Hard News
wirbelte Papierstapel auf.
»Die Argumentation des Staatsanwalts lautete, dass Boggs in Manhattan war, nur auf der Durchreise von, ich weiß nicht mehr, von irgendwo bei den Großen Seen. Irgendein Zeuge sagte aus, Boggs habe auf dem Gehsteig gestanden und mit Hopper geredet und dann hätten sie sich über irgendwas gestritten. Hopper war gerade von der Arbeit nach Hause gekommen und in den Hof seines Wohnhauses auf der Upper West Side eingebogen. Der Staatsanwalt spekulierte, es hätte sich möglicherweise um einen Verkehrsstreit gehandelt.«
Rune zog süffisant die Augen hoch. »Verkehr? Aber Sie haben doch gesagt, er stand auf dem Gehsteig.«
»Vielleicht hatte er angehalten, nachdem Hopper ihn geschnitten hatte, und ist ausgestiegen. Ich weiß nicht.«
»Aber …«
»Hey, Sie haben gefragt, was der Staatsanwalt gesagt hat. Ich erzähl’s Ihnen. Ich will Ihnen helfen. Helfe ich Ihnen?«
»Sie helfen mir«, sagte Rune. »Wie ging Randys Geschichte?«
»Ein Teil des Problems war, dass er eine Geschichte hatte.«
»Häh?«
»Ich sage allen meinen Klienten, wenn ihr verhaftet werdet, macht keine Aussage. Unter keinen Umständen. Die Geschworenen dürfen keine Schlüsse daraus ziehen, dass der Angeklagte die Aussage verweigert – das sagt ihnen der Richter. Aber Randy hat ausgesagt – gegen meinen Rat, wie ich betonen möchte. Wenn Sie das machen, kann die Anklage frühere Verurteilungen als Beweis gegen Sie anführen, um Ihre Glaubwürdigkeit zu erschüttern. Nur das – nicht um zu beweisen, dass Sie kriminelle Neigungen haben. Nur um zu zeigen, dass Sie lügen könnten. Aber was hören die Geschworenen? Scheiß auf Glaubwürdigkeit – alles, was sie hören, ist diese Latte von Verhaftungen wegen lachhafter Verbrechen. Ehe man sich versieht, hört sich Boggs, der eigentlich ein ganz anständiger Kerl ist, der nur etwas Pech gehabt hat, an wie Hitler. Er hatte wegen einem kleinen Diebstahl in Ohio gesessen, dann noch irgend so ’ne Jugendsünde in Florida. SAD in …«
»Was ist das denn?«
»Schwerer Autodiebstahl. Und plötzlich stellt der Staatsanwalt ihn hin, als sei er Mitglied des Corleone-Clans. Er …«
»Wo war die Pistole?«
»Lassen Sie mich ausreden, ja? Er hat gesagt, er sei mit so ’nem Typ zusammen gewesen, der ihn beim Trampen mitgenommen hat, ein Typ, der bei irgend ’nem Kreditkartenschwindel mitmischte. Der Typ geht irgendwelche heißen Karten kaufen, und Boggs wartet im Auto. Er hört einen Schuss ein Stück weit entfernt. Er steigt aus. Er sieht Hopper da liegen, tot. Er dreht sich um und rennt glatt in einen Streifenwagen.«
»Hatte er die Waffe?«
»Die Waffe war weg, irgendwo in ’nem Busch. Keine Fingerabdrücke, aber sie haben sie zu einem Diebstahl in Miami ein Jahr vor dem Mord zurückverfolgt. Boggs war eine Weile in Miami gewesen.«
»Wer war der andere Typ?«
»Boggs wusste es nicht. Er trampte durchs Land, und der Kerl nahm ihn mit. Sie waren zusammen in die Stadt gekommen.«
»Gut«, sagte Rune. »Ein Zeuge. Ausgezeichnet. Haben Sie ihn gefunden?«
Megler schaute sie an, als seien ihre Begeisterung und eine Grippe in etwa das Gleiche. »Ja, klar. Selbst wenn es ihn gibt, was nicht der Fall ist, meinen Sie, ein Typ, der in einen Kreditkartenschwindel verwickelt ist, würde vortreten und aussagen? Ich glaube nicht, Schätzchen.«
»Hat Randy ihn beschrieben?«
»Nicht sehr gut. Er hat nur gesagt, er hieße Jimmy. ’n großer Kerl. Aber es war spät, es war dunkel et cetera et cetera.«
»Sie glauben ihm nicht?«
»Glauben, nicht glauben – was für einen Unterschied macht das?«
»Irgendwelche anderen Zeugen?«
»Gute Frage. Wollen Sie Jura studieren?«
Wenn etwas wie Sie dabei rauskommt, wollen Sie meine Antwort nicht hören, Megler. Sie winkte ihm fortzufahren.
»Das war das große Problem«, sagte der Anwalt. »Womit er gefickt war – Verzeihung, was ihn reingeritten hat, das war ja diese Zeugin. Die Cops haben in dem Gebäude eine Frau gefunden, die Boggs beschrieben hat, und später hat sie ihn bei einer Gegenüberstellung identifiziert. Sie hat gesehen, wie er eine Kanone gezückt und Hopper umgenietet hat.«
»Autsch.«
»Und ob, autsch.«
»Wie war ihr Name?«
»Woher soll ich das wissen?« Megler öffnete einen Aktenschrank und holte einen dicken Stapel Papier heraus. Er knallte ihn auf den Schreibtisch. Die Pepsi-Dosen klapperten, und es wallte Staub auf. »Da steht er irgendwo drin. Sie können’s haben, wenn Sie wollen.«
»Was ist
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