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Hard News

Hard News

Titel: Hard News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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das?«
    »Das Gerichtsprotokoll. Ich hab mir’s selbstverständlich kommen lassen, aber da Boggs nicht in Berufung gehen wollte, hab ich’s einfach abgeheftet.«
    »Er wollte nicht in Berufung gehen?«
    »Er hat weiterhin seine Unschuld beteuert, meinte aber, er wolle, dass es endlich losgeht. Seine Zeit absitzen und dann weiterleben.«
    »In dem Artikel hab ich gelesen, dass er wegen Totschlags verurteilt wurde«, sagte Rune.
    »Die Geschworenen haben ihn wegen schweren Totschlags verurteilt. Er habe rücksichtslose Missachtung menschlichen Lebens gezeigt. Wurde zu fünfzehn Jahren verurteilt. Abgesessen hat er fast drei. In zwei Jahren kann auf Freigang ab und zu mal raus. Wie ich höre, ist er ein braver Junge.«
    »Was meinen Sie?«
    »Worüber?«
    »Ist er einer Ihrer schuldigen Klienten?«
    »Natürlich. Die alte Ich-bin-nur-getrampt-Story. Die kriegen Sie ständig zu hören. Immer gibt es irgendeinen mysteriösen Fahrer oder ein Girl oder einen Berufskiller, der den Abzug gedrückt hat und dann verschwindet. Alles Blödsinn. Klar, Boggs ist schuldig. Ich durchschaue sie alle.«
    »Aber wenn ich neue Beweise finden würde …«
    »Das hab ich doch schon mal gehört.«
    »Nein, echt. Er hat mir einen Brief geschrieben. Er sagt, die Polizei hat die Ermittlungen versemmelt. Sie haben die Zeugen gefunden, die sie wollten und nicht weiter nach anderen gesucht.«
    Megler schnaubte abfällig. »Hören Sie, in New York ist es so gut wie unmöglich, eine Verurteilung aufgrund neuer Beweise zu kippen.« Blinzelnd rief er sich den Paragrafen ins Gedächtnis zurück. »Es muss sich um einen Beweis handeln, der den Ausgang des Verfahrens von Anfang an verändert hätte, und selbst dann müssen Sie nachweisen, dass Sie sich zur Zeit des Prozesses ernsthaft bemüht haben, den Beweis zu finden.«
    »Aber wenn ich etwas fände, würden Sie den Fall dann übernehmen?«
    »Ich?« Er lachte. »Ich stehe zur Verfügung. Aber sie reden da von ’ner Menge Stunden. Ich berechne zwanzig für eine. Und für diese Rechnung wird der Staat nicht geradestehen.«
    »Aber ich glaube wirklich, dass er unschuldig ist.«
    »Das sagen Sie. Kommen Sie mit fünfzehn-, zwanzigtausend Vorschuss an, dann können wir drüber reden,«
    »Ich hatte gehofft, Sie machen es für umsonst.«
    Megler lachte noch einmal. Da er keinen Bauch hatte, schienen es seine Knochen zu sein, die unter der glatten Polyesterhaut seines Hemdes wackelten. »Umsonst? Ich glaube nicht, dass ich das Wort kenne.«
     
    Zum ersten Mal im Leben hatte Rune einen Assistenten.
    Bradford Simpson meldete sich freiwillig zu ihrer Unterstützung. Sie hatte den Verdacht, zum Teil sei dies durch seinen Wunsch motiviert, mit ihr auszugehen – obwohl sie keine blasse Ahnung hatte, wieso er es ausgerechnet auf sie abgesehen hatte und nicht auf eine schöne Anfängerin aus Connecticut, die groß und blond war (zwei der Adjektive, die sie am wenigsten schätzte, wenn sie auf andere Frauen angewendet wurden). Andererseits hatte er sie nicht mehr ausdrücklich eingeladen, nachdem sie ihm einen Korb gegeben hatte, und sie vermutete, sein Wiederauftauchen könne auch mehr mit journalistischer Abenteuerlust zu tun haben als mit Liebesdingen.
    »Wie kann ich dir helfen?«, hatte er gefragt.
    Und sie war ein bisschen verlegen geworden, weil sie keinen Schimmer hatte, wie – da sie noch nie jemanden gehabt hatte, der für sie arbeitete.
    »Hmm, lass mich nachdenken.«
    »Wie wär’s«, hatte er vorgeschlagen, »wenn ich mich durch die Archive wühle und Informationen über Hopper suche?«
    »Das hört sich gut an«, hatte sie gesagt.
    Jetzt saß er wieder mit einem Arm voller Akten in ihrer Nische. Er hatte sie so ordentlich auf ihrem Schreibtisch ausgebreitet wie seine Robert-Redford-Haare gekämmt und seine Slipper poliert waren.
    »Hast du Lance Hopper gekannt?«, fragte sie ihn.
    »Nicht richtig gut. Er wurde einen Monat nach Beginn meines ersten Sommerpraktikums hier ermordet. Aber ich habe ein- oder zweimal für ihn gearbeitet.«
    »Du hast für den Leiter der Nachrichtenabteilung gearbeitet?«
    »Na ja, ich war nicht gerade der Anchorman. Aber er hat allen Praktikanten Aufträge gegeben. Assi-Arbeit normalerweise. Aber er hat sich ’ne Menge Zeit für uns genommen und über Journalismus erzählt, wie man sich Stories besorgt und sie schreibt. Er war derjenige, der das Programm für Praktikanten angeleiert hat. Ich glaube, er hätte einen guten Professor abgegeben.« Bradford verstummte

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