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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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bewusstlose Frau, die am Tropf hing und in kurzen, flachen Stößen atmete. Ein Überwachungsgerät piepte in regelmäßigen Abständen. Um wenigstens die Illusion von Diskretion zu schaffen, zog ich den Vorhang zwischen den beiden Betten zu.
    »Unsere Angelegenheit interessiert Sie wohl nicht mehr besonders«, sagte Miss Ella. »Sie haben unser Geld genommen, aber Sie haben Lamont nicht gefunden. Und wie es scheint, haben Sie auch seit Wochen schon nicht mehr nach ihm gesucht.«
    »Ich glaube, Ihre Schwester möchte mich sprechen«, sagte ich so sanft wie möglich. »Wie geht’s ihr?«
    »Etwas besser«, sagte die Seelsorgerin. »Miss Ella sagt, sie hat auch ein bisschen Eiscreme gegessen.«
    Miss Claudia schlief, und ihr Atem war ähnlich abgehackt wie der ihrer Bettnachbarin. Ich setzte mich auf die Bettkante, ignorierte Miss Ellas empörtes Knurren und griff nach Miss Claudias linker Hand.
    »Meine Name ist V. I. Warshawski, Miss Claudia«, sagte ich mit tiefer, deutlicher Stimme. »Ich bin die Detektivin, die nach Lamont sucht. Sie haben Pastorin Karen gesagt, dass Sie mich sehen wollen.«
    Miss Claudia bewegte sich, wachte aber nicht auf. Ich wiederholte die Sätze noch mehrfach. Und schließlich flatterten ihre Augen und öffneten sich.
    »’tiv?«, fragte sie.
    »Ich habe Steve gefunden«, bestätigte ich.
    »Sie fragt, ob Sie die Detektivin sind«, korrigierte mich Miss Ella.
    »Ich bin die Detektivin, Miss Claudia. Ich habe Steve Sawyer gefunden. Er ist sehr krank. Er war vierzig Jahre lang im Gefängnis.«
    »Schlimm. ’mont?«
    Ich hielt ihre Hand noch etwas fester. »Curtis … Sie erinnern sich noch an Curtis Rivers? Curtis sagt, dass Lamont tot ist. Aber er weiß nicht, wo er begraben ist. Er sagt, dass Johnny Merton es weiß.«
    Ihre Finger bewegten sich in meiner Hand.
    »Die Anacondas!«, sagte Miss Ella. »Ich wusste, dass es diese Gangster gewesen sind.«
    »Ich glaube nicht, dass Johnny Merton ihn getötet hat, aber er weiß, was mit ihm passiert ist.« Ich sprach sehr langsam und fragte mich, ob Claudia mich verstand. »Ich werde versuchen, ihn dahin zu bringen, dass er’s mir erzählt.«
    Miss Ella verzog das Gesicht. »Sie versuchen alles Mögliche, und das Ergebnis ist immer dasselbe: gar nichts.«
    Ich versuchte gar nicht erst, darauf zu antworten und sah sie auch nicht an, sondern konzentrierte meine ganze Aufmerksamkeit auf ihre Schwester. Miss Claudia lag jetzt ganz still, sie holte ganz bewusst tief Luft und schien sich auf eine größere Anstrengung vorzubereiten. »Bibel«, sagte sie schließlich klar und deutlich. »Lamont Bibel … Sie nehmen.«
    Sie drehte ihren Kopf auf dem Kissen, um mir zu zeigen, was sie damit meinte. Die rote Familienbibel lag direkt neben ihr auf dem Nachttisch. »’Mont finden. Er tot, mit ihm begraben. Er lebt, ihm geben.« Wieder ein tiefer Atemzug und eine gewaltige Anstrengung. »Versprechen?«
    »Ja, ich verspreche es Ihnen, Miss Claudia.«
    »Lamonts Bibel?« Miss Ella war empört. »Das ist die Familienbibel, Claudia. Du kannst doch nicht –«
    »Still, Ellie.« Aber die Anstrengung war zu viel für Miss Claudia, und sie sank in ihr früheres, schwaches Murmel zurück. »’eiße Frau, ’eiße ’tiv. Will ich geben.«
    Miss Claudia beobachtete mich genau, bis sie sicher war, dass ich die Bibel genommen und in die Tasche gesteckt hatte. Dann schloss sie die Augen und atmete keuchend.
    Dass die Bibel nicht in ihren Händen gelandet war, löste bei Miss Ella einen Schwall von Beschimpfungen aus. Ihre Schwester sei immer schon leichtsinnig gewesen und habe Lamont verwöhnt. Sie habe sich auf ihr gutes Aussehen verlassen und gar nicht wahrgenommen, wie hart ihre Schwester arbeiten musste.
    Wenn ihre Worte zu Miss Claudia durchdrangen, dann ließ sie sich das nicht anmerken. Sie war völlig erschöpft von der Anstrengung, mir zu sagen, was sie zu sagen hatte. Dass sie nicht schlief, sah ich nur daran, dass sich ihre Lider immer wieder flatternd öffneten und ihre Augen sich auf mein Gesicht und die rote Bibel richteten, die mit einer Ecke aus meinem Overall ragte.
    Ich hielt immer noch ihre Hand, und um sie zu beruhigen, sang ich ihr das Schlaflied vom Schmetterling vor, das ich von meiner Mutter kannte:
    Gira qua e gira là, poi si resta supra un fiore;
    Gira qua e gira là, poi si resta supra spalla di Papà.
    Miss Ella zog verächtlich die Nase hoch, aber ich sang die Geschichte vom Schmetterling, der hin und her fliegt und sich mal auf eine

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