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Hard News

Hard News

Titel: Hard News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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okay, wenn ich …«
    »Angenommen, es sei okay?« Sutton wurde lauter. Sie hob den Blick zur Decke. »Nicht zu fassen.«
    Maisel seufzte. »Das ist der älteste Trick der Welt. Um Himmels willen, Rune, das haben Sie gründlich verpatzt. Stevens ist Lokalreporter bei dem Blatt. Er berichtet über Verwaltungsangelegenheiten. Wenn er einen Reporter sieht, der neu ist und ihn nicht erkennt, findet er heraus, was sein Auftrag ist, und schöpft ihn dann ab.«
    »Sie sind ihm direkt in die Arme gelaufen.« Sutton zündete sich eine Zigarette an und knallte das Feuerzeug auf den Schreibtisch. »Wie eine blutige Anfängerin.«
    »Er hat einen netten Eindruck gemacht.«
    »Was zum Teufel hat denn ein netter Eindruck zu bedeuten?«, fragte Maisel entgeistert. »Hier geht’s um Journalismus.«
    Alles beim Teufel. Meine einzige große Chance, und ich hab sie verpatzt, kaum dass ich durch die Tür war.
    »Schadensstand?«, fragte Sutton Maisel.
    »Keiner der anderen Sender zeigt Interesse.« Er tippte auf die Zeitung. »Selbst Stevens hat bei Boggs nicht mehr nachgehakt. Die Stoßrichtung des Artikels war, dass wir versuchen, ihn freizubekommen. Das heißt, wir stehen da wie die Idioten, wenn das nicht klappt.« Er spielte mit seiner erloschenen Pfeife und starrte an die Decke. »Die Story hat es bis in ein paar Nachrichtenagenturen geschafft, aber bisher haben nicht mehr als ein paar Jungreporter die Öffentlichkeitsabteilung um Stellungnahmen gebeten. Niemand auf dem Level von Wallace oder Rather. Niemand von Media in Review. Es stört, aber ich halte die Lage nicht für kritisch.«
    Sutton ließ den Blick auf Rune ruhen. »Ich habe bereits einen Anruf von Semple bekommen.«
    Maisel kniff die Augen zu. »Autsch. Ich dachte, der sei in Paris.«
    »Ist er auch. Die Herald Tribune hat die Story in ihrer dritten Ausgabe gebracht.«
    Dan Semple war der derzeitige Leiter des Nachrichtensenders. Er hatte das Amt übernommen, nachdem Lance Hopper ermordet worden war. Er war, plus minus ein paar Wunder, Gott. Einer der Gründe, aus denen Hopper so schmerzlich vermisst wurde, war der, dass er im Vergleich zu Semple ein Engel gewesen war. Semple war berüchtigt für seinen bösartigen Charakter und seine halsabschneiderischen Geschäftspraktiken. Er hatte sogar einmal einen Juniorproduzenten geohrfeigt, der eine Exklusivstory an CNN verloren hatte.
    »Wie hat er reagiert?«, fragte Maisel.
    »Nicht zum menschlichen Verzehr geeignet«, sagte Sutton.
    »Er wird in ein paar Tagen wieder hier sein und will darüber reden.« Sie seufzte. »Interne Politik … genau, was wir jetzt brauchen. Und in einem Monat kommen die Budgets …« Sutton blickte auf die Zeitung, wedelte mit der Hand in ihre Richtung und schaute dann Rune an. »Aber die größere Gefahr dabei ist was?«
    Maisel nickte. Rune jedoch begriff nichts.
    »Ich …«
    »Denken Sie nach«, blaffte Sutton.
    »Ich weiß nicht. Tut mir Leid.«
    Maisel lieferte die Antwort. »Dass uns eine andere Magazin- oder Featuresendung zuvorkommt und die Story zur gleichen Zeit herausbringt wie wir. Das ist eine neue Politik – wir verschwenden keine Zeit und kein Geld für eine Story, wenn die Möglichkeit besteht, dass jemand uns überholt.«
    Rune ruckte in ihrem Sessel vor. »Es wird nicht wieder vorkommen. Ich verspreche es. Ich werde so misstrauisch sein, dass Sie’s nicht glauben.«
    »Rune«, setzte Sutton an.
    »Hören Sie, wenn ich Leute interviewe, werde ich sie fragen, ob jemand von einem anderen Sender sie schon befragt hat. Wenn ja, sag ich’s Ihnen. Versprochen. So können Sie entscheiden, ob Sie mit der Story weitermachen wollen oder nicht.«
    »Die einzige Waffe, über die Journalisten verfügen, ist ihr. Verstand«, sagte Maisel. »Sie werden anfangen müssen, Ihren zu gebrauchen.«
    »Das werd ich. Genau wie die Vogelscheuche.«
    »Die was?«, fragte Sutton.
    »Sie kennen doch Der Zauberer von Oz. Sie hat sich ein Gehirn gewünscht und …«
    »Schluss.« Sutton wedelte mit der Hand und schaffte es, dabei gleichzeitig ausdruckslos und feindselig zu blicken. »Na schön«, sagte sie schließlich. »Machen Sie weiter. Aber wenn irgendjemand uns schlägt – ich sage irgendjemand: ein Rapsender, MTV, der Studentensender der Columbia University –, dann lassen wir das Projekt fallen. Lee?«
    »Einverstanden«, sagte Maisel.
    Sutton zündete sich eine weitere Zigarette an und nickte.
    »Na schön. Aber das war euer letzter Wurf, meine Lieben.«
    »Ich dachte, man hat drei«, sagte

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