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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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schießen oder mich in Brand zu stecken versuchen, wenn ich Sie zur Belmont Avenue kutschiere?«
    »Möglich ist alles. Sind Sie schon mal von einem Junkie angehalten worden, der dachte, er könnte sich den nächsten Schuss setzen, wenn er Ihren Bass in die Pfandleihe bringt?«
    Thibaut lachte leise. »Der Vorteil eines etwas größeren Instruments besteht darin, dass die Leute wissen, sie können nicht damit wegrennen. Ich werde Bessie mal in meine Wohnung bringen, dann komme ich zu Ihnen. Ich hoffe sehr, dass Sie sauber sind, denn Schweiß, fettige Creme oder so was kann ich im Inneren des Kastens nicht brauchen.«
    Ich ging in meine Wohnung zurück und entfernte sorgfältig alle Überreste der schützenden Salben auf meinen Armen und meinem Gesicht. Plötzlich merkte ich, dass ich Hunger hatte. Seit dem Frühstück gestern Morgen hatte ich nichts mehr gegessen. Die Müdigkeit und die Sorge hatten verhindert, dass ich an Essen dachte, und jetzt spürte ich einen echten Heißhunger. Thibaut kam zu mir in die Küche, als ich gerade ein Sandwich mit Käse belegte.
    »Also essen können Sie in dem Kasten nicht«, sagte er. »Womöglich können Sie nicht einmal atmen. Wird der alte Mr Contreras mich vor Gericht bringen, wenn Sie ersticken?«
    »Nö. Der verfüttert bloß Ihren Bass an die Hunde.«
    Thibaut schnappte sich ein hübsches Stück von dem Pecorino, den ich gerade aß. »Die Treppe kann ich Sie nicht hinuntertragen. Ob der Kasten Ihr Gewicht aushalten würde, weiß ich nicht, aber für mich sind Sie ganz sicher zu schwer.«
    »Ich gehe die Vordertreppe hinunter und dann durch den Keller nach hinten. Wenn Sie die Treppe herunterkommen, steige ich in den Kasten. Dann können Sie mich durch den Garten zu Ihrem Wagen rollen.«
    Ich zog meine Windjacke an, steckte meine Schlüssel und die neue Brieftasche mit Bargeld und Pass ein, klemmte mir die gesicherte Smith & Wesson ins Gürtelholster, zog mir die Cubs-Mütze tief ins Gesicht und rannte so leise wie möglich die Vordertreppe hinunter.
    Der einzige heikle Moment war der, als ich an Mr Contreras Wohnung vorbeikam. Mitch hörte mich und winselte laut, weil er mitkommen wollte. Aber als ich im Keller war, beruhigte er sich zum Glück wieder.
    Als ich den Riegel an der Kellertür zurückzog, kam Thibaut gerade mit dem leeren Instrumentenkasten die Hintertreppe herunter. Ohne sich nach mir umzusehen, schob er ihn in den Schatten der Treppe. Dabei hatte er die ganze Zeit sein Handy am Ohr. »Ja«, sagte er. »Ich bin schon unterwegs, Lily. Du musst sowohl besoffen als auch bekifft sein, dass du ausgerechnet jetzt das Schulhoff-Stück üben willst, aber dein Wunsch ist mir Befehl, meine kleine Kohlmeise. Ich komme gleich zu dir.«
    Während dieser lichtvollen Äußerungen war er ein paar Schritte in den Garten hinausgegangen, um die Aufmerksamkeit eines etwaigen Beobachters auf sich zu ziehen. Das gab mir Gelegenheit, in aller Stille den Instrumentenkasten zu öffnen, meine eins zweiundsiebzig in den Ein-Meter-Sechzig-Kasten zu zwängen und den Deckel zu mir heranzuziehen. Kurz darauf schnappte das Schloss zu, und Thibaut rollte mich über die Platten des Gartenwegs auf die Straße. Wie er vorhergesagt hatte, konnte ich kaum atmen. Die wenigen Minuten, die er brauchte, um zu seinem Auto zu kommen, waren die Hölle für mein Rückgrat und für meinen Hals. Dann wuchtete er mich unter Ächzen und Stöhnen in den Kofferraum seines Kombis und hakte dabei den Verschluss auf, sodass ich den Deckel mit den Knien ein bisschen hochdrücken konnte und wieder mehr Luft bekam. Auch mein Rücken entspannte sich etwas.
    Thibaut stieg ein und ließ den Motor an. Ohne sich umzudrehen, fragte er nach der Adresse meines Büros. Ich sagte, er könne mich ruhig an der Belmont Avenue rauslassen, von dort könne ich ein Taxi nehmen.
    »Liebe Ms Warshawski«, sagte er ernsthaft. »Ich riskiere doch nicht meinen herrlichen Zweitausendzweihundert-Dollar-Instrumentenkasten, um Sie vier Blocks weit zu fahren. Sagen Sie mir, wo Sie hinmüssen.«
    Ich wehrte mich nicht lange. Ich war ihm sehr dankbar für sein Angebot. Allerdings schickte ich ihn erst mal bis zum Wrigley Field hinauf und bat ihn dann, die verschiedensten Seitenstraßen zu nehmen und darauf zu achten, ob uns jemand folgte. Schließlich kamen wir zu einer Kreuzung, die einen Block östlich und nördlich von meinem Büro lag. Wenn mein Büro überwacht wurde, wollte ich nicht, dass Thibauts Auto samt Kennzeichen in irgendeiner

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