Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball
irgendwelche Erpresser gefangen halten, werde ich deine Sicherheit nicht gefährden. Aber wenn du Angst hast und dich versteckst, dann lass mich das alles klären, ehe du wieder herauskommst. Ich werde mein Bestes geben.
Natürlich konnte man auch mich über mein Handy orten. Für ein Team mit der richtigen Ausrüstung stellte das kein Problem dar. Ich rief meine Mailbox an und forderte alle Anrufer auf, meine Festnetznummer zu wählen. Dann nahm ich den Akku aus meinem Handy und steckte beides in meine Aktentasche. Jetzt würde sich mein Telefondienst um die Anrufe kümmern müssen.
Während ich meine mühsame SMS an Petra verfasst hatte, waren fünf Busse an der Haltestelle vorbeigekommen. In den nächsten stieg ich ein. Es war die Nummer 6, die gemächlich zur Michigan Avenue rumpelte und mich zu dem Hotel brachte, in dessen Tiefgarage ich heute Vormittag meinen Mustang abgestellt hatte. Als ich dem Kassierer meinen Parkschein durchs Fenster reichte, sagte er, es habe schon jemand für meinen Wagen bezahlt. Ich forderte ihn auf, mir die Quittung zu zeigen, weil ich dachte, es läge ein Fehler vor. Aber als der Kassierer den Vorgang gefunden hatte, stellte sich heraus, dass die Parkgebühr bar bezahlt worden war. Niemand konnte sich daran erinnern, wie der Mann ausgesehen hatte, der die Gebühren bezahlt hatte, aber er schien den Wagen korrekt beschrieben zu haben, hatte die Nummer des Parkscheins genannt und sogar den Zuschlag für den verlorenen Parkschein bezahlt. Entweder Strangwell oder Homeland Security wollten mich wissen lassen, dass sie mich jederzeit finden und erledigen konnten.
Ich fuhr sehr langsam durch verschiedene Seitenstraßen nach Hause, nicht nur, weil ich sehen wollte, ob ich beschattet wurde, was vermutlich der Fall war, sondern auch, weil ich zu müde war, um viel schneller zu fahren.
Sie konnten mich finden und ausschalten. Warum hatten sie das nicht schon längst getan? Wahrscheinlich, weil sie dachten, ich hätte das, was sie suchten. Sobald sie hatten, was sie wollten, würden sie mich ausschalten. Schwester Frances’ brennender Kopf erschien vor meinem inneren Auge, und ich begann so heftig zu zittern, dass ich am Straßenrand anhalten musste, bis es vorbeiging. Eine lahmende, hinkende Füchsin, die zusammen mit ihrem ahnungslosen Jungen von einer blutgierigen Meute gejagt wird – so fühlte ich mich gerade. Und jetzt schleppte ich mich in meinen Bau, weil ich nicht wusste, wo ich sonst hätte hingehen sollen. Aber sicher war ich da auch nicht.
Ich ging zu Mr Contreras, wo mich die Hunde begeistert begrüßten, und bat ihn, mit mir in den Garten zu kommen, weil ich hoffte, dass man uns dort nicht abhören konnte. Dann erklärte ich ihm, so gut ich konnte, die Situation.
»Und Sie glauben wirklich, dass Peewees Vater mit drinsteckt?«, fragte Mr Contreras entsetzt.
»Ich glaube, er weiß, was seine Kumpane suchen, und er hat schreckliche Angst. Dass er seine Tochter wissentlich in Gefahr gebracht hat, glaube ich nicht.«
»Und wo ist sie dann?«, fragte der alte Mann.
Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht, und ich bin zu müde, um klar zu denken. Ich hoffe, dass sie weggelaufen ist, und ich hoffe, dass die nicht wissen, wo sie sich versteckt. Wenn sie bei Ihnen anruft, dann sagen sie ihr, dass sie sich weiter verstecken soll. Und sie soll schnell wieder auflegen, damit der Anruf nicht zurückverfolgt werden kann. Diese Kerle haben mich völlig aus dem Konzept gebracht. Wenn ich bloß wüsste, was sie von mir wollen!«
37
Eine Reise im Bass
Der alte Mann und die Hunde halfen mir, meine Wohnung nach Einbrechern oder Sprengfallen zu durchsuchen. Mr Contreras bot mir auch an, für mich zu kochen, aber ich wäre zu müde gewesen, um etwas zu essen. Sobald sie gegangen waren, fiel ich ins Bett. Ich war so erschöpft, dass ich trotz all meiner Angstvorstellungen sofort tief und fest schlief. Aber als nachts um eins mein Telefon klingelte, war ich augenblicklich hellwach.
»Petra?«, schrie ich in den Hörer.
»Sind Sie das, Ms Warshawski?« Die Stimme am anderen Ende war unsicher.
»Wer sind Sie?«, stammelte ich.
»Ach, hab ich Sie wieder geweckt? Tut mir leid. Aber ich habe wohl immer nur nachts den Mut, mit Ihnen zu telefonieren.«
Ich war so sicher gewesen, dass es ein Notruf von Petra oder eine Lösegeldforderung sein würde, dass ich an gar nichts anderes denken konnte. Ich sank in die Kissen zurück und überlegte, was jetzt kommen würde.
»Ich habe das mit
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