Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball
in Gefahr gebracht, sondern auch meins. Und wenn du mir vor einem Monat gesagt hättest, was man von dir verlangt, könnte Schwester Frances heute noch leben! Wie viele Leute müssen noch sterben, um deinen Vater zu schützen?«
Wir starrten uns an, als ob wir uns prügeln wollten, als vor der Hütte laute Schritte durchs Unterholz krachten. Das war nicht bloß Elton. Das waren mehrere Männer!
Ich schob die Tür einen Spaltbreit auf und sah die Lichtkegel von zwei Taschenlampen. Es war schon fast dunkel, nur ein schwacher Widerschein der Sonne erhellte noch den Himmel. Ich packte Petra am Arm und legte ihr die Hand auf den Mund.
Der Umschlag mit den Bildern! Die Negative durften nicht in die falschen Hände gelangen, was immer auch mit mir geschah. Ich packte einen schwarzen Müllsack, der zur Isolierung unter den Schlafsäcken lag, steckte den Umschlag hinein und rollte ihn zu einem festen Bündel zusammen, das ich in eine Lücke unter den Brettern schob.
Dann zog ich meine Smith & Wesson aus dem Holster und flüsterte Petra ins Ohr: »Wenn ich Los! sage, duckst du dich, sprintest den Abhang hinunter und springst in den Fluss! Schwimm auf die andere Seite, und dann geh zu Onkel Sal!«
Es war kein besonders genialer Plan, aber mehr fiel mir nicht ein. Wir hatten ein gewisses Überraschungsmoment auf unserer Seite, und die Männer würden vielleicht nicht gleich auf Petra schießen. Ich sah die großen, schreckgeweiteten Augen in ihrem blassen Gesicht. Die Muskeln an ihrem Hals spannten sich, aber sie nickte.
»Ist das die Hütte?« Das war die Stimme von Dornick.
»Ja, Sir, das ist sie.« Elton war kaum zu hören. Er schien vor Angst zu zittern.
»Was für ein Drecksloch! Du bist ein Stück Scheiße, weißt du das?« Dornick war voller Verachtung, schien sich aber bestens zu amüsieren. »Los, mach die Tür auf! Ich möchte das Mädchen sehen.«
»Sie haben gesagt, dass Sie ihr nichts tun würden«, bettelte Elton. »Sie haben gesagt, Sie wollten bloß mit ihr reden.«
»Stimmt genau, Schmutzfink! Wir tun niemandem weh! Das Mädchen muss bloß nach Hause.« Das war ein anderer Mann, dessen Stimme ich nicht kannte, und als er lachte, hörte ich im Hintergrund noch ein paar andere Männer: Dornick und zwei oder drei weitere. Das musste sein »Team« sein.
Petra stand dicht hinter mir. Ihr Herz pochte so heftig, dass ich es an meinen Schulterblättern spürte. Ich griff nach hinten, um ihre Hand zu drücken.
Die Tür des Schuppens ging auf. Das Licht einer Taschenlampe fiel auf die Schlafsäcke, bewegte sich durch die Dunkelheit und fand schließlich meine Füße. Ich sprang nach vorn, rollte ab und riss den Mann mit der Taschenlampe zu Boden.
»Los!«, schrie ich und rollte weiter, sodass der zweite Lichtkegel mir folgen musste. Ich hörte, wie Petra ins Dunkel hinaussprang, und feuerte einen ungezielten Schuss über die Köpfe der Männer ab, um ihr Deckung zu geben. Ich hörte sie die Böschung hinunterkeuchen, das kurze Zögern und dann das Platschen, als sie ins Wasser sprang. Braves Mädchen!
Ich wollte ihr folgen, aber jetzt gingen plötzlich noch mehr Taschenlampen an, und jemand gab einen Schuss ab. Ich warf mich ins Gestrüpp, landete auf etwas Hartem, rollte sofort wieder zur Seite und feuerte blindlings auf die Lichter.
»Das ist Warshawski! Verdammt, wo ist das Mädchen?«
»Da ist jemand ins Wasser gesprungen!«
Der Mann, den ich zu Boden geworfen hatte, war inzwischen wieder aufgestanden, und ich sah, wie seine Taschenlampe aufs Wasser hinausleuchtete. Ein Schuss hallte über dem Fluss wider, und die Enten begannen zu schnattern und mit den Flügeln zu schlagen. Der Mann schoss erneut. Man hörte laute Rufe vom anderen Ufer.
Ich versuchte, weiter in Richtung des Wassers zu kriechen. Ein alter Reifen und zähes Dornengestrüpp hielten mich auf. Trotzdem bewegte ich mich auf den Knien und der linken Hand rückwärts, während ich die Pistole weiter auf die Männer mit den Taschenlampen gerichtet hielt. Weitere Schüsse, dann gab Dornick seinen Männern den Befehl, mich einzukreisen. Auf sein Kommando hin wurde ich von zwei Seiten gleichzeitig beschossen und musste mich dicht an den Boden drücken.
Ich kam noch ein, zwei Meter voran, aber dann richteten sich die Kegel der Taschenlampen aus allen drei Richtungen auf das Gebüsch, in dem ich mich versteckt hielt. Ich saß in der Falle wie ein gejagter Fuchs. Sie hatten irgendwelche Infrarotsucher oder Nachtsichtgeräte, mit denen sie mich
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