der schnell. Pearce konnte den Schlag abblocken, aber der Tritt traf ihn am Schienbein. Die Drecksau hatte auf sein Knie gezielt. Und wenn seine Fußsohle so getroffen hätte, wie es gedacht war, wäre Pearces Knie gebrochen worden. Auch so stand jetzt sein Schienbein in Flammen.
»Mach ich meine Sache ordentlich für ‘nen Blinden?«, sagte Wallace.
Pearce ging nun selbst mit einer Schlag-Tritt-Kombination zum Angriff über. Wallace blockte den Schlag ab, wich dem Tritt aus. Pearce machte einen neuen Versuch. Gleiches Resultat. Mehr Glück beim dritten Mal? Pearce glaubte nicht daran.
Wallace offensichtlich auch nicht, denn er sagte: »Ich schlage vor, du versuchst’s mit was anderem.«
»Du bist dran«, sagte Pearce.
Wallace zuckte die Achseln, nickte und verpasste Pearce drei Schläge in die Rippen.
Pearce landete erneut auf dem Boden. Schlug sich die Schulter am Sideboard an. Als er aufstehen wollte, spürte er einen rasenden Schmerz in der Seite. Wallace hatte etwas angeknackst. Scheiße. Pearce wünschte, er hätte das Messer behalten. Er hatte Wallace unterschätzt. Oder sich selbst überschätzt. Kam aufs Gleiche raus. Er musste sich etwas Zeit verschaffen. »Warum hast du’s getan, Wallace?«
»Wenn du mir sagst, was ich getan haben soll, dann kann ich dir vielleicht ‘ne Antwort geben.«
Seine Weigerung, zu reden, machte Pearce wütend. Scheiß auf die Erholungspause. Seine Wut half Pearce auf die Füße. Das mit dem Bein war nicht so schlimm, aber die Seite würde ihn behindern. Jedes Mal, wenn er tief Luft holte, war es, als würde ihm jemand ein Messer reinstechen. Zum Glück war es die linke Seite. Dann konnte er immer noch mit seiner Rechten zuschlagen. Und wenn es wehtat, scheiß drauf.
»Ich hab keinen Schimmer, wer du bist«, sagte Wallace.
»Ich mach die Tür auf, und ehe ich mich umgucke, knallst du sie mir in die Fresse und stichst mit ‘nem Messer nach mir.«
»Du weißt verdammt genau, warum.«
»Ich hab dich mein Lebtag noch nicht gesehen.«
»Hast du doch, verflucht noch mal!«
»Na ja, nehmen wir mal für ‘ne Minute an, dass nicht.«
»Leck mich!«
»Okay. Wie du willst. Dann zeig mir mal, was du kannst, harter Mann.«
Pearce ging in
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