Hard News
keine Lust.«
Nestor hatte auch keine. Er hatte Lust auf Frühstück – zwei Eiermuffins und einen großen Kaffee. Er drückte die Zigarette aus und beugte sich vor und küsste sie auf die Brust.
»Nein, Jacky«, murmelte sie mit geschlossenen Augen. »Ich will nich. Ich muss aufs Klo.«
»Gut, entweder krieg ich dich oder Frühstück. Also, was krieg ich?«
Kurz darauf: »Was willst du zum Frühstück?«
Er sagte es ihr, und nach fünf Minuten war sie in ihrem Stretchminirock und quälte sich den glitzernden, heißen Bürgersteig entlang zu dem McDonald’s oben an der Straße.
Nestor duschte, wobei er sich die meiste Zeit den Bauch mit einem grün gestielten Noppenkissen massierte. Jemand hatte ihm gesagt, das würde die Fettzellen aufbrechen und wegschwemmen. Er glaubte, bereits einen Unterschied festgestellt zu haben, obwohl er laut Waage bisher kein Gewicht verloren hatte. Er knetete die große, glänzende, sternförmige Narbe fünfzehn Zentimeter links von seinem Bauchnabel, ein Souvenir aus der Zeit, als ein Hohlmantelgeschoss, Kaliber 7,62 mm, eine Reise durch seinen Unterleib angetreten hatte. Nestor hatte sich nie an das ledrige Gefühl der Haut gewöhnen können. Er hatte die Angewohnheit, sie zu quetschen und mit den Fingern darüber zu fahren.
Er duschte sich ab, trat aus der Dusche und nahm sich eine Weile Zeit, um sich zu rasieren und danach sein Haar in Form zu bringen. Er zog ein dunkelgrünes, kurzärmliges Strickhemd an und die graue Hose, die er immer trug. Eine Latzhose. Er zog dünne schwarze Nylonsocken an, reines Nylon wie Frauenstrümpfe, und streifte schwarze Sandalen darüber.
Er trat aus dem Badezimmer, das mit Dampf und dem Nebel von Haarspray erfüllt war, und roch das Essen, das auf dem Fernseher stand. Die Frau saß an dem angestoßenen Tisch und schminkte sich. Als er ihre üppigen Brüste in dem engen gelben Pulli sah, schwand sein Hunger vorübergehend, aber dann siegten die Muffins, und er setzte sich zum Essen aufs Bett.
Den ersten verschlang er, um sich dann mit einem Rest von Hunger aufs Bett zu legen und die Zeitung zu lesen und Kaffee zu trinken, während er den zweiten vertilgte; es war noch ein dritter Muffin in der Tüte – um seinen Appetit am Leben und seine Hände beschäftigt zu halten. Er lachte, aber sie tat, als wüsste sie nicht, dass er ihr auf die Schliche gekommen war.
Er war bis zur Hälfte des ersten Teils des Miami Herald gekommen und las die nationalen Nachrichten, als er sich kerzengerade im Bett aufrichtete. »Oh, Scheiße.«
Sie tuschte sich gerade die Wimpern. »Hm?«
Nestor jedoch stand auf und wischte sich den Mund mit dem Handrücken, während er zur Kommode ging. Er nahm einen Packen Unterwäsche und Socken und Strickhemden heraus.
»Hey, bügelst du mir die?« Er reichte ihr die Hemden.
»Jacky, was ist denn los?«
»Hol einfach das Bügeleisen, okay?«
Sie gehorchte und breitete als Ersatz für ein Bügelbrett ein dünnes Handtuch über den Tisch. Sie bügelte alle Hemden und faltete sie sorgfältig.
»Was ’n los?«
»Ich muss für ’n Weilchen weg.«
»Echt, wohin denn? Darf ich mit?«
»New York.«
»Oh, Jacky, ich war noch nie …«
»Vergiss es. Es geht ums Geschäft.«
Eingeschnappt reichte sie ihm die Hemden. »Was für ’n Geschäft? Du hast gar kein Geschäft.«
»Ich hab ein Geschäft. Ich hab dir nur noch nie davon erzählt.«
»Ach, und was machst du?«
Nestor fing an, einen Koffer zu packen. »In ein, zwei Wochen bin ich wieder da.« Er zögerte, dann zückte er seine Brieftasche und gab ihr zweihundertzehn Dollar. »Wenn ich dann nicht zurück bin, zahl bei Seppie das Zimmer für die nächsten zwei Wochen, okay?«
»Klar, mach ich.«
Er warf noch einen Blick zur Kommode. »Hey«, sagte er dann zu ihr, »guck mal im Bad nach, ob ich meinen Rasierer vergessen hab.«
Sie tat es, und als sie nicht hinschaute, steckte Nestor die Hand tief in die unterste Schublade der Kommode und holte eine dunkelblaue Steir-GB-9mm-Pistole und zwei voll geladene Magazine heraus. Er steckte sie in seine Tasche. »Hey«, sagte er dann, »lass sein, ich hab ihn gefunden. Ich hatte ihn schon eingepackt.«
Sie kam zu ihm zurück. »Werd ich dir fehlen?«
Er griff nach der Zeitung und riss den Artikel heraus. Er las ihn erneut. Sie schmiegte sich an ihn und las über seine Schulter hinweg mit. »Was ’n das? Irgendwer will in New York so ’nen Typ aus dem Knast holen?«
Er schaute sie verärgert an und verwahrte den
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