Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hard Man

Hard Man

Titel: Hard Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Guthrie
Vom Netzwerk:
definitiv das Ende für Dad.
    Er musste mit ihm sprechen. Ihm alles erzählen.
    Flash tastete nach dem Handy. Wählte. Keine Antwort.
    Da schien was nicht zu stimmen. Dad müsste da sein, und als er vorhin am Telefon gewesen war, hatte er sich kurzatmig angehört, und Flash erinnerte sich, dass er früher schon Schmerzen in der Brust gehabt hatte.
    Flash musste einen Umweg machen. »Sorry, May«, murmelte er, als er nach links abbog. Wallace würde warten müssen.
     
    Das Sehen wurde schwer. Wallace blinzelte mehrmals, doch seine Sicht blieb verschwommen. Die Halswunde wurde auch nicht besser. Er gebrauchte das Wort nur ungern, aber, na ja, es sprudelte. Als würde ihm jemand warmes Wasser über den Adamsapfel gießen. War gar nicht gut. Und, doch, er fühlte sich ein bisschen duselig.
    Inzwischen war nicht nur sein Kragen durchgeweicht. Das Hemd vorne triefte. Das würde er jetzt auf jeden Fall wechseln müssen.
    Er versuchte das Gaspedal durchzutreten, aber sein Fuß gehorchte nicht. Genauso wie die Hand am Steuer. Rührte sich nicht. Lag einfach da, ohne sich zu drehen, ohne zu tun, was er von ihr verlangte. Sein Fuß fühlte sich leicht an. Federleicht. Kleine Federn am Ende seiner Beine. Federn am Ende seiner Arme.
    Scheiße. Er war hart. Knastgestählt. Wenn ihn einer ein Weichei nannte, dann zeigte er es ihm. Erledigt von einer kleinen Göre? Von seinem Scheißeheweib?
    Scheiße, was hatte er bloß mit Federn?
    Gottverdammte Scheiße.
    Auf keinen Fall würde er es in diesem Zustand bis nach Hause schaffen. Da gab es nur eins zu tun.
    Er rammte beide Füße nach unten. Diesmal reagierten sie. Das Auto kam zum Stehen.
    Er holte Luft, wendete den Wagen und fuhr zurück zum Friedhof. Wenn er schnell genug war, würde er sie noch erwischen, bevor die Sanitäter sie abtransportierten.
    Er würde schmutzig sterben. Sei’s drum.
     
    Jesus wollte nichts weiter als die Augen schließen und auf den Wellen aus purem Orange dahintreiben, die durch seine Adern strömten. Er hatte zu große Schmerzen, um sich noch um etwas anderes zu scheren, egal was man ihm sagte. Die Wespe wollte, dass er etwas holte, aber die Wespe konnte ihn mal. Ihm tat alles weh. Echt übel.
    Seine Hüfte war am Arsch. Und es fühlte sich an, als würden seine Hände gleich voll durch die Nägel flutschen. Einen Moment lang dachte er, bei der rechten sei es schon so weit, und sein Arm hinge lose und frei. Versuchte, dem Typ auf der Bank zu winken. Und der Schmerz flutete von Neuem durch seine Hand.
    Drehte den Kopf zur Seite. Sehr hübsch. Wie er gedacht hatte. Seine Hand war nach vorn gestoßen, der Nagel verschwand irgendwo in den komplizierten Hautfalten seiner Handfläche. Seine Hand war halb draußen.
    Der pulsierende Schmerz war fürchterlich.
    Ein klarer Gedanke. Ihm von der Wespe in den Kopf projiziert. Du wirst in ‘nem psychedelischen Dusel enden, wenn du nicht weitermachst.
    Mit was?
    An die Scheißnagelpistole zu kommen.
    Er hatte gedacht, er sei schon halb da, und dabei hatte er’s noch nicht mal versucht. Es war nur das eigene Gewicht vom Dahängen. Das Vorwärtsstoßen, das Ruckeln, das Schleifen des Scheißdings auf seinem Rücken über den Boden. Irgendwie.
    Ein ordentlich herzhafter Ruck. Würde der reichen? Wenn er nur einen richtigen Ansatz hätte.
    Er schloss die Augen, sah Feuerwerk, öffnete sie wieder. Sah immer noch Feuerwerk.
    Ich bin nicht verrückt ich bin nicht verrückt ich bin nicht verrückt.
    Aber vermutlich war er es doch. Konnte doch nicht hier sein, oder? Ausgeschlossen. Der Käfig an der Wand gegenüber, der Typ, an dessen Namen er sich nicht erinnern konnte, drüben auf seiner Bank, das Kreuz. Die ganzen an die Wand geklebten Scheißeierkartons. Eine Riesenwespe.
    Nee, aber er wusste, was hier abging. Er wusste, dass er Jesus war, wusste, dass er gekreuzigt worden war. Daran gab es wohl keinen Zweifel.
    Und er hatte ganz lange nicht klar denken können, doch jetzt dachte er klar, und zwar dachte er, dass er, wenn er Jesus war, Wunder vollbringen konnte, richtig? Nur weil ihm ein Nagel durch die Hand gejagt worden war, hieß das doch nicht, dass der ihn aufhalten konnte. Nicht den Sohn Gottes. Er konnte die Hand da rausziehen. Ganz einfach.
    Sein Atem war jetzt flach, und er hätte sich jetzt echt gern den Schweiß abgewischt, der ihm von der Stirn tropfte.
    Er würde es also machen. Die Hand vom Kreuz ziehen.
    Sich wappnen. Sich innerlich hochputschen.
    Und los!
    Ziehen.
    Es tat weh. Hätte nicht sein

Weitere Kostenlose Bücher