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Hard Man

Hard Man

Titel: Hard Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Guthrie
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Weile mit Schnuckelchen und hoffte, ihre Worte hätten dieselbe lebensverlängernde Wirkung wie bei der Pflanze. Nach einer Weile spürte sie, wie der Druck hinter ihren Augen zunahm, und wusste, dass sie die Fassung verlieren und losplärren würde, wenn sie auch nur eine Träne entkommen ließ.
    Jetzt an Pflanzen zu denken. Wie der letzte Trottel. Wen wollte sie eigentlich verarschen?
    Da war nichts, was sie tun konnte, oder? Sie war kein schlechter Mensch. Im Grunde nicht. Und wenn doch, dann hatte Wallace sie dazu gemacht.
    Sie streichelte Schnuckelchen und sah, wie seine Augen sich zusammenzogen, erweiterten, wieder zusammenzogen. Sie fragte sich, was Wallace ihr zeigen wollte. Er war ziemlich darauf versessen. So versessen, dass er sie mit vorgehaltener Knarre gezwungen hatte, das Haus zu verlassen, so versessen, dass er auf Norrie geschossen hatte, um zu zeigen, wie ernst es ihm war. Musste demnach irgendwas total Abgedrehtes sein. Irgendwas, mit dem er es ihr auf seine ganz spezielle Art heimzahlte. Na, leck mich. Nein, sie wollte nicht darüber nachdenken. Es war sowieso nie wie …
    Scheiße, sie heulte.
    Tony Dreißig-Zentimeter. Joanne hatte zwar nie mit ihm geschlafen, aber sie hatte gesagt, Tony hätte ihn ihr gezeigt und es seien vielleicht dreiundzwanzig gewesen, aber mehr nicht. May glaubte ihr nicht. Joanne tat nichts lieber, als ihre Freundinnen anzulügen. Wahrscheinlich hatte sie ihn überhaupt nicht gesehen. Wieso sollte Tony ihn ihr zeigen? Sie hatte gesagt, sie hätte ihm erst ihre Titten zeigen müssen, bevor sie ihn dazu brachte, auszupacken, aber May konnte sich nicht vorstellen, dass Tony diese großen, fetten Wackelpuddings sehen wollte. Aber andererseits war er ein Kerl, und Kerle waren da anscheinend nicht so wählerisch.
    Heilige Scheiße. Da dachte sie an Tonys Rüssel und Joannes Möpse, und Schnuckelchen stand mit einem Fuß im Grab. Von Pflanzen zu Tony Dreißig-Zentimeter. Was ging eigentlich vor in ihrem bescheuerten Schädel? Sie stand unter Stress. Das war es. Sie hatte ziemlich viel Scheiße durchgemacht in letzter Zeit, so oder so. Sie entschuldigte sich bei Schnuckelchen, beugte sich über ihn und küsste ihn auf die Nase. Das mochte er.
    Sie zitterte am ganzen Körper. Man hätte denken können, es sei mitten im Winter und sie hätte nichts am Leib. Schnuckelchen hätte sie gewärmt. Aber er war auch ganz kalt. Seine Schnauze war wie gefroren. Sie senkte den Kopf und flüsterte ihm ins Ohr.
    Als sie spürte, dass das Auto langsamer wurde, richtete sie sich wieder auf. Die Reifen knirschten auf Kies. Sie schaute hoch und sah, dass sie auf einem Kirchhof waren. Der Platz war von Bäumen umstanden. Kein anderes Auto in der Auffahrt. Die Kapelle war abgeschlossen. Schwere, verrammelte Eichentüren. Sie war noch nie hier gewesen.
    Wallace wimmerte auf, als er die Handbremse zog. Dann stellte er den Motor ab. Fing wieder ihren Blick im Rückspiegel auf. Er sah stinksauer aus.
    Das war schlecht. May wusste nicht genau, warum, aber sie wusste es. Etwas stimmte nicht mit ihm. Sie hatten hier nichts zu suchen. Das hier war eindeutig nicht der Tierarzt, und ihr früheres Haus war es auch nicht. Das hier war nirgendwo. Ein Kirchhof. Von der Straße nicht zu sehen. Konnte überall sein.
    Hatte er von Anfang an geplant, sie hierher zu bringen? War hier etwas, was er ihr zeigen wollte? Hier gab es nichts als Grabsteine. War es das? Hatte er ein Grab für sie ausgehoben?
    Mays Stirn fühlte sich an, als hätte ihr jemand ein kaltes Tuch draufgeklatscht. Ihr Mut verließ sie, wie immer. Irgendwann konnte sie nicht mehr. Sie reckte den Hals, schaute links, rechts, nach hinten. Hörte Verkehrslärm. Nicht sehr weit von der Straße also, auch wenn sie durch die Bäume nichts erkennen konnte. Sie konnte weglaufen. Sie musste weglaufen. Die Auffahrt zurück. Sie probierte den Türöffner. Die Tür war verriegelt.
    Sah wieder seinen Blick im Rückspiegel. Er lächelte immer noch nicht. Er beobachtete sie.
    »Das ist nicht der Tierarzt«, sagte sie. Total bescheuert. Es juckte sie unter den Armen. Schweiß. Sie spürte ihn auf der Haut prickeln wie Distelstacheln. »Gibt’s hier irgendwas, was du mir zeigen willst, Wallace?«
    »Ja, ist aber nur ‘n Appetithappen. Der Hauptgang kommt noch«, sagte er. »Nennen wir’s Vorspiel.«
    Was sollte das denn heißen, verdammte Kacke? Mit zitternden Fingern öffnete sie die Handtasche.
    Er drehte sich um, schaute sie an. »May«, sagte er, »ich fick

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