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Hard Man

Hard Man

Titel: Hard Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Guthrie
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Augen, um nicht in das Licht zu sehen. Hörte die rasselnde Stimme der Wespe. Sie war eine Weile still gewesen, aber sie war wieder da und erzählte Jesus eine Geschichte.
    Es war einmal ein kleiner Junge, der hieß Brian.
    Er lächelte. Es war so lange her, dass jemand seinen Vornamen genannt hatte.
    Und Brian war ein ungezogener Junge.
    Neinl Niemals!
    Und er wurde von einem bösen Mann namens Wallace in ein Verlies gesperrt.
    Die Wespe musste schreien, um Jesus’ Schreie zu übertönen. Aber sie schaffte es mit ihren kräftigen Lungen.
    Wallace mochte keine unartigen Jungen. Vielmehr pflegte Wallace alle unartigen Jungen des Dorfes in sein Verlies zu bringen und sie an Bänke zu schnallen und sie dort allein zu lassen, damit sie in ihrem eigenen Gestank verfaulten.
    Wie Pearce. Nicht wie Jesus. Jesus hatte einen Käfig. Wie gefällt Ihnen das, Mister Wespe, halten sich wohl für superschlau?
    Manchmal kam er herunter und sprach mit ihnen. Manchmal gab er ihnen zu trinken. Aber der Tee war vergiftet und ließ sie Dinge sehen, die es gar nicht gab.
    Manchmal dachten die Jungen, bei ihnen in dem Verlies sei eine riesige Wespe, aber das war nur das Gift, das ihnen Streiche spielte.
    Und manchmal hörten die Jungen Schreie und Rufe, und als sie fragten, wer da sei, antwortete Jesus und sagte ihnen, er würde ihnen helfen zu entkommen, aber er sei an ein Kreuz genagelt, und deshalb sei es ein langsamer, schmerzhafter Vorgang, und sie müssten ihn mit ihm ertragen.
    »Danke«, sagte Jesus. »Ich glaube, es reicht mit der Geschichte.«
    Die Wespe schwebte lautlos, dann flog sie im Zickzack außer Sichtweite. Jetzt war keine Stimme mehr in Jesus’ Kopf, aber Lichter blitzten hüpften wirbelten in seinem Schädel, bunte tanzende Farben und Worte, die zu weichen Formen anschwollen und zärtlich die Oberfläche seines Gehirns küssten.
    Er war dabei, wieder abzudriften, und hörte jemanden rufen.
    Jesus schrie wieder, und das Wort >Jesus< erschien in seinem Kopf, gelb, das fette >J< an der Basis orange gefärbt. Es war wunderschön anzuschauen. >Oh kommet und sehet das Wort Jesus in seiner ganzen Herrlichkeit.<
    Andere Worte schwappten in seinen Kopf: >Hai<, >Vanillepudding<, >Heathrow<. >Vanillepudding< war ein schön aussehendes Wort. Die beiden anderen waren dünn, hart, kalt, blau. So wie die Augen von Wallace.
    »Jesus.«
    Das war wieder die Wespe. Was wollte die nur, verdammte Scheiße? »Die Nagelpistole.«
    Die Scheißnagelpistole. Nagelpistole. Die große, fette, wespige Nagelpistole. Er hob den Kopf. In der Ecke, da war sie doch, nicht? War das eine Nagelpistole?
    Aber da hinüber kam er nicht. Er würde kriechen müssen. Das Kreuz mit sich schleppen.
    Nichts zu machen, verflucht.
    Jemand fing an zu schreien, und nach einer Weile nahm das Geschrei einen Rhythmus an und hörte sich gar nicht mehr wie Geschrei an.
    Er war ein netter Kerl. Schau mal, er wollte diese ganze Mühe für Pearce auf sich nehmen, nicht wahr? Mann, tat das weh.
    Oder machte er es für die Wespe? Wo war das fette, hässliche Stachelvieh? Konnte es gar nicht mehr sehen.
    Scheiß auf das Gebrüll. Es brachte die Nägel zum Erzittern, was seine Hände zum Kribbeln brachte, was seine Füße zum Kribbeln brachte, was seine Unterarme zum Kribbeln brachte, was seine Schienbeine zum Kribbeln brachte, und das war schon was.
    Er versuchte sich zu bewegen.
    Ein Quietschen.
    Mehr Schmerzen.
    Ein leises Schluchzen, Keuchen und ein Stöhnen.
    Er schloss die Augen. Sah den Kronleuchter in seinem Kopf, der herumschwamm, als wäre er flüssig. Über ihm kam die Maserung in der Decke ins Schlingern. Öffnete die Augen. Drehte den Kopf. Sah den Fußboden, Würmer in Scheiben.
    Hielt den Atem auf Höhe des Kehlkopfes an.
    Was machte er? Wo war er? Wer war er? Woher kamen die ganzen Schmerzen? »Nagelpistole«, sagte die Wespe.
     
    Flash starrte aus dem Fenster, auf der einen Seite verschwommen der Verkehr, gelegentlich ein Fußgänger auf der anderen, niemand schaute irgendwen an, niemanden kümmerte, was der andere machte, niemanden kümmerte, was dem anderen zustieß, niemanden kümmerte, was aus May wurde, aber doch, Rog würde es kümmern, wenn er es wüsste, und Dad, klar, aber ja, Gott, wenn May starb, und das, Gottverdammichnochmal, das war so unwahrscheinlich nicht, ja, Rog wäre am Arsch, und für Dad wäre es das Ende und …
    Scheiße. Das Baby. May konnte vielleicht überleben, aber auf keinen Fall das Baby.
    Wenn May das Baby verlor, dann war das

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