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Hard Man

Hard Man

Titel: Hard Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Guthrie
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sie. Ein dünner Faden aus dunklem Blut war aus dem provisorischen Verband gesickert, rann an seinem Arm herunter und tröpfelte von seinem kleinen Finger.
    »Das ist nichts.« Er schüttelte den Arm.
    »Wir müssen ihn zu ‘nem Tierarzt bringen, Wallace.«
    Wallace knallte die Tür zu, stürmte zum Fahrersitz und setzte sich hinters Steuer. Er schaute sie über den Rückspiegel an. Sie wandte den Blick ab und streichelte Schnuckelchens Kopf. Kurz darauf erwachte der Motor brummend zum Leben. Sie bettete den Kopf von Schnuckelchen in ihren Schoß. Das sah allerdings unbequem aus, denn er hatte nicht den längsten Hals der Welt, und daher legte sie seinen Kopf wieder auf den Sitz. Gott, sie hoffte nur, dass er wieder gesund wurde. Sie würde den Tierarzt fragen, was für eine Sorte Hund er war, denn sie hatte keine Ahnung. Irgendeine Art Terrier, das ja, aber eine ganz besondere Züchtung, dessen war sie sicher.
    Sie streichelte seine Wange, und er streckte die Zunge heraus und leckte ihr die Hand. Nur ein Mal. Es schien ihn irrsinnig anzustrengen.
    Viel Blut war nicht zu sehen. Wallace hatte einen Riesenaufstand gemacht. Nur ein bisschen von Schnuckelchens Kopf und von der Stelle gleich über seinem fehlenden Bein. Er würde wieder gesund werden. Wenn sie rechtzeitig zum Tierarzt kamen. Da war sie sich sicher. »Kannst du nicht schneller fahren?«
    »Ich fahr nirgendwohin mit dem Hund da.«
    »Dann steig ich aus.« Sie langte nach dem Griff.
    Er blickte über die Schulter. »Ich knall dich ab.«
    »Dann kannst du mir aber nicht zeigen, was ich sehen soll.«
    Wallace starrte sie an. »May, ich hätte gute Lust, es drauf ankommen zu lassen.«
    Sie starrte zurück. »In fünf Sekunden steig ich mit Schnuckelchen aus.« Sie hielt inne.
    Sie öffnete den Mund wieder, um mit Zählen anzufangen, aber Wallace schnitt ihr das Wort ab. »Scheiße noch mal, meinetwegen«, sagte er. Das Auto fuhr ruckelnd an, weil Wallace mit der Gangschaltung nicht zurechtkam. Kurz darauf hatte er den Dreh heraus und lenkte mit einer Hand. »Ich weiß nicht, wo ich hinfahren soll, May.«
    »Zum Tierarzt.«
    »Das weiß ich. Ich weiß nur nicht, wo einer ist.«
    »Na ja, irgendwo in der Gegend hier muss es ja einen geben. Jeder hat doch ‘nen Pitbull oder ’nen Rottweiler oder ‘nen Dobermann. Der Bruder von Joanne hat ’ne Eidechse. Hab ich dir das schon erzählt?« Sie entdeckte eine vermutlich Ortskundige, die auf sie zukam. »Fahr links ran, und frag das Muttchen mit dem Pudel.«
    »Wieso soll die das wissen?«
    May hatte eine echte Dumpfbacke geheiratet. Eine echt begriffsstutzige, gewalttätige Dumpfbacke. »Sie führt grade ihren Hund Gassi«, erklärte sie ihm. »Sie muss hier in der Gegend wohnen. Also hat sie ihn wahrscheinlich irgendwann schon mal zum Tierarzt gebracht, klar?«
    Wallace fing ihren Blick im Rückspiegel auf. »Hat dir schon mal einer gesagt, dass du ‘ne unverschämte kleine Schlampe bist?«
    »Klar«, sagte sie. »Mein Mann. Andauernd.«
    »Hört sich an wie ‘n Typ, der weiß, was er sagt.«
    Von wegen, er war ein Wichser vor dem Herrn. Mann Gottes. Sie drückte ihre Handtasche fester an sich und ließ den Verschluss aufschnappen. Wenn er nicht endlich die Schnauze hielt, würde sie seine Eier mit Dirk Bekanntschaft machen lassen. Mal sehen, wie ihm das gefiel.
    … oder Jacob konnte Folgendes machen.
    Er trat von der Tür des Wandschranks zurück und zielte mit dem Revolver auf das Schloss. Dachte sich, dass er, wenn er schoss, rauskommen würde, Flash auf dem Festnetz anrufen und May retten könnte, bevor Wallace ihr antat, was er ihr antun wollte.
    Bitte, Gott.
    Er hatte keine Zeit mehr, weiter rumzuhängen und Norrie zu fragen, warum er getan hatte, was er getan hatte. Viel konnte Norrie ihm sowieso nicht erzählen.
    Jacob tupfte sich mit dem Handrücken das linke Auge. Er weinte nicht wegen Norries Verrat. Nein, er weinte, weil er May verlieren würde. Er wusste es.
    Er musste sich beeilen.
    Er drückte ab.
    Riesengetöse.
    So laut, dass ihm das Auge brannte. Und es brannte immer noch. Er konnte damit nicht mehr sehen. Er blinzelte wieder und wieder, aber dadurch wurde seine Sicht noch schlechter. Er tupfte es erneut mit dem Handrücken, und diesmal kam seine Hand rot zurück.
    Er spürte, wie er in Panik geriet. Wusste, dass er Ruhe bewahren musste. Wenn er panisch wurde, würde das niemandem weiterhelfen.
    Reiß dich zusammen, Jacob.
    Mach das Auge zu. Mach’s zu. Es war sowieso zu nichts nutze.
    Er

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