Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
in den Fünzigerjahren ein kenianischer Rebellenführer gewesen. Mit einer unguten Vorahnung gab ich den Namen in die Datenbank der Strafvollzugsbehörden von Illinois ein und fand ihn auf Anhieb: im Januar 1967 wegen Mordes an Harmony Newsome verurteilt. Er hatte vierzig Jahre abgesessen und war vor einem Jahr entlassen worden. Irgendeine Strafminderung wegen guter Führung hatte es nicht gegeben. Der Gefangene war außerdem mehrfach in Einzelhaft gewesen, wegen nicht näher beschriebener Gewalttaten und Wutausbrüche. Seit seiner Entlassung wohnte er am Seventieth Place, an derselben Adresse wie Fit for Your Hoof.
    Ich starrte lange Zeit auf den Bildschirm und dachte daran, wie wütend Curtis Rivers geworden war, als ich ihn nach Steve Sawyer gefragt hatte. Und wie mich Johnny Merton verspottet hatte.
    Mein Gehirn war wie eingefroren. Ich konnte mich nicht auf diese alten Anaconda-Geschichten und auf Miss Claudias letzten Wunsch konzentrieren. Petra war verschwunden, das lähmte alle meine Gedanken. Wenn das nicht gewesen wäre, wäre ich sofort zur Schuhmacherwerkstatt von Curtis Rivers gefahren und hätte dort so lange gewartet, bis Sawyers-Kimathi herauskam. Und dann hätte ich sie mit all meiner Energie überzeugt, mir zu sagen, was aus Lamont-Lumumba geworden war. Aber solange Petra verschwunden war, hatte ich dazu nicht die Kraft.
    Ich schloss das Browserfenster. Das Suchprogramm war fertig. Es hatte für die zehn Tage, die ich angegeben hatte, über tausend Webseiten gefunden. Ich fing an, die Liste auf dem Bildschirm zu scrollen, und war selbst verblüfft, wie viel Zeit ich im Netz verbracht hatte. Ich brauchte fast zwanzig Minuten, um die Seiten zu finden, die Petra besucht hatte, aber als ich sie einmal gefunden hatte, war es leicht, ihren Weg zu verfolgen. Sie hatte ihren Myspace-Account aktualisiert. Allerdings hatte sie sich nicht als Petra Warshawski eingeloggt. Ihre Seite lief unter dem Namen Campaign Girl .
    Um Petras Postings lesen zu können, musste ich mir eine eigene Myspace-Seite erstellen. Ich registrierte mich unter Peppys vollem Namen: Prinzessin Scheherazade von DuPage. Sogar eine E-Mail-Adresse verpasste ich ihr. Allmählich begriff ich, warum die Leute Myspace so gern benutzen. Es machte mir Spaß, Peppys Biografie zu entwerfen und ihre Hobbys zu nennen, einschließlich ihres Lieblingslieds – You Ain’t Nothin’ But a Hound Dog. Es befreite mich von den Gedanken an mein düsteres, chaotisches Büro und der Angst um meine Cousine. Zwanzig Minuten lang war ich in einem selbst geschaffenen Fantasia-Land.
    Campaign Girl liebte Natalie Walkers Urban Angel. Sie hatte fünfhundert Freunde. Um die Nachrichten derer zu lesen, die sie ihr schickten, hätte ich Petras Passwort gebraucht, und um das herauszufinden, hätte ich sie besser kennen oder spezielle Programme einsetzen müssen, mit denen ich mich nicht auskannte. Also beschränkte ich mich darauf, die Beiträge zu lesen, die sie selbst veröffentlicht hatte.
    Sie fing mit einer Erklärung an, warum sie ihre Postings nicht unter ihrem eigenen Namen ins Netz stellen konnte. Sie arbeite bei einer wichtigen Wahlkampagne für den Senat mit, erklärte sie ihren fünfhundert »Freunden«, und deshalb dürfe sie weder ihren noch den Namen des Kandidaten erwähnen, damit ihre Äußerungen der Kampagne nicht versehentlich schaden könnten.
    »Also bin ich für die nächste Zeit nur das Campaign Girl . Und ihr, meine Freunde, macht bitte, bitte nicht den Fehler, mich bei meinem richtigen Namen zu nennen. Außer natürlich, ihr wollt, dass ich meinen Job loswerde. Und das gilt besonders für dich, Hank Albrecht, der wieder den langweiligen alten Janowic im Senat sehen möchte. Mein Kandidat wird deinen schlagen, sogar wenn er eine Hand hinter dem Rücken hält. Darauf hab ich ’ne Flasche Bier gewettet.« Ich schaute nach, wer Hank Albrecht war. Er war mit Petra auf dem College gewesen und arbeitete für den Amtsinhaber Janowic.
    Ein paar Tage später schrieb Petra über ihre Arbeit für Brian Krumas, den sie immer nur »ihren« Kandidaten nannte. »Ich weiß, dass ihr Vegetarier da draußen mich für ein ganz böses Mädchen haltet, aber ich bin wirklich gern die Fleisch-Prinzessin, die am Sonntag jede Menge Würstchen und Koteletts zum Barbecue mitbringt. Vor allem natürlich für meine Kollegen bei der Kampagne. Wer hätte gedacht, dass Arbeit so viel Spaß machen kann? Ich bin damit beschäftigt, die Blogs zu lesen und nach negativen

Weitere Kostenlose Bücher