Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hard News

Hard News

Titel: Hard News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
Rune, stand auf und zog sich in Richtung Tür zurück.
    Sutton schleuderte das Feuerzeug auf den Schreibtisch; es blieb in einem Kristallaschenbecher liegen. »Wir spielen nach meinen, nicht nach Baseballregeln.«
    Auf seinem Platz festgefroren, saß das Chamäleon schief an der Wand, es atmete kaum.
    Jack Nestor lag im Bett und beobachtete es.
    Er mochte Chamäleons. Nicht wie sie die Farbe wechselten, was so sensationell gar nicht war. Es war mehr, wie zerbrechlich und weich sie waren. Manchmal kam er ganz dicht an sie heran – die Tiere im Umkreis des Miami Beach Starlite Motor Lodge waren an Menschen gewöhnt. Dann nahm er es und ließ es über seinen kräftigen, sonnengebräunten Unterarm spazieren. Er mochte das Gefühl der Babyhaut der Eidechse und das angenehme Kitzeln ihrer Füße.
    Manchmal setzte er sie auf seiner dunklen, verschwommenen Tätowierung ab und hoffte, sie würden eine tiefblaue Farbe annehmen, aber das geschah nie. Die Farbe von Haut nahmen sie auch nie an. Stattdessen hüpften sie wie von der Tarantel gestochen von seinem Arm und liefen davon wie große Kakerlaken.
    Nestor war achtundvierzig Jahre alt, sah aber jünger aus. Er hatte immer noch eine dicke, lockige Masse von Haaren, die er mit Vitalis-Haarcreme und Spray bändigte. Sie waren dunkelblond, allerdings befanden sich ein paar schüchterne graue Strähnen darunter. Nestor hatte einen quadratischen Kopf und einen Anflug von Doppelkinn, das Einzige an seinem Körper jedoch, was ihm Sorgen bereitete, war sein Bauch. Nestor war fett. Seine Beine waren kräftig, aber dünn, und er hatte gute Schultern, aber sein breiter Brustkasten saß über einem runden Bauch, der hervorragte und über den Hosenbund quoll und die Gürtelschnalle des Marine Corps verbarg. Nestor begriff nicht, wieso er dieses Problem hatte. Er konnte sich nicht erinnern, wann er sich zum letzten Mal zu einer ordentlichen Mahlzeit niedergesetzt hatte, mit Roastbeef und Kartoffeln und Brot und Gemüse und Kuchen zum Nachtisch (er vermutete, es war wahrscheinlich an Weihnachten vor sechs Jahren, als die Gefängnisküche ein wirklich gutes Essen zubereitet hatte). Jetzt aß er nur noch Kentucky Fried Chicken und Whoppers und Big Macs. Er vermisste Arthur Treachers Fish’n’Chips und fragte sich, ob es das irgendwo noch gab. Jedenfalls fand er es unfair, dass er nur noch diese beschissenen Minimahlzeiten aß und immer noch zunahm.
    Nestor bemerkte zwei rot-weiß gestreifte Schachteln auf dem Bett. Der Colonel grinste ihn an. Nestor beförderte die Schachteln mit einem Tritt auf den Fußboden. Im Fallen öffneten sie sich, und Knochen und Krautsalatreste verteilten sich über die Dielen.
    Das Chamäleon flüchtete.
    »Hoppla«, sagte Nestor.
    Er zupfte an seinem T-Shirt und strich sich die Haare glatt zurück. Er gähnte und fummelte auf dem Nachttisch nach einer Zigarette. Die Packung war leer, aber er fand eine angerauchte, die noch drei Zentimeter lang war, zündete sie an und legte die billigen Kissen am Kopfende übereinander. Er setzte sich auf, gähnte erneut und hustete.
    Von vorbeifahrenden Autos prallten Lichtstrahlen ab und zerplatzten an der Wand. Das Fenster bot, wie in der Werbung angegeben, Aussicht auf den Strand; soweit stimmte es. Allerdings musste die Aussicht sechs Autobahnspuren, zwei Auffahrten und den Parkplatz des Hotels überwinden, bevor sie durch das schlierige Fenster von Zimmer 258 drang. Nestor lauschte ein paar Minuten lang dem klebrigen Rauschen des Verkehrs, dann streckte er die Hand aus und zwickte der jungen Frau, die neben ihm lag, in den Hintern.
    Als er beim dritten Mal etwas grober wurde, regte sie sich.
    »Nein«, murmelte sie mit einem schweren kubanischen Akzent.
    »Erhebe dich und scheine«, sagte Nestor.
    Sie war Mitte dreißig und hatte einen Körper, der zehn Jahre jünger wirkte, und ein Gesicht, das zehn Jahre in die andere Richtung wies. Ihre Lidschatten und Wimperntusche waren verschmiert. Der Lippenstift war ebenfalls verrieben, und es sah aus, als seien ihr die Lippen im Gesicht verrutscht. Sie schlug kurz die Augen auf, drehte sich auf den Rücken und zog ein dünnes Laken über den Bauchnabel.
    »Nein, nicht schon wieder.«
    »Was?«
    »Nicht schon wieder. Es hat wehgetan letzte Nacht.«
    »Du hast nichts von wehtun gesagt.«
    »Na und? Du hättest sowieso nicht aufgehört.«
    Das stimmte, aber er hätte gefragt, ob es ihr besser geht, ehe sie einschliefen.
    »Ist jetzt wieder alles in Ordnung?«
    »Ich hab einfach

Weitere Kostenlose Bücher