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Hard Man

Hard Man

Titel: Hard Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Guthrie
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die schmerzhaft anzuhören waren.
    Jacob legte das Handy hin und griff wieder nach dem Revolver. Er hatte eine Kugel. Er konnte Norrie erledigen, oder er konnte seinem eigenen Elend ein Ende bereiten. Oder …
     
    Die Tür ging auf, und er flitzte los, und gleich darauf Reifenquietschen, und Schnuckelchen lag mitten auf der Fahrbahn auf der Seite. Und May dachte, das darf nicht sein. Nee. Ein Traum oder so was, wie Joanne es immer hatte, wo er tot war, so real, als wäre sie dabei und alles und als würde es wirklich passieren. Denn dass Wallace Norrie erschoss, war total verrückt und total unmöglich zu glauben. Natürlich war Joanne total wirr im Kopf, ‘ne echte Irre. Die fette Kuh. Und May war geistig gesund. Und das hieß, dass all das hier tatsächlich passiert war.
    Schau noch mal hin. Krieg’s immer noch nicht auf die Reihe. Spul noch mal zurück.
    Sie war zu sehr damit beschäftigt gewesen, sich zu fragen, wie sie Wallace entkommen sollte. Den musste man sich bloß mal anschauen, wie der angab mit seiner Scheißkanone. Sie war froh, dass Norrie ihn in den Arm geschossen hatte. Sah ziemlich fies aus. Quietsch! Wumm!
    Der Fahrer stieg aus, den Kopf eingezogen, die Arme steif wie ‘n Roboter, Handflächen nach vorne, so wie Fußballer es machen, wenn sie einen Gegner gefoult haben. Der Scheißtyp steckte in Hemd mit Krawatte, schicke Hose.
    Und das reichte, damit May so richtig sauer wurde. »Du Drecksau!«, schrie May ihn an. »Du Scheißarschloch!«
    Er streckte die Arme noch steifer von sich, und sein Hals fing an zu verschwinden, als würde sein Hemd in Richtung Kopf hochsteigen. Sah aus, als überlegte er, abzuhauen. Hatte wohl Schiss vor der Kleinen, was? Mit Recht.
    Oder vielleicht fürchtete er sich auch vor Wallace, denn der hielt immer noch die Kanone in der Hand und wedelte damit herum und schrie, und sein zerfetzter Hemdsärmel bekam rote Flecken, dort wo schon das Blut durchgesuppt war.
    May trat zu Wallace. »Fick dich!«, sagte sie zu dem Fahrer. »Du blöder Wichser.«
    Aber dann merkte sie, dass Wallace sie anschrie.
    Wie auch immer, der Fahrer machte auf dem Absatz kehrt und stieg wieder ins Auto.
    May hätte ihm noch weitere Beleidigungen entgegenschleudern können (und sie hatte ein paar echt üble drauf, die ihr grade einfielen], aber, ach, was sollte das? Wichtiger war, was würde sie Flash sagen? Sie konnte ihm doch nicht einfach so erzählen, dass Schnuckelchen überfahren worden war.
    Mit quietschenden Reifen flüchtete der Fahrer vom Tatort.
    Gut so. Besser, das Arschloch von hinten zu sehen. Vielleicht wurde ja doch noch alles gut. Die Augen von Schnuckelchen waren offen. Seine Oberlippe war irgendwie aufgerollt, und man sah die Zähne. Sah total so aus, als ob er grinsen würde.
    May beugte sich über ihn.
    »Pass auf, dass er nicht beißt«, sagte Wallace.
    »Der beißt nicht.«
    »Verletzte Hunde sind gefährlich.«
    »Kann man ihnen ja auch nicht vorwerfen, oder?« Arschloch. Woher sollte ein verletzter Hund wissen, dass man ihm helfen wollte? Alles, was er wusste, war, dass es wehtat, und er wollte nicht noch mehr Schmerzen haben. »Dieser Arschficker« - siehst du? - »ist zu schnell gefahren.« Die Wut hatte sie wieder gepackt. Am liebsten hätte sie diesem warmen Bruder von Fahrer in die Eier getreten.
    »Der Scheißköter ist genau vor das Auto gelaufen«, sagte Wallace. »Da hat der Fahrer überhaupt nichts machen können.«
    Nee, ein Tritt in die Eier reichte nicht. Abschneiden, die Dinger. »Zehn Meilen pro Stunde langsamer, und er wäre okay. Ich hab die Werbung gesehen.«
    »Glaub ich nicht.«
    »Rücksichtslose Drecksau!« Sie kochen und in Tomatensoße schmoren und dann an Schnuckelchen verfüttern. »Er war okay, verdammte Scheiße. Und überhaupt hast du die Tür aufgemacht. Du bist schuld.«
    Wallace schwieg einen Augenblick und ließ sie Schnuckelchen die Wange streicheln. Der kleine Bursche schaute sie blinzelnd an und dann wieder weg. Und er seufzte, als langweile ihn das alles und als wollte er einfach nur mit dem weitermachen, was als Nächstes kommen würde. Cooler Hund, was?
    »Wir müssen ihn zum Tierarzt bringen«, sagte May. Sie schaute Wallace fest entschlossen an. Wenn er jetzt anfing rumzustreiten, dann würde sie’s ihm aber zeigen. Er hatte zwar eine Kanone, doch das war ihr scheißegal. Er hatte nur einen heilen Arm. Ihr schwirrten gerade ein paar äußerst hässliche Gedanken durch den Kopf. Und sie hatte Flashs Geschenk in der Handtasche. Den

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