Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hard Man

Hard Man

Titel: Hard Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Guthrie
Vom Netzwerk:
ebenfalls zu beseitigen. Konnte ihn ja wohl jetzt kaum noch freilassen. Also ging der auch auf Mays Konto, im Großen und Ganzen. Er hoffte nur, das Miststück war stolz auf sich.
    In der Gewissheit, gut auszusehen, warf Wallace den Wachsstreifen in den Müll. Schon klar, er sah wie durch die Mangel gedreht aus. Pearce hatte ein paar glückliche Treffer gelandet, aber wenn überhaupt, dann machten ihn die blauen Flecken nur noch attraktiver. Er fragte sich, ob er May anrufen sollte. Nur um rauszufinden, wo sie war. Ihre total bekloppte Familie würde sie ja nicht aus den Augen lassen.
    Wallace fing an, sich das Hemd zuzuknöpfen. Hielt inne. Musterte die keilförmige weiße Stelle auf seinem Bauch. So groß, dass es sich um ein Muttermal handeln musste. War es aber nicht. Das, Leute, war eine Narbe. Und auf die war er mächtig stolz. Damit hatte er einem Freund etwas bewiesen.
    Hatte sich dreißig Sekunden lang ein glühend heißes Bügeleisen drauf gehalten, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Nur dass da jetzt keine Haare mehr wuchsen, sodass er die Umgebung mit Wachs behandeln musste, und da machte er seine Brust immer gleich mit. Genau, ‘n Spritzer Aftershave und dann los, um May zu holen.
     
    Jacob kam vom Klo zurück. Als er über die Schwelle zur Küche trat, sah er lebhaft das Bild von Rog vor sich, der vor Qual schrie. Nein, ein Bild war es eigentlich nicht. Es war dunkel gewesen in dieser Nacht, als er den Schrei gehört hatte, und sein visuelles Gedächtnis zeigte ihm den verschwommenen Umriss einer Gestalt, doch so war es nicht gewesen. Er sah Rog nicht so sehr, als dass er ihn hörte. Den Schrei. Ohrenbetäubend. Erschreckend. Bis ins Schlafzimmer. Aber vielleicht waren es ja auch die Schüsse. Was auch immer, es war schmerzhaft laut gewesen. Die Kombination. Jetzt konnte er es wieder hören. Oder war das am Ende das Geräusch des Blutes, das in sein Trommelfell rauschte? Jacob hatte das Gefühl, etwas würde seine Trommelfelle mit einer winzigen Käsereibe raspeln. Ihm wurde ganz schwummrig.
    Man musste es ihm ansehen, denn Norrie fragte ihn: »Alles okay, Boss?«
    Kalter Schweiß jetzt auf dem Rücken. Klamme Stirn. Von dem abgestandenen Geruch der scones vom Vortag wurde ihm plötzlich übel. Ihm war, als hätte er gleich ein Dutzend davon verdrückt und nun stünde ihm bevor, ein weiteres Dutzend essen zu müssen. Oder was? Hä? Was hatte er sich grade gefragt - was war - der Lärm der einzelnen Schüsse übertönte Rogs Schreie, da, und noch mal, da, und er wartete auf den nächsten Schuss, der dieses infernalische Gebrüll ein für alle Mal abschnitt, einen letzten Schuss in den Kopf, und da war er, und Rog war still. Tja, und so hatte Jacob ihn dann gefunden.
    Hatte das Küchenlicht angeknipst, und da lag sein Sohn, bewusstlos in einer Blutlache. Aber Jacob konnte ihn immer noch hören, diesen Schrei, der aus ihm heraussprudelte.
    Natürlich war dieser letzte Schuss nie gefallen.
    »Hör auf damit!«, sagte Jacob. »Hör auf.«
    Aber Rog hörte nicht zu. Oder vielleicht konnte er ihn nicht hören wegen des Krachs, den er machte.
    »Hör auf.«
    Nein, so war es nicht gewesen. Rog hatte das Bewusstsein verloren. Die Schmerzen. Seine Schreie. Keine großen Schmerzen. Lügner. Okay. Riesenschmerzen. Genug um … aber jedenfalls nicht lange. Er hatte das Bewusstsein verloren. Er hatte das Bewusstsein verloren. Er hatte verloren. Er hatte. Verloren. Verloren. Oh Gott.
    »Hast du ‘n Dreher, Jacob?«, fragte Norrie.
    »Ich hab«, sagte Jacob. Er musste kämpfen, um die Worte aus dem Mund zu bekommen, »keinen Dreher.« Was immer ein Dreher auch war. »Mir geht’s gut.« Schon leichter gesagt. Und Rogs Schreie waren schwächer. »Muss mich nur mal ‘ne Minute hinsetzen.« Genau. Konnte Rog jetzt nicht mehr schreien hören. Er war weg. Umgekippt.
    Rog war im Krankenhaus, um Himmels willen. Sicher im Krankenhaus. Und Flash war gerade hingegangen, um ihn zu besuchen. Seine Jungs waren sicher.
    Wo war May?
    Jacob ließ sich schwer am Tisch nieder.
    Norrie musterte Jacob und sagte: »Bist du sicher, dass es dir gut geht?«
    Jacob atmete durch die Nase. Einmal. Zweimal. »Mach dir um mich keine Sorgen.« Herzanfall. Konnte den Gedanken nicht unterdrücken. Je älter man wurde, desto anfälliger wurde man dafür, und desto mehr war man sich seiner Anfälligkeit bewusst. Und eine Panikattacke hatte er schon gehabt. Aber Schmerzen hatte er keine. Nicht in der Brust. Nicht im Arm. Er war okay. Heute würde er

Weitere Kostenlose Bücher