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Hard News

Hard News

Titel: Hard News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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gesehen hatte, wie er verhaftet wurde. Als die …«
    Suttons Hände hoben sich wie die eines Märtyrers. »Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«
    »Hören Sie. Als die Polizei kam, um sie zu vernehmen, sagte sie: ›Ich habe gesehen, wer es war, und es war Randy Boggs.‹«
    Stille. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Sutton stieß ein kurzes, bellendes Lachen aus. »Und das ist Ihr Beweis?«
    »Man kann von ihrer Wohnung aus den Hof gar nicht deutlich sehen – es ist zu dunkel. Miss Breckman hat Randy in den Nachrichten gesehen. Sie hat gesehen, wie er verhaftet wurde. Daher hatte sie die Beschreibung – aus dem Fernsehen. Wie hätte sie sonst seinen Namen wissen sollen? Sie hat ihn nicht zuerst beschrieben. Sie hat gleich gesagt: ›Es war Randy Boggs.‹«
    Medienhetze …
    Sutton dachte mit einem Funken Interesse darüber nach.
    Aber dann lachte sie. »Bleiben Sie dran, Schätzchen. Sie haben noch einen langen Weg vor sich.«
    »Aber beweist das nicht, dass sie eine schlechte Zeugin ist?«
    »Ein Stück im Puzzle. Mehr nicht. Graben Sie weiter.«
    »Ich dachte …«
    »Dass wir das bringen?«
    »Schätze schon.«
    Ein spitzer Fingernagel senkte sich in Runes Blickfeld, wie ein leuchtend roter Dolch. »Das ist die Hauptsendezeit. Das vergessen Sie ständig. Wir senden keine Story, bevor sie nicht absolut wasserdicht ist.« Auf klackernden Absätzen stöckelte sie energisch durch die Redaktion, während ihre Angestellten ihr rasch, aber unauffällig so weit wie möglich aus dem Weg gingen.

18
    Unten im Foyer überflog Rune die Tafel. Was sie sah, gefiel ihr nicht.
    Ein Einwohnerverzeichnis mit über hundert Namen.
    »Kann ich helfen?« Der Akzent des Portiers hörte sich russisch an. Aber dann fiel Rune ein, dass sie gar nicht wusste, wie ein russischer Akzent klang; der Mann – der eine alte graue Uniform trug, die am Hintern abgewetzt war – hätte auch Tscheche oder Rumäne oder Jugoslawe oder sogar Grieche oder Argentinier sein können. Welcher Herkunft er auch sein mochte, er war groß und unhöflich und unfreundlich.
    »Ich hab mir nur das Verzeichnis angeschaut.«
    »Wen wollen Sie besuchen?«
    »Eigentlich niemanden. Ich hab nur …«
    Er grinste durchtrieben, als habe er gerade entdeckt, dass beim Hütchenspiel betrogen wird. »Ich weiß. Haben die schon öfter gemacht.«
    »Ich bin Studentin.«
    »Klar. Studentin.« Er bearbeitete mit der Zunge eine Stelle in seinem Mund.
    »Wie lange arbeiten Sie schon hier?«, fragte sie.
    »Sechs Monate. Ich bin gerade rübergekommen. In dieses Land. Habe eine Weile bei meinem Cousin gewohnt.«
    »Wer hat hier vor Ihnen gearbeitet?«
    Er zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Woher soll ich das wissen? Verdient man damit viel Geld? Verstehen Sie mich?«
    »Was meinen Sie damit? Ich bin Studentin.«
    »Hab ich alles schon gehört. Meinen Sie, das hab ich noch nicht gehört?«
    »Ich bin Kunststudentin. Architektur. Ich …«
    »Klar.« Das Grinsen wich nicht. Die Zunge stocherte. »Wie viel kriegen Sie?«
    »Kriegen?«
    »Für wie viel verkaufen Sie sie?«
    »Was?«
    »Die Namen.« Er nickte. »Sie verkaufen sie an Firmen, die jedem diese Werbepost schicken. Bei uns zu Hause gibt’s keine Werbepost. Hier überall.«
    »Es ist so, dass ich, also, mit ein paar Leuten reden will, die hier wohnen. Über den Schnitt ihrer Wohnungen.«
    Zu dem Grinsen kam ein Nicken.
    Es gab nichts Schlimmeres, als einer Sache beschuldigt zu werden, die man nicht getan hatte – selbst wenn man etwas tat, was man nicht hätte tun sollen.
    Sie wühlte eine Weile in den dunklen Untiefen ihrer Tasche, bis sie eine nagelneue Banknote zum Vorschein brachte. Einen Zwanziger. Frisch aus dem Geldautomaten. Sie gab sie ihm.
    Sie verschwand wie nichts in seiner Tasche.
    »Wie viel kriegen Sie?«
    Ein weiterer Zwanziger gesellte sich zu seinem Kameraden.
    »Ah.« Er ging weg, wobei er die Hand auf die Tasche presste, die die knackigen, nicht rückzahlbaren Geldscheine enthielt, und Rune widmete sich wieder ihrer Arbeit.
    Das Schlaueste wäre gewesen herauszufinden, welche Wohnungsreihen Blick auf den Hof hatten, wo Lance Hopper erschossen worden war, aber sie wusste nicht, wie lange es dauern würde, bis der slavorussische südamerikanische Kapitalist wieder aufkreuzte, um ihr weiteres Lösegeld abzupressen. Daher fing sie bei dem Verzeichnis oben links an. Von Myron Zuckerman in 1B kritzelte sie sich hinunter bis zu Mr. oder Mrs. L. Peters in 8K.
    Zwanzig Minuten darauf kehrte der

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